Adobe Aktienanalyse Thumbnail 2025

Sascha Junglas

Unternehmer, Investor & Head of Marketing

Adobe steht an der Schnittstelle von wachsendem Medienkonsum, Digitalisierung und künstlicher Intelligenz – drei Megatrends, die dieses Jahrzehnt prägen werden. Allerdings gibt es immer bessere Konkurrenzprodukte und künstliche Intelligenz könnte Design-Tools überflüssig machen.

Zusammenfassung

 🤖 Künstliche Intelligenz: KI stärkt Adobes Produkte und macht sie besser. Allerdings besteht Unsicherheit bei der Monetarisierung von KI-Tools und ob man ein Programm wie Photoshop überhaupt noch braucht, wenn ChatGPT das Bild einfach generieren kann.

📱 Wachsender Medienkonsum und Digitalisierung: Immer mehr Inhalte werden auf Social Media erstellt, Unternehmen bauen sich stärkere Online-Präsenzen auf, um mehr Kunden zu erreichen. Also mehr Bedarf Fotos, Grafiken oder Videos über Adobe-Tools zu erstellen.

🏰 Ökosystem: Adobes Stärke liegt nicht in den einzelnen Produkten, sondern in der Bündelung aller Tools, die man für professionelles Design benötigt. Dafür sind Kunden bereit einen deutlichen Aufpreis zu zahlen.

📊 Starkes Wachstum und solide Bilanz: Trotz mehrerer Bedenken, schreibt Adobe Rekordumsätze und -gewinne. Gleichzeitig sind die Kalifornier nettoschuldenfrei.

📈 Adobe Aktie fällt um 36 %: Aktuell ist man mit einem KGV von 27 historisch günstig bewertet.

Um herauszufinden, ob die Adobe Aktie kaufenswert ist, werden wir uns heute mit folgenden Fragen beschäftigen:

  • Ist die Adobe Aktie wirklich „günstig“ bewertet, oder täuscht der Schein?
  • Wie stark ist das Ökosystem und der Burggraben - ist Adobe sicher gegen aufstrebende Konkurrenten wie Canva?
  • Wird Adobe ein zentraler Profiteur von KI werden, oder regelrecht disruptiert vom Megatrend?
  • Kann Adobe das Wachstum der Vorjahre weiter fortsetzen?
  • Wo liegt der faire Wert der Adobe Aktie?

In dem Sinne wünsche ich dir viel Spaß bei der Analyse und Carpe Diem!

Übersicht

Bei einer Sache sind wir uns denke ich alle einig: die Welt wird immer digitaler. Es werden immer mehr Medieninhalte in Form von Grafiken, Bildern und Videos benötigt.

Diese Tendenz spiegelt sich auch in den Zahlen von Adobe wider, denn hier konnten sowohl Umsatz als auch die EBIT-Marge signifikant erhöht werden.

Adobe Umsatz mit EBIT Marge 2014 2024

1.1 Aktienkurs

Der Aktienkurs zeigt jedoch ein anderes Bild. Seit dem Höchststand 2024 ist die Aktie um 36 % und zwischenzeitlich sogar um 48 % eingebrochen.

2025 05 24 Adobe Aktienkurs Aktienfinder

Quelle: aktienfinder.net, Adobe (abgerufen am 24.05.2025)

Der Markt sieht Adobes Zukunft also deutlich weniger optimistisch als die äußerst erfolgreichen letzten 10 Jahre.

Geschichte

Nun, aber wie hat Adobe es geschafft, zum weltweiten Marktführer für Design-Software zu werden?

1982 Anfänge von Adobe

Adobe wurde 1982 von John Warnock und Charles Geschke gegründet, nachdem sie das IT-Unternehmen Xerox verlassen hatten. Ihr erstes Produkt war PostScript, eine Computersprache zur Beschreibung von Text und Bild für den Druck. Dadurch können professionelle Druckdokumente über einen normalen PC gestaltet werden - früher war dafür noch ein teures Spezialsystem notwendig.

1987 Expansion in den Design Software-Markt

Ab den 1990er Jahren expandiert Adobe in den Design-Software-Markt mit selbst entwickelter Software wie der Grafikdesign-Software Illustrator, aber auch mit etlichen Übernahmen wie dem Fotobearbeitungs-Programm Photoshop.

Im Jahr 2003 erscheint die erste Version der damaligen Creative Suite, also einem Bündel aus mehreren Adobe Programmen.

2012 Transformation zur Creative Cloud

In den Jahren 2012-2013 leitet Adobe einen der radikalsten Umbrüche der Unternehmensgeschichte ein: die Umstellung vom einmaligen Lizenzverkauf über die Creative Suite auf das Abo-Modell der Creative Cloud (SaaS). Dieser Wandel sorgt bei Adobe bis heute für stetig wachsende wiederkehrende Umsätze.

2010er Diversifikation durch Experience & Document Cloud

Im Laufe der 2010er expandiert Adobe stärker in den Markt für Marketing-Automatisierung und Analytics. In den 2020er Jahren gewinnt auch die Document Cloud mit Software für Dokumentenbearbeitung und Signierung einiges an Relevanz.

Seit 2023 KI-Zeitalter & neue Wettbewerbsdynamik

Seit 2023 implementiert Adobe künstliche Intelligenz in das Ökosystem, indem eigenständige Modelle wie Firefly entwickelt werden. Firefly wird sukzessive in Tools wie Photoshop, Illustrator und Express integriert, wodurch man generative KI inzwischen auch in diesen Programmen nutzen kann.

Allerdings ist KI gleichzeitig auch ein neuer Wettbewerber, da man nun hochwertige Grafiken und Bilder auch ohne ein professionelles Design-Tool wie Illustrator oder Photoshop erstellen kann.

Geschäftsmodell, Strategie & Burggraben

Nachdem wir nun ein grobes Bild von Adobe als Unternehmen bekommen haben, können wir jetzt die Mechanismen des Geschäftsmodells analysieren.

3.1 Ökosystem

Der zentrale Burggraben von Adobe ist das Ökosystem. Die Stärke liegt also nicht in den einzelnen Programmen, sondern in der Verzahnung aller Programme zusammen.

Lass uns den Nutzen des Ökosystems anhand eines Beispiels veranschaulichen:

Ein Modeunternehmen plant eine neue Kollektion für den Sommer.

Schritt 1: Fotos bearbeiten

Die Bilder aus dem Modelshooting werden um Licht, Farben und Schärfe in Lightroom optimiert. In Photoshop werden die Personen dann vom Hintergrund freigestellt und in eine neue Szene eingefügt, die wiederum von Firefly generiert wurde.

Schritt 2: Visuelle Inhalte erstellen

Ein Designer erstellt Social-Media-Grafiken in Illustrator und Adobe Express.

Schritt 3: Videoschnitt für Werbeanzeigen

Das Videoteam erstellt mehrere TikTok Werbeanzeigen im Videobearbeitungsprogramm Premiere Pro und fügt Videoanimationen aus dem Animationsprogramm After Effects hinzu. Die unterschiedlichen Clips werden in den Adobe Media Encoder übertragen und dort gesammelt für Social Media exportiert.

