Starbucks umhüllt ein zeitloses Produkt mit einer starken Marke und konnte dadurch mit über 38.000 Läden den weltweiten Standard für Premium-Kaffee entwickeln. Dies spiegelt sich auch in der fundamentalen Entwicklung der Starbucks Aktie wieder.
Deshalb analysieren wir heute die folgenden Aspekte:
Zusammenfassung
☕ Zeitloses Produkt: Kaffee ist der zeitlose Wachmacher schlechthin und wird bereits seit Jahrhunderten konsumiert.
💎 Starke Marke: Starbucks gehört zu den wertvollsten und begehrtesten Marken der Welt und profitiert von einem hohen Wiedererkennungswert.
📲 Digitaler Pionier: Starbucks gehört zu den ersten die digitale Trends wie kostenloses WLAN, mobiles Bezahlen oder auch Social Media erkannt und erfolgreich implementiert haben.
📊 Wachstum & Dividende: Neben einem stark anhaltenden Wachstum über die letzten 20 Jahre, beträgt die aktuelle Dividendenrendite satte 3,1%.
💰 Günstige Bewertung nach -33%: Neben Problemen mit Gewerkschaften und Konkurrenz im zweitwichtigsten Markt China, war das Umsatzwachstum im letzten Quartal sogar rückläufig.
Nun, ist Starbucks also eine günstige Aktie für die Ewigkeit – oder versteckt sich hier ein Damoklesschwert am seidenen Faden?
In dem Sinne wünsche ich dir viel Spaß dabei, diese Frage heute gemeinsam mit mir zu beantworten!
Überblick
1.1 Das Unternehmen
Starbucks hat maßgeblich dazu beigetragen aus dem schwarzen Wachmacher ein trendiges Lifestyle-Produkt zu machen.
Gleichzeitig ist Starbucks nahezu das einzige Unternehmen, was es geschafft hat, ein Kaffee Franchise-Modell auf globalem Maßstab zu kreieren. Starbucks verzeichnet um die 38.000 Läden weltweit, der zweitgrößte Konkurrent Dunkin Donuts kommt auf gerade mal 13.200.
Mithilfe einer soliden Marke und starken Skaleneffekten hat man den Standard für Premium-Kaffee entwickelt.
Dieser Erfolg spiegelt sich auch in den Zahlen wieder. So konnten Anzahl der Läden, Umsatz und Gewinn von 2003 auf 2023 vervielfacht werden.
1.2 Starkes langfristiges Wachstum
Diese fundamentale Entwicklung hat sich auch bei den langjährigen Starbucks Investoren bemerkbar gemacht. Neben einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von 12% pro Jahr, konnte zwischenzeitlich ein Total Shareholder Return (Gesamtperformance) von 1.212% erzielt werden.
1.3 Aktuelle Probleme
Wie man aber gut im Aktienkurs erkennen kann, hat sich dieses positive Bild etwas vertrübt und die Aktie ist seit den Höchstständen von 2023 um 33,2% korrigiert.
Deshalb werden wir im Laufe der Analyse die drei hauptverantwortlichen Ursachen dafür im Detail analysieren. Darunter zählen:
- Schwächelndes Wachstum: der Umsatz im zweiten Quartal 2024 geht um 2% im Vergleich zum Vorjahr zurück. Das Ende der Wachstumsstory?
- Gewerkschaften: Seit Ende 2021 steht Starbucks verstärkt dem Druck von Gewerkschaften gegenüber. Wird Starbucks seine Unabhängigkeit verlieren?
- Kostendruck: Insbesondere die Personalkosten der letzten Jahre sind signifikant gestiegen, was sich durch den Einfluss von Gewerkschaften verschärfen könnte.