Schritt 4: Content-Ausspielung und Analyse

Das Marketingteam nutzt die Adobe Experience Cloud, um Inhalte über Social Media und E-Mail personalisiert auszuspielen. Performance-Metriken wie Klicks und Verweildauer werden in Adobe Analytics gemessen.

Als Kunde von Adobe bekommst du also alle Tools an die Hand, welche du für Design benötigst. Dies wird auch als „Best of Suite“ Lösung bezeichnet.

3.2 Best of Suite vs. Best of Breed

Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze wie Unternehmen ihre Software implementieren können.

Best of Suite: Ein Anbieter liefert alle Tools aus einer Hand, welche perfekt zusammenarbeiten.

Best of Breed: Die besten Einzellösungen werden von verschiedenen Anbietern kombiniert. Allerdings arbeiten die Tools nicht perfekt zusammen.

Adobe Best of Suite vs Best of Breed v2 1

Adobe setzt hier klar auf den Best of Suite Ansatz, was mehrere Vorteile mit sich bringt:

  • Einheitliches Design: Der Design-Stil sowie die Benutzeroberfläche sind in jedem Adobe-Programm sehr ähnlich, was die Navigation erleichtert.
  • Kompatibilität: Beispielsweise kann das Dateiformat .psd von Photoshop, ohne zusätzlichen Export in Premiere Pro eingefügt werden. Summiert man all solcher Kompatibilitäten zusammen, spart man sich ein gutes Stück Zeit.
  • Weniger Aufwand: Neben den geringeren Aufwand durch die Kompatibilität, lässt sich die Software auch einfacher zentral managen als mehrere einzelne Programme. Insbesondere der Initialaufwand, indem man sehr viele unterschiedliche Programme vergleichen muss, um ein eigenes „Ökosystem“ zusammenzustellen ist sehr hoch.

Oft wird der hohe Preis der Creative Cloud von mindestens 66,45 € pro Monat kritisiert. Berücksichtigt man aber die Kostenersparnis durch den geringeren Aufwand der oben aufgezeigten Vorteile, halte ich die Kritik zwar für berechtigt, aber oftmals für zu undifferenziert.

Ich nutze die Creative Cloud selbst und kann beispielweise in einem einzigen Abo-Paket Grafiken für die Aktienanalysen hier erstellen, Videos schneiden und teilweise auch Fotos die du hier siehst mit KI generieren.

Anstatt mir selbst ein komplexes System aus unterschiedlichen Tools zusammenzubasteln, zahle ich lieber etwas mehr für Adobe und kann mit der ersparten Zeit mehr Arbeit erledigen.

Und damit kommen wir zum nächsten Mechanismus – nämlich die unterschiedlichen Zielgruppen, die bedient werden.

3.3 1 Markt - 3 Zielgruppen

In vereinfachter Form kann man die Kunden im Design-Spektrum in drei Segmente gliedern:

Kundengruppe

Beispiele

Anforderungen

Bezahlbereitschaft

Professionelle-Kreative

Grafikdesigner, Videoproduzenten, Fotografen, Marketer

Hohe Funktionstiefe, Interoperabilität

Hoch

Semi-Professionelle

Influencer, Onlineshop-Betreiber

Ausreichende Funktionen und einfacher Zugang

Mittel

Gelegenheits-Nutzer

Hobbyfotograf, Etsy-Shop-Betreiber

Einfachheit und Schnelligkeit

Gering

Je professioneller es wird und desto mehr Geld mit den Anwendungen verdient wird, desto höher ist in der Regel auch die Bezahlbereitschaft der Kunden.

Das meiste Geld im Markt wird mit den professionellen Kunden verdient. Adobe ist hier sehr stark vertreten und erzielt mit 22.000 Enterprise Großkunden ca. 40% der Umsätze.

Nur ein kleiner Teil des Marktes, sorgt also für einen großen Teil des Umsatzes.

Adobe Kunden Adobe Summit 2025 scaled

Diese Tendenz erkennt man auch aus dem folgenden Auszug, wo viele namhafte Großkonzerne als Kunden wie Prada, AWS oder Volkswagen nach ihrer jeweiligen Branche aufgelistet werden:

Adobe Kunden 3 Adobe Summit 2025 scaled

Im unteren Marksegment sieht es jedoch anders aus.

Obwohl Adobe mit Express und Premiere Rush auch günstige Tools besitzt, ist man deutlich schwächer als Tools wie Canva oder CapCut positioniert.

Aktuelle Nutzerzahlen von Express und Premiere Rush sind nicht bekannt, weshalb wir die Anzahl der Bewertungen im App Store als Indikator für die Verbreitung nehmen:

App

Fokus

Anzahl Bewertungen

Bewertung (in Sterne)

Premiere Rush

Video

11.515

4,5

Express

Bild

24.925

4,7

CapCut

Video

81.914

4,7

Canva

Canva

171.772

4,8

Quelle: App Store, Stand Mai 2025

Nach diesem Maßstab halten die Adobe Apps zwar mit der Qualität der Bewertung mit, jedoch nicht mit der Quantität. Allein Canva ist auf Basis der Anzahl an Bewertungen 7-mal größer als Express.

Sollte sich dieser Trend weiter so fortsetzen, stellt dies ein enormes Disruptions-Risiko für Adobe dar. Was genau das bedeutet, erfährst du im späteren Verlauf der Analyse.

3.4 Verankerung als Industriestandard

Adobe ist bereits seit 1990ern Marktführer für Mediendesign-Software und hat sich entsprechend in Bildungseinrichtungen und Unternehmen als Industriestandard verankert.

Unternehmen

Sucht man auf Jobplattformen wie Stepstone mal nach dem Begriff Adobe, findet man allein im 30km Umkreis von Köln 95 Jobs die Adobe-Kenntnisse wünschen oder fordern.

Adobe Anforderung bei Stepstone 2025 05 10

Quelle: Stepstone (abgerufen am 10.05.2025)

Suche ich nach Canva komme ich auf 29 Treffer und bei Affinity auf gerade mal 3.

Diese Verankerung hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Design-Welt, da Designer gezwungen werden mit Adobe Programmen zu arbeiten, um einen spezifischen Job zu bekommen.

Bildungseinrichtungen

Adobe ist stark in Bildungseinrichtungen wie Hochschulen und Universitäten vertreten. Allein über 100 Universitäten werden als „Adobe Creative Campus“ gezählt.

Hier ein Auszug der Universitäten aus dem amerikanischen Raum:

Adobe Creative Campus Program

Quelle: adobeforeducation.com (abgerufen am 12.05.2025)

Neben den großen internationalen Universitäten gibt es noch viele weitere Großabnehmer von Lizenzen. Beispielsweise hat mein bester Freund sein Abitur mit Schwerpunkt auf Mediendesign abgeschlossen und währenddessen eine kostenlose Creative Cloud Lizenz von seiner Schule zur Verfügung gestellt bekommen. Adobe scheint hier also über das ganze Bildungssystem hinweg eine sehr starke Präsenz zu haben.