Geschäftsmodell & Burggraben
2.1 Kaffee als zeitloser Wachmacher
Kaffee als Hauptprodukt hat gleich mehrere Vorteile:
- ⏳Zeitlosigkeit: Kaffee wird bereits seit Jahrhunderten konsumiert. Lediglich die Art des Konsums hat sich geändert. Damals hat man den Kaffee schwarz getrunken, heute trinkt man ihn vermehrt als zuckerhaltiges Kaltgetränk.
- ☕Abhängigkeit: Koffein ist eine psychoaktive Substanz und gilt somit als Droge. Auch wenn Koffein bzw. Kaffee relativ harmlos ist, können sich hier schnell Abhängigkeiten und Süchte entwickeln (insbesondere in Kombination mit Fett und Zucker). Dadurch kann Kaffee in abgeschwächter Form für wiederkehrende Umsätze sorgen.
- 🪴Unbedenklicher und einfacher Rohstoff: Kaffee wird niemals in die Kontroverse aufgrund bedenklicher Tierhaltung kommen, muss nicht gekühlt werden und kann vergleichsweise einfach gelagert und transportiert werden. Alles Vorteile die fleischintensive Konkurrenten wie McDonalds & Co. nicht haben.
Somit besitzt man ein langfristig sehr interessantes Basisprodukt, was nur sehr unwahrscheinlich von einer neuen Innovation ersetzt und somit disruptiert wird.
2.2 Wandel zum Kaltgetränk
Allerdings sind selbst zeitlose Produkte einem gewissen Wandel unterlegen. So ist der hauptsächliche Umsatztreiber für Starbucks gar nicht mehr der herkömmliche warme Kaffee, sondern das Kaltgetränk à la Frappucino.
So ist der Anteil der Kaltgetränk-Verkäufe in den von Starbucks selbst betriebenen Lokalen in den USA von 50% im Jahr 2018 auf satte 70% in 2023 angewachsen.
Dementsprechend ist Starbucks auch konstant bemüht das eigene Produktportfolio weiterzuentwickeln.
So soll neben einem verstärkten Fokus auf Kaltgetränke auch die beliebte individuelle Konfiguration vorangebracht werden.
2.3 Franchise-Modell und Ladenkonzept im Detail
Um besser nachvollziehen zu können, wie Starbucks positioniert ist, müssen wir uns das Ladenkonzept vor Augen führen.
Ladenkonzept
Im Laden selbst versucht man dem Kunden einen sog. „Third Place“ bereitzustellen. Der Third Place soll quasi der dritte zentrale Lebensort neben dem Zuhause und der Arbeit sein. Dabei ist es egal, ob man sich bloß entspannen möchte, oder sein MacBook aufklappt um beim Kaffee schlürfen zu arbeiten.
Neben Heiß- und Kaltgetränken, welche 74% der Einnahmen ausmachen, wird auch Essen wie Sandwiches und Gebäck mit 22% aller Einnahmen verkauft.
Ebenso wie andere Systemgastronomien, strebt Starbucks die besten Locations mit viel Laufkundschaft an. Den Ergebnissen einer Untersuchung des Research-Unternehmen Zillow von Häuserpreisentwicklungen zwischen 1997 und 2013, scheint die Auswahl auch ganz gut gelungen.
In Boston bspw. haben sich die allgemeinen Häuserpreise im Median um 125,6% nach oben entwickelt, während es bei Häusern, welche sich in einem Radius von 400 Metern um einen Starbucks befinden ganze 171% waren. Dieses Phänomen wird auch als „Starbucks Effekt“ bezeichnet.
Lizenz-Modell
Neben den selbst betriebenen „company-operated Stores“ gibt es auch die „licenced Stores“.
Normalerweise nutzen Systemgastronomien wie McDonalds oder Burger King ein Franchise-Modell. Franchising erfordert immer zwei Parteien und funktioniert im Grunde so:
Franchisegeber: Der Franchisegeber gewährt einen Franchisenehmer das Recht die Marke für sich zu nutzen und damit einen eigenen Laden zu betreiben. Im Austausch erhält der Franchisegeber dafür meistens eine einmalige Lizenzgebühr beim Erwerb der Franchise-Lizenz, sowie jedes Jahr eine prozentuale Beteiligung am Gesamtumsatz.