Insbesondere Bildungseinrichtungen haben hier einen maßgebenden Einfluss, da sie die Schüler in das Adobe Ökosystem hineinführen – also die Designer von morgen.

Diese Verankerung sorgt für einen soliden Burggraben.

3.5 Wiederkehrende Abo-Einnahmen

Seit der Umstellung von Einmalkauf auf das Abo-Modell hat sich Adobe vom zyklischen Lizenzverkäufer zu einem wachstumsstarken SaaS-Unternehmen mit stabilen, wiederkehrenden Cashflows entwickelt.

Dieser Wandel brachte einige Vor- und Nachteile mit sich:

Vorteile

Höhere finanzielle Stabilität: Wiederkehrende Einnahmen erhöhen Planungssicherheit.

Anpassung an Innovationszyklus: Erlaubt es Adobe, kontinuierlich Updates und neue Funktionen auszurollen, anstatt damit 12 Monate auf das nächste Produkt zu warten. Ideal in einem Markt, der von ständigem technischem Fortschritt und hohen Nutzererwartungen geprägt ist.

Geringere Einstiegshürde: Statt hoher Einmalzahlungen zahlen Kunden monatliche Gebühren – statt mit weit über tausend Euro, kann man nun mit etwa 66€ pro Monat starten.

Nachteile

Grundsätzlich hat der Wandel für Adobe nur einen einzigen, dafür aber einen sehr relevanten Nachteil:

Unzufriedenheit: Kauft man sich nur alle 4-5 Jahre die Creative Suite, ist man deutlich günstiger dran, als wenn man jedes Jahr mindestens 720€ an Adobe zahlt. Indem man ausschließlich ein Abo-Modell anbietet, entraubt man den Kunden selbst zu entscheiden, ob man die neuste Version haben will oder nicht.

Dies ist ein wesentlicher Grund warum Konkurrenten wie die Affinity Suite mit einem günstigen Einmalkauf große Beliebtheit erfahren und sich Adobe seitdem bei vielen Nutzern unbeliebt gemacht hat.

Abo-Modell: Fluch oder Segen?

Ich halte den Wandel jedoch für überwiegend positiv. Die Bereitstellung von Software über die Cloud oder KI können ausschließlich im Abo betrieben werden, da laufende Kosten in Form von verwendeter Rechenkapazität entstehen. Und da die Nachfrage nach Cloud-Software sowie generativer KI sukzessive steigt, ist Adobe mit diesem Modell gut positioniert.

Konkurrenten wie Affinity werden Probleme haben sich mit ihrem bisherigen Modell diesen Trends anzupassen.

Segmente & Produkte

Lass uns nun tiefer in das Adobe Ökosystem eintauchen und verstehen, wie die einzelnen Produkte funktionieren.

4.1 Segmente

Grundsätzlich kann man Adobes Umsätze in drei Segmente unterteilen:

Adobe Umsatz nach Segment 2025

Neben der Verteilung ist aber auch die Entwicklung der einzelnen Kategorien sehr interessant. Denn die Document Cloud konnte seit 2021 das stärkste Wachstum erzielen und sich fast verdoppeln.

Adobe Umsatz Kategorien FY2021 vs 2024

Auch wenn Acrobat ebenfalls in der Creative Cloud enthalten ist, betrachten wir diese im Folgenden isoliert, um die einzelnen Produktsegmente differenzierter analysieren zu können.

4.2 Creative Cloud

Die Creative Cloud bündelt über 20 Design-Anwendungen. Das Ziel ist es den gesamten kreativen Workflow mit einem Paket an Software bewältigen zu können.

Adobe Creative Cloud Programme Uebersicht 2025

Um ein Gefühl für die Software zu bekommen, lass uns das wahrscheinlich bekannteste Programm von Adobe im Detail betrachten – nämlich Photoshop.

Photoshop

Photoshop ist heutzutage Synonym für Bildbearbeitungs-Software. Vielleicht hast du schon mal in deinem Freundeskreis einen Spruch wie „Das Bild ist doch bestimmt gephotoshoppt!“ gehört.

„Photoshop“ wird heute also wie ein Adjektiv oder Verb benutzt, was als Beweis dafür gilt wie tief die Marke in unserer Gesellschaft verankert ist. Dieser Effekt nennt sich Deonymisierung – wie bei „googeln“ für Online-Suche oder „Tesa“ statt Klebeband.

In Photoshop kannst du unter anderem Lichter, Farben und Hauttöne optimieren sowie Objekte und Unreinheiten entfernen.

Die Benutzeroberfläche von Adobe ist über alle Programme hinweg relativ ähnlich gestaltet. Links sind die auswählbaren Werkzeuge und rechts dein Bearbeitungsfenster.

Photoshop Showcase 1

Mit dem Objektauswahl-Werkzeug erkennt Adobe mit einem Klick das jeweilige Objekt und markiert es. Geschafft wird dies durch integriertes Machine Learning, was Konkurrenten wie Affinity inzwischen jedoch auch liefern.

Photoshop Showcase 2

Nun kann ich über die integrierte Firefly KI mit einem Prompt einen Hintergrund generieren lassen.

Photoshop Showcase 3

Danach passe ich die Farben etwas an und habe ein (halbwegs) harmonisches Bild geschaffen. Mit einem besseren Ausgangsbild, mehr Zeitaufwand und vor allem mehr Design-Talent bekommt man hier selbstverständlich mehr hin.

Photoshop Showcase 4

Nichtsdestotrotz zeigt uns dieses Beispiel den Nutzen der Adobe Software sowie den großen Vorteil der integrierten KI.

4.3 Substance 3D

Substance 3D ist Adobes spezialisiertes Softwarepaket für die Erstellung, Texturierung und das Rendering von 3D-Inhalten.

Auf der entsprechenden Landing Page präsentiert Adobe 6 Apps, welche für zusammen 59,99 $ pro Monat angeboten werden.

Adobe Substance 3D Landing Page Apps

Steigende Nachfrage nach 3D-Medien im E-Commerce, Gaming, AR/VR und Produktdesign machen dieses Segment interessant. Das Segment wurde 2019 durch die Übernahme von Allegorithmic geschaffen und 2021 als Adobe Substance 3D veröffentlicht.

Die Programme wurden unter anderem in den Videospielen Watch Dogs 2, Rainbow 6 Siege und Uncharted 4 eingesetzt.

4.4 Document Cloud

Die Document Cloud besteht aus dem PDF-Tool Acrobat. Hier kannst du PDFs bearbeiten, kommentieren und unterschreiben.

Adobe hat nicht nur das PDF-Dokument erfunden, sondern dominiert es auch heute noch mit satten 650 Millionen monatlich aktiven Nutzern. Das bedeutet, dass ein Großteil der westlichen Unternehmen weltweit dieses Programm nutzen.

PDF Acrobat Nutzer Adobe Investor Summit Presentation 2025 scaled

Quelle: Adobe Investor Summit Presentation 2025

Nach Adobe soll es 3 Billionen PDF-Dokumente geben, wovon jährlich 400 Milliarden geöffnet werden. Das unterstreicht die Relevanz dieser Technologie.

4.5 Digital Experience Cloud

Mit der Digital Experience Cloud bietet Adobe Lösungen für datengetriebenes Marketing, Personalisierung und Automatisierung:

Tool

Bestandteil in Adobe

Beschreibung

Adobe Analytics

Seit 2012

Analysiert Nutzeraktivität auf Websites, in Apps und digitalen Kanälen und wertet diese grafisch aus.

Adobe Target

Seit 2013

A/B Testing Software: Es können unterschiedliche Versionen der gleichen Webpage angezeigt werden und erfasst werden, welche Seite bessere Ergebnisse liefert.

Adobe Journey Optimizer

Seit 2021

Marketing-Automatisierung per bspw. E-Mail oder SMS

4.6 Regionen

Adobe ist in allen Regionen weltweit aktiv, wobei die USA weiterhin den größten Anteil ausmachen. Insbesondere in der Asien-Pazifik-Region ist Adobe sehr schwach vertreten. Allerdings hat Adobe hier auch keine große Verankerung als Industriestandard, was mehr Raum für Konkurrenz lässt. Hier solltest du dir also nicht allzu hohe Hoffnungen machen.

In den letzten 5 Jahren gab es keine großartigen Veränderungen in der Verteilung.

Adobe Umsatz nach Region 2025

Künstliche Intelligenz - Wachstumstreiber oder Disruptor

Künstliche Intelligenz hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Designwelt, da viele manuelle Arbeiten nun mit künstlicher Intelligenz erledigt werden können

Adobe gehört zu den Unternehmen die mit am stärksten vom KI-Trend beeinflusst werden. Um schlussfolgern zu können, ob KI für Adobe ein Wachstumstreiber oder vielleicht doch eher ein zerstörerischer Disruptor ist, müssen wir sowohl Vor- und Nachteile analysieren.

5.1 KI als Wachstumstreiber

Adobe nutzt künstliche Intelligenz, um seine Produkte einfacher, effizienter und produktiver zu machen.

  • All-in-One Lösung: Wie wir am Beispiel von meinem Hund Lucky im vorherigen Abschnitt gesehen haben, muss ich nicht extra den Browser öffnen und über ChatGPT ein Bild generieren lassen, sondern kann alles direkt in Photoshop erledigen. Das sorgt für Komfort und Effizienz im Workflow.
  • Produktivität erhöhen: Lästige und zeitintensive Aufgaben werden von KI übernommen.
  • Komplexität sinkt: Indem KI viele Aufgaben automatisch übernimmt, benötigt man weniger Design-Kenntnisse, um solide Fotos oder Grafiken zu erstellen.
  • Preissteigerungen: Fortschreitende KI-Features können Preiserhöhungen rechtfertigen.
  • Rechtssicherheit: Firefly wird auf lizenzierten Daten von Adobe Stock trainiert. Dies schützt im Gegensatz zu anderen Modellen vor Abmahnungen, was im kommerziellen Bereich hochrelevant ist.

5.2 KI als Disruptor

  • Wertverlust klassischer Profifunktionen: Wozu brauche ich ein teures Profiprogramm, wenn eine KI per Prompt den Großteil des Designs so schon erstellt?
  • Weniger Lizenzen werden gebraucht: Nehmen wir mal an der Produktivitätsgewinn durch KI ist so hoch, dass die Arbeit doppelt so schnell erledigt werden kann. Hört sich gut an, bedeutet aber auch, dass theoretisch nur noch halb so viele Mitarbeiter – also halb so viele Adobe Lizenzen benötigt werden.
  • Selbstkannibalisierung: Warum eine Grafik extra in Illustrator erstellen, wenn ich eh alles über Firefly machen kann?
  • Zunehmende Erwartungshaltung: Nutzer fordern künftig mehr KI bei gleichbleibendem Preis – was die Margen erodieren lassen könnte. Künstliche Intelligenz erfordert einiges an kostenintensiver Rechenleistung.

5.3 Zwischenfazit

Nun, ist KI jetzt eher gut oder schlecht für Adobe? Lass und die Entwicklung dafür vorerst aus Perspektive des Buches Innovators Dilemma von Clayton M. Christensen bewerten.

Innovators Dilemma

Eine disruptive Technologie besitzt erhebliche Vorteile gegenüber der vorherigen Technologie und startet meistens immer im unteren Marktsegment. Deshalb reicht das Argument „Aber Adobe verdient doch eh das meiste Geld mit Enterprise Kunden.“ nicht aus. Disruptive Technologien gewinnen Schritt für Schritt an Akzeptanz, bis sie irgendwann an der Spitze ankommen.

🚨 Konkurrenz macht Druck: Disruptoren bieten ihre Technologie zumeist im niedrigeren Funktionsumfang für einen deutlich geringeren Preis an. Canva oder ChatGPT erfüllen diese Kriterien.

📈 Aber Adobe schläft nicht: Adobe hat ein eigenes KI-Modell mit Firefly entwickelt und dieses bereits erfolgreich in die eigene Software integriert. Außerdem wird Adobe Express als Konkurrenzprodukt zu Canva in den strategischen Fokus gestellt.

Ein klares ja oder nein wirst du von mir nicht bekommen. Das Thema ist zu komplex, um eine eindeutige Prognose zu treffen. Hier musst du selbst abwägen wie hoch du das Ausmaß und die Eintrittswahrscheinlichkeit der jeweiligen Chancen und Risiken einschätzt.

Meiner Meinung nach werden viele Workflows in der Zukunft aber ähnlich aussehen, wie das Hundebild-Beispiel aus dem vorherigen Abschnitt. Das bedeutet KI ersetzt nicht den gesamten Workflow, sondern übernimmt einen Teil davon und verbessert ihn.

Ich denke KI wird hier einen neutralen bis leicht negativen Effekt haben. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass KI auch Desaster-Potenzial hat und ein Großteil des Geschäftsmodell disruptieren könnte.

 Management & Aktionärsstruktur

6.1 Management

Adobes aktueller CEO ist Shantanu Narayen. Vor seinem Eintritt bei Adobe war Narayen in unterschiedlichen Unternehmen tätig.

Shantanu Narayen CEO Adobe

Quelle: Brian Cummings Photography 2016 (CC BY-SA 4.0)

Berufliche Laufbahn: Narayen arbeitet in einem Elektrotechnik-Startup im Silicon Valley, 6 Jahre bei Apple und diversen anderen Unternehmen.

Karriere bei Adobe: Im Jahr 1998 startet Narayen bei Adobe als Senior Vice President of Worldwide Product Development und arbeitet sich bis Ende 2007 zum CEO hoch. Narayen ist also bereits seit ordentlichen 27 Jahren im Unternehmen und seit 18 Jahren CEO.