Franchisenehmer: Der Franchisenehmer betreibt über eine kostenpflichtige Lizenz einen Laden mit der Marke Starbucks.
Der Starbucks-Gründer Howard Schultz war jedoch immer gegen ein Franchise-Modell, da ihm das Risiko eines Kontrollverlustes einer tendenziell nicht geeigneten Privatperson zu hoch war. Jegliche Probleme des Franchisenehmers würden auf die Marke Starbucks zurückfallen.
Nachvollziehbare Perspektive, wenn man berücksichtigt, dass Starbucks wichtigstes Asset die eigene Marke ist.
Deshalb setzt man im Gegensatz zum herkömmlichen B2C Franchising (Business to Consumer) auf ein B2B Licencing Modell (Business to Business). So setzt Starbucks den Fokus auf etablierte Unternehmen und Organisationen als Partner, anstatt auf oftmals unerfahrene Privatleute.
So vergibt Starbucks nahezu ausschließlich Lizenzen an etablierte Unternehmen und Organisationen, welche bereits über einen attraktiven Standort verfügen und Erfahrung im Bereich Restaurants mitbringen. Es gibt mehrere strenge Anforderungen, wodurch der Partner allein 700.000$ an liquiden Vermögen zur Verfügung haben muss.
Vorteil Lizenzierung: Die Lizenzierung an ausschließlich etablierten Partnern sorgt im Gegensatz zum B2C-Franchising für eine Art Auslesemechanismus. Starbucks sichert sich nicht nur attraktive Standorte mit viel Laufkundschaft, sondern reduziert vor allem das Risiko, dass negative Handlungen der Partner den Markenwert von Starbucks mindern.
Deshalb findet man lizenzierte Starbucks oftmals in Supermärkten, Hochschulen, Hotels, Flughäfen und Krankenhäusern.
Zudem erzielt Starbucks auch damit Einnahmen, dass Verpackung, Essen oder auch Maschinen wie Espresso-Maschinen an die Lizenznehmer verkauft werden.
Vorteile nach Modell
Selbst betriebene Lokale: Der Kaffee-Gigant streicht einen größeren Teil der Wertschöpfung für sich selbst ein und behält maximale Kontrolle.
Lizenzierte Lokale: Starbucks muss weniger Kapital in die Geschäfte investieren und kann mithilfe der Partner deutlich schneller expandieren. Zudem wird ein Großteil des operativen Risikos an die Partner übertragen.
Direktbetrieb vs Franchising
Starbucks gliedert die Lokale nach den Status und nach Region auf.
Nach Status: Hier wird zwischen selbst betrieben Lokalen (Directly-operated Stores) und lizenzierten Lokalen (licenced Stores) unterschieden.
Nach Region: Hier unterteilt man in Nordamerika (USA und Canada), China und International.
Auch wenn Nordamerika (NA) die bisher stärkste Region ist, legt man vermehrt den Fokus auf die internationale Expansion. Mehr dazu später.
Ebenfalls interessant ist, dass der Lizenz-Anteil International größer ist als in Nordamerika. Das macht aber auch Sinn, da ein selbst betriebener Laden Standortexpertise und eine ausgefeilte Infrastruktur benötigt. Möchte man in eine neue Region expandieren ist das natürlich nicht einfach so gegeben.
Das macht das Lizenz-Modell auch so attraktiv, um schnellstmöglich international zu wachsen.
2.4 Die 4 Wachstumstreiber von Starbucks
Starbucks hat im Grunde genommen vier Möglichkeiten, um zu wachsen.
#1 Neue Lokale
Der erste Wachstumstreiber ist wohl der offensichtlichste, nämlich die Eröffnung von neuen Lokalen, auch bezeichnet als Unit Growth.
Dieses Wachstum macht sich insbesondere im internationalen Segment bemerkbar, während Nordamerika weitestgehend am Stagnieren ist.
Zudem hat das Verhältnis von Company-operated Store zu Licenced Store leicht zugenommen.
Das macht aber auch Sinn, da International erst relativ wenig Märkte „erobert“ wurden. Über die letzten 10 Jahre beträgt die durchschnittliche Unit Growth 7% pro Jahr.
#2 Mehr Laufkundschaft
Der zweite Katalysator für Starbucks ist es mehr Kundschaft in die bestehenden Läden zu ziehen, Starbucks weist dies als Average Traffic Growth aus. Allerdings ist dieser Wachstumshebel etwas begrenzt, da man in einem räumlich limitierten Bereich nicht unendlich neue Kunden reinlassen kann.
Aufgrund der Tendenz, dass viele Kunden ihren Kaffee inzwischen nur noch „To-Go“ abholen besteht hier dennoch weiterhin Potenzial.
#3 Höhere Preise
Ein Hebel mit dem Starbucks die letzten Jahre sehr erfolgreich gespielt hat, sind Preiserhöhungen. Ausgewiesen wird dies als Average Ticket Growth. Starbucks erhöht also jedes Jahr die Preise, was sich auch im Umsatzwachstum spiegelt.
Über die letzten 10 Jahre beträgt das sogenannte Comparable Store Sales Growth, welche sich aus Traffic Growth und Ticket Growth zusammensetzen 5% pro Jahr.
Mit allen Wachstumstreibern zusammen verzeichnet Starbucks damit 9% Umsatzwachstum pro Jahr.
#4 Operative Gewinnmarge
Der letzte Wachstumshebel der Starbucks Aktie ist es effizienter zu werden und die operative Gewinnmarge zu erhöhen.
Insbesondere die Lokale im wachstumsstarken Asien-Pazifik sind deutlich günstiger als in den USA. In der Regel gibt es niedrigere Mieten und vor allem auch Lohnkosten. Deshalb kann sich die internationale Expansion hier durchaus noch in den Margen bemerkbar machen.
In den letzten Jahren hatten wir hier jedoch eher den gegenteiligen Effekt. Warum das so ist, diskutieren wir im Laufe der Analyse.
Insgesamt hat Starbucks also einige Stellschrauben, die für zukünftiges Wachstum gedreht werden können.
2.5 Burggraben
Marke
Nun kommen wir zum Herzstück von Starbucks, nämlich die Marke.
Das Erfolgsrezept von den großen Systemgastronomie ist der hohe Wiedererkennungswert der Marke. Egal ob ich in Deutschland, Italien oder den USA bin, bei McDonalds bekomme ich genau den gleichen Big Mac und bei Starbucks genau den gleichen Frappucino.
So haben die Gäste Sicherheit, überall ihr Lieblingsprodukt in gewohnter Weise verspeisen zu können. Damit wird an die sogenannte „Verlustaversion“ appelliert, also unsere menschliche Tendenz, Verluste stärker zu gewichten als Gewinne des gleichen Betrags.
So geht man also lieber zu Starbucks, um mit Sicherheit einen guten Kaffeegenuss zu erleben, anstatt das Risiko einzugehen beim neuen italienischen Café enttäuscht zu werden.
Menschen sind bereit dazu ein Vielfaches des regulären Preises auszugeben, wenn die grüne Sirene auf dem Becher ist. Starbucks hat es also geschafft aus einem regulären Lebensmittel ein Luxus- und Lifestyleprodukt zu machen.
Marketing stellt für Starbucks also einen hohen Stellenwert dar. Die Angestellten werden nicht Barista, sondern „Partner“ genannt. Die Kaffeegrößen heißen nicht in Medium oder Large, sondern „Venti“ und „Grande“.