Rolle als Innovator: 2012-2013 leitet Narayen die zukunftsweisende, aber auch riskante Transformation zum Abo-Cloud Geschäftsmodell ein. Adobes Erfolg seit diesem Wandel zeigt, dass Narayen in der Lage ist, dass Unternehmen durch einen schwierigen Umbruch zu leiten.

Vergütung

Fixgehalt

1.500.000$

Performance-basierte Barvergütung

2.940.000$

Aktienbasierte Vergütung

46.349.135$

Sonstige Vergütung (z. B. Sicherheit, Jet)

1.601.047$

Vergütung gesamt

52.390.182$

Anteil Vergütung am EBIT

0,65%

1.500.000$ (2,86%) Fixgehalt: Typisch für große Tech-Aktien aus den USA, erhält Narayen ein relativ geringes Fixgehalt mit 1,5 Mio. USD.

2.940.000$ (5,61%) Performance-basierte Barvergütung: Vergütung auf Basis der 1-Jahres Performance von Adobe nach Umsatz und non-GAAP Gewinn pro Aktie.

1.601.047$ (3,06%) Sonstige Vergütung: Narayen erhält sonstige Vergütung in Form von anfallenden Kosten für Security oder Privatjetflügen.

46.349.135$ (88,47%) Aktienbasierte Vergütung: 30% der Aktien werden über 4-Jahre vested, während die restlichen 70% Performance-basiert sind und auf Kurs- und Umsatzzielen basieren.

Teures Vergütungsprogramm: Dafür das Adobe deutlich kleiner als die anderen großen Tech-Unternehmen ist, bekommt der CEO eine relativ großzügige Vergütung. Während Narayen etwa 52,4 Mio. USD an Vergütung erhält, liegt diese beim Amazon Chef Andy Jassy bei gerade mal 40,1 Mio. USD. Die Vergütung macht 0,65% des EBITs aus, was sehr hoch ist.

Dafür ist nur ein geringer Teil der Vergütung kurzfristig orientiert. Über 88% der Vergütung basiert auf mittelfristiger Aktienvergütung über 4 Jahre, was einen positiven Anreiz setzt.

In Summe ist das Vergütungsprogramm mittelmäßig bis leicht negativ.

Beteiligung

Narayen hält 388.126 Adobe Aktien, was einer Beteiligung von etwa 148,8 Mio. USD entspricht. Der gebürtige Inder besitzt damit etwa 0,09% des Unternehmens.

Angesichts seiner Vergütung und dafür das er bereits seit 18 Jahren CEO ist, halte ich die Beteiligung für eher gering. Ich gehe stark davon aus, dass er sein Privatvermögen auf weitere Vermögenswerte streut.

Wie stark seine Adobe-Beteiligung an sein Privatvermögen gekoppelt ist, bleibt unbekannt. Nichtsdestotrotz ist er durch seinen Vergütungsplan sowie seiner Beteiligung am langfristigen Wohlergehen des Unternehmens interessiert und wird dazu animiert langfristig sinnvolle Entscheidungen für uns Aktionäre zu treffen.

6.2 Aktionärsstruktur

Aktionär

Beteiligung

Vanguard Fiduciary Trust Co.

9,5%

BlackRock Advisors LLC

6,9%

State Street Corp.

4,7%

Geode Capital Management LLC

2,5%

Die einzig relevanten Aktionäre sind große Vermögensverwalter wie Vanguard oder BlackRock, die meist eher passiv agieren.

Damit besitzt Adobe keinen wertvollen Ankeraktionär.

Konkurrenzanalyse

Adobe war mindestens die letzten 20 Jahre unangefochtener Marktführer. Dies scheint sich nun aber zu ändern.

Grundsätzlich hat Adobe drei Arten an Konkurrenten:

Design-Software Anbieter: Hierbei handelt es sich um direkte Konkurrenz, die mit ihren Produkten den gleichen Nutzen wie Adobe abdecken wollen.

KI-Anbieter: Viele Chat Bots bieten die Möglichkeit Fotos, Grafiken und sogar Videos per Prompt generieren zu lassen – ohne eine komplexe Design-Software zu brauchen.

Social Media Plattformen: Social Media Plattformen wie Meta und TikTok verbessern stetig ihren integrierten Editor. Warum extra für eine Design-Software zahlen, wenn ich es kostenlos an der Quelle selbst bekomme?

7.1 Canva

Canva besteht aus dem gleichnamigen Bild- und Videoeditor Canva sowie der Affinity Suite. Im Jahr 2024 erzielt man bereits einen Umsatz von 2,5 Mrd. USD.

Canva

Bereits im Januar 2024 zählt Canva satte 170 Millionen monatlich aktive Nutzer. Canva ist bekannt geworden als kostenlose Bildbearbeitungs-Software, wird inzwischen aber auch von Großunternehmen wie PayPal oder Salesforce genutzt.

Vom Pricing her ist Canva in Relation zur Adobe Creative Cloud äußerst günstig. Auch wenn das selbstverständlich kein fairer Vergleich ist, reicht eben das Canva Abo für viele Nutzer bereits aus.

Allerdings muss man auch anmerken, dass Adobe Express sogar günstiger als Canva ist.

Zielgruppe: Canva ist für Nutzer mit niedrigen bis moderaten Funktionsanforderungen ausgelegt.

Affinity

Im März 2024 wurde Serif als Eigentümer der Affinity Suite von Canva übernommen.

Affinity bietet insgesamt drei professionelle Design-Tools, welche entweder separat oder in einem Paket erworben werden können.

Affinity Designer: Vektor-Grafikprogramm zur Erstellung von Logos, Icons und Illustrationen. Ersatz für Illustrator.

Affinity Photo: Bildbearbeitung-Programm für Retusche an Bildern, Farbkorrekturen und Fotomontage. Ersatz für Photoshop.

Affinity Publisher: Publishing-Programm um Layouts, Magazine, Broschüren oder Bücher zu konzipieren. Ersatz für inDesign.

Die Programme genießen aufgrund ihrer geringen Komplexität, hohen Benutzerfreundlichkeit und insbesondere ihrer günstigen Preisgestaltung hohe Beliebtheit.

So kann ich die gesamte Affinity Suite für gerade mal 180€ kaufen und damit auch besitzen. Bei Adobe bekomme ich damit gerade mal 2 Monate lang die Creative Cloud gemietet.

Affinity Pricing 2025 05 16

Die Benutzeroberfläche von Affinity Photo wirkt wie ein Klon von Photoshop mit besserem Design.

Affinity Photo UI 2025

Quelle: Eigener Screenshot aus Affinity Photo

Affinity Photo deckt in etwa 80% der relevantesten Features von Photoshop ab, was für viele Designer bereits ausreichend ist.

7.2 DaVinci Resolve

DaVinci Resolve ist eine professionelle Software für Videoschnitt, Farbkorrektur, Audio und Animationen. Damit handelt es sich um ein Konkurrenzprodukt zu Premiere Pro und After Effects.

Der große Vorteil von DaVinci? Der Preis.

Denn DaVinci Resolve lässt sich einmalig für nur 355€ erwerben und ist sogar kostenlos in einer abgespeckten Version verfügbar.

7.3 OpenAI (ChatGPT, DALL-E etc.)

OpenAI bietet neben vielen weiteren KI-Anbietern Tools wie Bildgenerierung per Text-Prompt.

ChatGPT Prompt Beispiel Bildgenerierung

Quelle: Eigener Screenshot aus ChatGPT

Wenn die Bildgeneration bereits in einem KI-ChatBot integriert ist den man sowieso schon nutzt, warum dann nochmal extra für die Adobe Firefly KI zahlen?

Die umfangreichere kostenpflichtige Version liegt bei 20 USD pro Monat.

7.4 Apple Final Cut Pro

Auch Apple bietet ein Pendant zu Premiere Pro mit dem Video-Editor Final Cut Pro. Dieses Tool kannst du bereits für 299,99€ kaufen – bei Adobe zahlst du das bei Premiere Pro pro Jahr.

7.5 CapCut

CapCut ist eine Freemium Video-Editing-App von ByteDance, dem Mutterkonzern von TikTok.

Hier lassen sich schnell und einfach Videos schneiden, Animationen hinzufügen und Untertitel generieren.

Es existiert eine abgespeckte Version die kostenlos ist sowie eine kostenpflichtige Version mit mehr Funktionen für 15€ pro Monat.

TikToks eigener Editor besitzt ebenfalls einige Features und wird mit Sicherheit auf CapCuts Technologie basieren.

7.6 Zwischenfazit

Adobe besitzt nach wie vor ein sehr starkes Ökosystem und einen soliden Burggraben – aber der Konkurrenzdruck wächst.

Adobe muss zukünftig mit Express sowie der integrierten KI in der Creative Cloud unter Beweis stellen, dass sie die Marktführerschaft und das Wachstum halten können.

Da Adobe keinen relevanten börsennotierten Konkurrenten hat, verzichten wir hier auf einen Kennzahlenvergleich.

Zahlenanalyse

8.1 Umsatzwachstum

Adobe konnte in den letzten 12 Jahren starkes Umsatzwachstum von durchschnittlich 14,1% pro Jahr erzielen. Bemerkenswert ist, dass das Wachstum der letzten 5 Jahre ebenfalls noch bei 14,0% pro Jahr liegt.

Adobe Umsatz 2008 2024

8.2 EBIT-Wachstum

Für die Bereitstellung der Software zahlt man primär für Datenzentren und technische Verwaltung, was für eine extrem hohe Brutto-Marge von 88,3% sorgt.

Der Rest des Budgets geht in Forschung & Entwicklung, Marketing & Verkauf sowie die Verwaltung.

In Summe kommt man damit auf eine sehr hohe und stetig steigende EBIT-Marge.

Adobe EBIT 2014 2024

Mit steigendem Konkurrenzdruck ist jedoch fragwürdig, ob die Margen weiterhin so wachsen bzw. überhaupt gehalten werden können.

8.3 Free Cash Flow Wachstum

Adobes Geschäftsmodell braucht nur sehr wenig Kapital zum Wachsen. Die einzig höher ausfallenden Investitionen werden gelegentlich für Übernahmen und Beteiligungen verwendet.

8.4 Dividenden

Adobe hat Anfang der 2000er eine marginale Dividende ausgeschüttet. Dies wurde nach dem Antritt von Narayen aber schnell wieder abgeschafft, um mehr Kapital für Wachstum zu nutzen.

8.5 Aktienanzahl

Dafür hat Adobe Seit 2013 aber regelmäßig Aktienrückkäufe getätigt. In den letzten 10 Jahren ist die Aktienanzahl um 1,5% pro Jahr gesunken, was ein sehr guter Wert ist.

Adobe Anzahl Aktien 2015 2025

8.6 Bilanzanalyse

Lass und nun in Adobes Bilanz eintauchen und analysieren wie solide die finanzielle Stabilität hier ist.

Nettofinanzschuldenfrei: Adobe besitzt keine Nettofinanzschulden und hat sogar eine Nettofinanzposition von 872 Mio. USD.

Zinskostendeckungsgrad: Mithilfe des aktuellen EBITs könnte Adobe 47,2-mal die anfallenden Zinskosten auf die Finanzverschuldung begleichen. Das ist ein außerordentlich guter Wert.

Goodwill: Der Goodwill ist ein Preisaufschlag bei einer Übernahme für fiktive Vermögenswerte wie Kundenbeziehungen, starke Marken oder Netzwerkeffekte. Bei Adobe macht der Goodwill 42,3% der Bilanz aus, was einen erhöhten Wert darstellt. Ein Großteil des Goodwills kommt von Übernahmen für das Experience Segment. Abgesehen von der Figma-Übernahme verfügt Adobe über einen sehr soliden Track Record bei Akquisitionen. Entsprechend bewerte ich den daraus resultierenden Goodwill als nachvollziehbar und nicht übermäßig kritisch.

Zusätzlich hat Adobe extrem niedrige Fixkosten und braucht nur sehr wenig Kapital zum Wachsen. Adobe ist hochprofitabel und erzielt wiederkehrende Umsätze, was für eine enorme finanzielle Stabilität sorgt.

SWOT

Angekommen bei der SWOT-Analyse, analysieren wir die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Adobe Aktie.

Lass uns nun unsere Analyseergebnisse innerhalb der vier Kategorien zusammenfassen und schauen, wie stark das Chancen-Risiko-Profil der Kalifornier ist.

Stärken

Starten wir mit den Stärken der Adobe Aktie. Nun, was grenzt Adobe von der Konkurrenz ab?

  • Finanzielle Stabilität: Adobe ist nettoschuldenfrei, hat geringe Fixkosten, geringen Investitionsbedarf, ist hochprofitabel und erwirtschaftet wiederkehrende Cashflows. Mehr finanzielle Stabilität geht kaum.
  • Verzahntes Ökosystem: Kein Unternehmen hat ein derart breit aufgestelltes und kompatibles Design-Ökosystem wie Adobe.
  • Industriestandard: Adobe ist tief in Unternehmen, Agenturen und Bildungseinrichtungen verankert. Viele Designer lernen Adobe bereits in Schule oder Studium kennen – was zu einem gewissen Lock-in-Effekt führt.
  • Eigene KI: Adobe hat früh auf rechtssichere, kommerziell nutzbare KI-Modelle gesetzt und diese tief ins eigene Ökosystem integriert.

Schwächen

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Werfen wir einen Blick auf die Schwachstellen der Adobe Aktie.