So wird Starbucks Markenwert nach Interbrand auf 15,4 Mrd. USD und nach Brand Finance auf satte 60,7 Mrd. USD geschätzt.
Skaleneffekte
Starbucks kontrolliert den Großteil der eigenen Lieferkette. Darunter fällt der Einkauf, die Röstung, das Verpacken und der Transport von Kaffeebohnen.
Hier erzielt Starbucks als weltweit größte Kaffeehaus-Kette Vorteile in Form von Mengenrabatten im Einkauf, geringere Transportkosten und vieles mehr.
Strategie & Management
Nun, aber wie sieht Starbucks Strategie aus?
3.1 Digitaler Fokus
Starbucks ist in der Systemgastronomie eindeutig der digitale Pionier und setzt hier einen strategischen Fokus.
Kostenloses WLAN
Heute vielleicht Standard, aber nicht vor 15 Jahren. Starbucks war eine der ersten Systemgastronomien die flächendeckend kostenloses WLAN implementiert hat. Dadurch konnten viele Berufstätige mit ihrem Laptop angezogen werden, die auch gerne mal nach dem Kaffee sitzen bleiben und Starbucks den belebten und digitalen Touch geben.
Mobile Payment
Auch im Bereich mobiles Bezahlen war Starbucks Vorreiter und bietet dies bereits seit 2009 an. In den letzten Jahren hat dies noch stärker an Fahrt aufgenommen und der Anteil an Bestellungen über das Handy bei den direktbetriebenen Lokalen in den USA konnte von 14% in 2018 auf 29% in 2023 mehr als verdoppelt werden.
Zudem laden Kunden ihr Geld auf ihre Starbucks Card, wodurch der Kaffee-Gigant mit 2,8 Mrd. USD inzwischen sogar mehr Kundengelder in den USA verwaltet als manch andere Bank. Der Anteil an Kunden der mit Starbucks Card zahlt, beträgt 43%.
Voraussetzung für die Starbucks Card ist das Treueprogramm Starbucks Rewards. Hier hat sich die Anzahl der aktiven Teilnehmer in den USA von 15,3 Millionen in 2018 auf ordentliche 32,6 Millionen in 2023 auch mehr als verdoppelt.
Zudem bietet das Treueprogramm auch die Möglichkeit sogenannte „Sterne“ zu sammeln, mit denen man dann irgendwann ein Gratisgetränk bekommt.
Also attraktive Strategie, um die Kunden langfristig zu binden.
Social Media
Auch einer der wichtigsten digitalen Entwicklungen der letzten Jahre hat Starbucks nicht verschlafen, nämlich Social Media.
Starbucks nutzt gerne den „Instagram-Effekt“ aus. Produkte werden also so gestaltet, dass sie auch gerne in den sozialen Medien geteilt werden.
Dabei setzt man auf saisonale und gut designte Becher und schreibt den Namen des Kunden auf den Becher. Dabei ist es egal, ob richtig geschrieben oder kurioser Schreibfehler, in jedem Fall landet ein Bild in der Instagram Story. Kostenloses Marketing.
Aber auch unabhängig davon präsentiert man das grüne Sirenen-Logo gerne auf Social Media. Wahrscheinlich um den eigenen Lifestyle bzw. sozialen Status à la „ich kann mir einen Kaffee für 6€ leisten“ zu demonstrieren.
So gibt es allein auf Instagram über 40 Millionen Beiträge mit #starbucks. Der deutlich größere Konkurrent McDonalds kommt gerade mal auf etwas über 9 Millionen Beiträge.
3.2 Sozialer Fokus
Neben dem Third-Place Ansatz versucht Starbucks auch an anderen Stellen sehr sozial nach außen zu wirken.