  • Wenig Akzeptanz im unteren Marktsegment: Adobe Express hat sich gut entwickelt über die Jahre, ist aber noch auf keinem Level wie Canva. Es ist fragwürdig, inwiefern Adobe sich hier langfristig etablieren kann.
  • Unbeliebtheit des Abo-Modells: Viele Kunden sind sehr unzufrieden mit der Preispolitik sowie den teilweise fragwürdigen Geschäftspraktiken von Adobe, wo inzwischen sogar die FTC gegen vorgeht. Das ebnet den Weg für Konkurrenten wie Affinity mit Einmalkauf.
  • KI hat Ausbaubedarf: Die integrierte KI in Adobes Software ist zwar hilfreich, fühlt sich bisher aber noch nicht wirklich ausgereift an. Obwohl Adobe bereits 2 Jahre Zeit hatte, hat sich hier nur mäßig etwas getan.
  • Alte Strukturen verlangsamen Innovation: Adobe ist eines der ältesten Software-Unternehmen, die existieren. Auch wenn man sich sehr gut an die Zeit anpassen konnte, sind Programmcode, die technische Infrastruktur sowie interne Prozesse im Unternehmen historisch gewachsen und zunehmend komplexer geworden. Dies erschwert es im Gegensatz zu jungen Konkurrenten wie Canva oder Figma schnelle und radikale Innovationen umzusetzen.

Chancen

Fassen wir die wichtigsten Wachstumspotenziale der Adobe Aktie zusammen:

#1 Wachsende Digitalisierung

Unsere Welt wird immer digitaler. Damals war es die Visitenkarte, heute ist es die Website. Damals war es der Laden um die Ecke, heute ist es der Online-Shop. Unternehmen schreiben Blog-Artikel, bauen Landing-Pages oder laden ansehnliche Produktfotos hoch.

Und damit genau diese Maßnahmen maximale Wirkung erzielen, benötigt man hochwertige Bilder, Grafiken und Videos. In anderen Worten: erhöhte Nachfrage nach Design-Software.

Auch wenn die Digitalisierung an der ein oder anderen Stelle noch Aufholbedarf hat, ist sie insbesondere in Adobes Kernmarkt den USA bereits gut fortgeschritten. Deshalb sollte man diese Chance nicht überschätzen.

Eintrittswahrscheinlichkeit: Hoch

Auswirkungsgrad: Mittel

#2 Steigender Medienkonsum

Insbesondere aber der steigende Social Media Konsum spielt hier eine große Rolle. Immer mehr Leute kommen auf Social Media Apps und verbringen dort auch immer mehr Zeit.

Schauen wir uns die Entwicklung der täglich aktiven Nutzer aller Meta-Apps (Facebook, Instagram, WhatsApp & Co.) an, erkennen wir einen eindeutigen Aufwärtstrend. Trotz des hohen Niveaus haben wir hier noch Wachstumsraten von etwa 5% pro Jahr. Allerdings sehen wir schon heute einen rückläufigen Trend.

Meta Social Media User Anzahl

Außerdem habe ich im Gespräch mit jüngeren Menschen schon mitbekommen, dass eine Screen-Time von 4-6 Stunden pro Tag keine Seltenheit, sondern eher die Regel ist.

Ist aber auch klar, Algorithmen werden besser und die Aufmerksamkeitsspanne sinkt. Eine Stunde lang ohne Instagram-Pause ein Buch zu lesen ist für viele (junge) Menschen heutzutage undenkbar. Aber selbst bei älteren Menschen in meinem Umkreis, erkenne ich schon eine Tendenz zu ausschweifendem Social Media Konsum.

Was gesellschaftlich ein Problem ist, ist für Adobe eine Chance. Denn irgendwo müssen die geschnittenen Videos und hochwertigen Animationen ja herkommen.

Eintrittswahrscheinlichkeit: Hoch

Auswirkungsgrad: Hoch

#3 Aufstieg von künstlicher Intelligenz

Wie wir bereits im dazugehörigen Abschnitt festgestellt haben, könnte künstliche Intelligenz einen neuen Markt schaffen, wo Adobe viel Wachstum mitnehmen bzw. das bisherige Produktportfolio stärken könnte.

Im Kontrast steht hier aber das Risiko sich selbst zu Kannibalisieren. Der Nettoeffekt dürfte daher weniger positiv ausfallen, als es auf den ersten Blick erscheint.

Eintrittswahrscheinlichkeit: Hoch

Auswirkungsgrad: Niedrig

Adobe Chancen 2025

Risiken

Wo liegen die Risiken bei der Adobe Aktie, wie hoch ist deren Eintrittswahrscheinlichkeit und wie gravierend ist der Auswirkungsgrad?

#1 KI macht Design Software überflüssig

Wie wir im entsprechenden Abschnitt bereits diskutiert haben, kann KI einige Bestandteile von professioneller Design-Software überflüssig machen. In Summe bezweifle ich aber, dass KI in absehbarer Zeit den gesamten Design-Prozess übernehmen wird.

In den nächsten 10-20 Jahren könnte sich das aber ändern, weshalb man hier den Markt konstant beobachten sollte.

Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig-Mittel

Auswirkungsgrad: Hoch

#2 Disruption ausgehend vom unteren Marktsegment

Canva ist Adobe bei einigen Punkten überlegen, jedoch holt Adobe mit Konkurrenzprodukten wie Express auf.

Angesichts Canvas signifikantem Umsatz- und Nutzerwachstum wird Canva mit hoher Wahrscheinlichkeit Marktanteile im unteren Marktsegment gewinnen. Allerdings ist Adobe dabei die Express App stark zu positionieren, weshalb ich denke, dass Adobe hier zukünftig auch im unteren Marktsegment Fuß fassen kann.

Insbesondere die Affinity-Suite könnte für Adobe im oberen Marktsegment langfristig sehr gefährlich werden. Die Software wird bereits heute immer besser und weitere nützliche Apps könnten dazu kommen.

Allerdings solltest du nicht vergessen, dass diese Konkurrenten nicht erst seit gestern bestehen und Adobe trotz dessen Aufstieg eine signifikante Erfolgsgeschichte hinlegen konnte.

Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel

Auswirkungsgrad: Hoch

#3 Selbstkannibalisierung

Die Gefahr im Design-Software Markt liegt aktuell im Risiko, dass irgendwann kaum noch Notwendigkeit für komplexe Design-Software mit umfangreichen Funktionsumfang besteht. Hier könnte Adobe mit dem niedrigpreisigen Express sowie der eigenen KI die eigene hochprofitable Creative Cloud disruptieren.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich in naher Zukunft ein komplettes Werbevideo oder eine gesamte Bildkampagne mit nur einem einzigen Prompt erstellen lässt. Wahrscheinlicher ist ein hybrider Ansatz: Einzelne Elemente werden mithilfe von KI generiert, anschließend vom Designer gezielt angepasst, verfeinert und zu einem stimmigen Gesamtdesign zusammengesetzt.

Jedoch solltest du nicht die Geschwindigkeit vom technischen Fortschritt unterschätzen.

Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig-Mittel

Auswirkungsgrad: Hoch

Adobe Risiken 2025

Bewertung & Renditeerwartung

Lass uns nun bewerten, ob die Adobe Aktie auf Basis der aktuellen Bewertung kaufenswert ist.

10.1 Multiple-Bewertung

In Relation zur historischen Bewertung ist Adobe aktuell günstig bewertet. Allerdings ist das Wachstumspotenzial zurückgegangen und das Risikoprofil gestiegen. Du solltest dich also nicht rein auf die historische Bewertung verlassen.

Da Adobe keinen ähnlichen börsennotierten Konkurrenten hat, vergleichen wir das bilanzierte Kurs-Gewinn-Verhältnis mit anderen SaaS-Aktien.

Adobe KGV Vergleich Software Aktien

Quelle: aktienfinder.com, Adobe (abgerufen am 15.05.2025)

Adobe ist hier mit Abstand am günstigsten im Vergleich. Allerdings solltest du dich davon nicht täuschen lassen. Alle Aktien im Vergleich sind hoch bewertet, was Adobe optisch günstig wirken lässt.

Insgesamt halte ich Adobe für leicht überbewertet. Ein niedriges 20er KGV wie vor einem Monat wäre hier attraktiv.

10.2 Discounted Cashflow Bewertung

Damit wir aber für die nächste Kursschwäche vorbereitet sind, wollen wir wissen zu welchem Kurs die Adobe Aktie kaufenswert ist. Dafür nutzen wir das Discounted Cash Flow Modell, indem wir Annahmen für die Zukunft treffen.

Umsatzwachstum

Ich rechne mit einem Umsatzwachstum von durchschnittlich 9-8% in den nächsten 10 Jahren. Die ewige Wachstumsrate setze ich auf 3%, da der Markt auch nach 10 Jahren nicht gesättigt sein wird und Adobe bisher eine solide Preissetzungsmacht bewiesen hat.

EBIT-Wachstum

Bei der EBIT-Marge rechne ich durch Selbstkannibalisierung der hochprofitablen Creative Cloud sowie zunehmendem Konkurrenzdruck mit einem Rückgang auf langfristig 31%.

Investitionen und Abschreibungen

In den letzten Jahren hatten wir eine kleine Investitionswelle auf PP&E (Property, Plant und Equipment), was bedeutet das in naher Zukunft wieder eine Abschreibungswelle folgt. Die Investitionen sollten langfristig in Relation zum Umsatz sinken.

Auswertung

Adobe DCF Analyse 2025 1 scaled

Meinen Prognosen nach komme ich bei einer Renditeerwartung von 10% auf einen eher niedrigen fairen Wert von 224,92€. Damit ist die Aktie bei einem Kurs von 329,00€ um 33,2% überbewertet.

Adobe DCF Analyse 2025 2

Renditeerwartung

Einstandskurs

12,0%

171,78€€

11,0%

194,96€

10,5%

208,92€

10,0%

224,92€

9,5

243,41€

9,0%

265,04€

8%

321,47€

7,79%

329,00€

7,5%

359,20€

7,0%

406,45€

6,0%

548,58€

Fazit: Aktie jetzt kaufenswert?

Zusammenfassung

Pro:

  • Starkes Ökosystem: Adobe besitzt das stärkste Mediendesign-Ökosystem auf der Welt. Die integrierte KI könnte den Mehrwert stärken.
  • Finanzielle Stabilität: Nettofinanzschuldenfrei, hochprofitabel, geringer Kapitalbedarf – die Vorteile erklären sich von selbst.
  • Hohes Potenzial: Sowohl Digitalisierung und Medienkonsum wachsen weltweit an. Also mehr Bilder, Grafiken und Videos die erstellt werden müssen.

Contra:

  • KI als Disruptor: Künstliche Intelligenz birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Da diese Technologie sehr viel Unsicherheit mit sich bringt, schätze ich sie eher als negativ ein.
  • Zunehmender Konkurrenzdruck: Bisher hat sich die aufstrebende Konkurrenz nicht auf den Geschäftserfolg von Adobe ausgewirkt. Betrachtet man aber die kürzliche Umsatz- und Nutzerentwicklung von Canva oder anderen Konkurrenten, sollte man sich nicht auf den bisherigen Erfolg ausruhen. Adobe droht langsam von unten nach oben disruptiert zu werden.

Fazit: Adobe Aktie ist haltenswert

Ich bin seit 2022, wo die Aktie wegen der Ankündigung der sehr teuren Figma Übernahme eingestürzt ist in Adobe investiert (etwa bei 300€ eingestiegen). Der zunehmende Konkurrenzdruck war damals schon ein großes Thema, hat sich aber auch 3 Jahre später kein bisschen auf Adobes Zahlen ausgewirkt.

Nichtsdestotrotz starten Disruptionen oft im unteren Marktsegment und dringen langsam in das obere Marktsegment fort. Nun ist seit 2023 mit der künstlichen Intelligenz eine weitere Technologie mit disruptivem Potenzial in den Markt eingetreten, was zu einem zusätzlichen Faktor an Unsicherheit führt.

Auf der anderen Seite konnte Adobe sich seit über 30 Jahren erfolgreich an den Markt anpassen und Konkurrenten wie DaVinci und Affinity können Zukunftstrends wie den Wandel zur Cloud und die Implementierung von KI auch nur dann mitgehen, wenn sie selbst ein Abo-Modell integrieren. Denn laufende Rechenleistung-Kosten für Cloud und KI tragen sich nicht von selbst.

Demnach schätze ich Adobe auf absehbarer Zeit weiterhin als solide Aktie mit Zukunftspotenzial ein – aber eben auch mit einem erhöhten Risikoprofil.

Sowohl in der Multiple-Bewertung als auch im Discounted Cashflow Modell ist Adobe weit entfernt von „günstig“. Somit stufe ich die Aktie aktuell als haltenswert ein und kann mir vorstellen (insbesondere bei weiter steigendem Bewertungsniveau) ein Teil meines Kapitals in eine andere Aktie umzuschichten.

Disclaimer: Der Inhalt stellt keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar und dient lediglich zu Informationszwecken. Zudem kann keine Gewähr auf Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der Informationen gegeben werden. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Außerdem kann ich selbst in den besprochenen Aktien investiert sein.

Über den Autor

Sascha Junglas

Vor 3 Jahren habe ich mit der Mission, „normale“ Menschen zu selbstbestimmten Investoren zu machen Panther Finance ins Leben gerufen. Mit meiner eigenen Geschichte möchte ich Dir zeigen, dass maximaler Vermögensaufbau nicht von 5 Jahre BWL studieren oder deinem Alter abhängig ist. Trotz meines Alters konnte ich bereits mit 18 Jahren Millionen Menschen auf Social Media erreichen und erfolgreich Investieren. Heute folgen mir über 60.000 Menschen mit denen ich mein Wissen und meine Erfahrungen als Unternehmer, Investor und neuerdings auch als Head of Marketing teilen möchte.