Mitarbeiter werden besser bezahlt als bei der Konkurrenz und es gibt hohe ethische Standards mit den sogenannten C. A. F. E. Standards. Natürlich steht Starbucks ebenso wie andere Systemgastronomien auch schon mal im Mittelpunkt bei Kritikern hinsichtlich Arbeitsbedingungen. Vergleicht man aber den Umfang mit der Konkurrenz, ist Starbucks hier sehr gut aufgestellt.
Das spiegelt sich auch in der Mitarbeiter Turnover-Rate wieder. Auch wenn 58% im Jahr 2023 erstmal nach sehr viel klingen, stellt man es dem Branchen-Durchschnitt von 75% entgegen ist Starbucks hier sehr gut aufgestellt.
Definition Turnover Rate: Die Turnover-Rate stellt den Prozentsatz dar, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Mitarbeiter nach einem Jahr wieder weg ist.
Wahrscheinlich spielt es Starbucks auch in die Karten, dass das Geschäftsmodell im Kern für keine Kontroversen mit schlechter Tierhaltung sorgt, da bis auf Milch nahezu Null tierische Produkte verwendet werden.
3.3 Internationale Expansion
Das wohl größte Potenzial bei Starbucks besteht durch die internationale Expansion.
Neben des reinen Wachstums an neuen Lokalen, besteht hier auch das Potenzial durch verhältnismäßig niedrigen Kosten die Margen nachhaltig zu erhöhen.
Dem bisherigen Wachstum zu urteilen, scheint China USA 2.0 für Starbucks zu werden. Die Anzahl der Lokale konnten von 2018 bis 2023 knapp verdoppelt werden.
In aufstrebenden Nationen wie Indien und Dubai gibt es ähnlich starkes Wachstumspotenzial. Allein in Indien konnte die Anzahl der Läden von 233 Ende 2021 auf 370 in nur 3 Jahren fast verdoppelt werden.
In Summe soll das Lokal-Wachstum im internationalen Bereich 10% pro Jahr betragen und 3 von 4 Läden sollen außerhalb der USA entstehen. Zudem möchte Starbucks die starke digitale Präsenz auf den internationalen Markt übertragen.
Allerdings bestehen hier auch einige Probleme und Risiken.
Konkurrenz: Insbesondere in China holt der Konkurrent Luckin Coffee sehr stark auf.
Kosten: Auch wenn hier langfristig höhere Margen erzielt werden können, werden zu Beginn hohe Ineffizienzen und Investitionen anfallen. Das Wachstum ist also nicht umsonst.
Europa als schwieriger Markt: China und die USA waren beides Märkte die keinen starke Präsenz von Kaffeespezialitäten hatten. China war bis vor einigen Jahren sogar primär noch eine „Tee-Nation“. Europa ist aber eine ganz andere Nummer. Dort gibt es bereits seit Dekaden eine gefestigte lokale Café-Präsenz, wodurch man in Ländern wie Italien oder Deutschland bisher kaum Fuß fassen konnte.
Inzwischen wird der Umsatz aus Europa nicht mehr einzeln ausgewiesen. Allerdings wissen wir aus den historischen Daten, dass Starbucks 2012 im Bereich EMEA (Europe, the Middle East and Africa) 1,14 Mrd. USD Umsatz gemacht hat. Im Jahr 2018 lag dieser Wert nur noch 1,05 Mrd.
Indem man Europa als Geschäft nicht mehr einzeln ausweist, möchte man wahrscheinlich das Zahlenwerk optisch etwas aufhübschen.
Somit besteht langfristig in Europa sowie auch in anderen Regionen das Risiko, dass Starbucks sich schlichtweg der lokalen Kaffeekultur nicht anpassen kann und die internationale Expansion schlechter verläuft als gedacht.
3.4 Triple Shot Reinvention, with two pumps
Ende 2023 wurde der neue langfristige Geschäftsplan namens „Triple Shot Reinvention, with two pumps“ angekündigt und basiert auf fünf strategischen Maßnahmen:
Die Marke stärken mithilfe von einem besseren und wachsenden Portfolio an Lokalen und neuen Produktinnovationen.
Die Digitalisierung stärken und skalieren, indem die Anzahl der Starbucks Reward Mitglieder auf 75 Millionen in den nächsten 5 Jahren verdoppelt werden und mehr Fokus auf digitale und technologische Partnerschaften gesetzt werden.
Globale Präsenz ausbauen, durch die Beschleunigung der angestrebten Expansion auf 55.000 Läden weltweit bis 2030.
Effizienzen freisetzen und 3 Mrd. USD an Ersparnissen in den nächsten 3 Jahren erzielen, wovon 2 Mrd. außerhalb der Lokale realisiert werden sollen.
Wiederbelebung der Partnerkultur, indem die Mission, Versprechen und Werte durch fortsetzende Investitionen in die Mitarbeiter getätigt werden.
In Summe halte ich die Strategie für sinnvoll und weitestgehend realistisch.
3.5 Der Kopf hinter Starbucks
Eine wichtige Kraft hinter Starbucks ist der Quasi-Gründer Howard Schultz.
Bereits im Jahr 1971 wird das Lokal Starbucks Coffee, Tea and Spice eröffnet und bis 1981 auf drei Läden erweitert.
1982 übernimmt Howard Schultz die Leitung der Vermarktung und des Vertriebs der Kaffeebohnen an gehobene Restaurants und Espresso-Bars.
Später entdeckt Schultz die Kaffee-Kultur in Europa und möchte diese in die USA übertragen. Den ursprünglichen Starbucks Gründern gefallen Schultz Expansionspläne aber eher weniger, weshalb die Geschäftsbeziehungen abbrechen.
1985 gründet Schultz dann seine eigene Kaffeebar namens „Giomale“.
Nachdem ihm genug finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, übernimmt er mit weiteren Investoren das damalige Starbucks für 3,8 Mio. USD.
Bereits 1989 existieren 55 Starbucks Läden, wobei sich die Anzahl über die nächsten Dekaden noch vervielfachen soll.
Schultz konnte bereits früh maßgebliche Trends wie die Digitalisierung und das Potenzial vom Absatzmarkt China erkennen, weshalb er schon Anfang 2000 dort Fuß gefasst hat. Dieser Mann hat Starbucks also zu dem gemacht, was es heute ist, weshalb man ihn durchaus als den de facto Gründer bezeichnen kann.
Interessanterweise versucht Schultz bereits mehrfach die Geschäftsleitung von Starbucks abzugeben – bisher immer ohne Erfolg. Nachdem der bisherige Geschäftsführer Starbucks durch Automatisierung und den billigsten Zulieferern fast ruiniert hatte, kehrt Schultz 2008 zurück, um einen bemerkenswerten Turnaround in die Wege zu leiten.
Auch 2017 versucht Schultz die Geschäftsleitung an Kevin Johnson abzutreten, kehrt aber im März 2022 wieder zurück.
Heute wird das Geschäft von Laxman Narasimhan geleitet, während Schultz Mitglied des Vorstands bleibt und weiterhin mit über 2 Mrd. USD an Starbucks beteiligt ist.
Auch wenn Starbucks aktuell kein gründergeführtes Unternehmen mehr ist, existiert weiterhin ein engagierter Quasi-Gründer mit einem starken Track-Record im Hintergrund.
Marktanalyse & Konkurrenz
Starbucks hat die Systemgastronomie im Bereich Kaffee quasi erfunden und genießt damit heutzutage eine beachtliche Markstellung.
4.1 Marktstellung
Zwar gibt es kaum relevante direkte Konkurrenten, also Konkurrenten mit einem weitestgehend identischen Geschäftsmodell, dafür aber einige Konkurrenten mit einem ähnlichen Ansatz.
- Lokale Cafés: Der Café-Markt ist stark fragmentiert, es gibt also bis auf Starbucks kaum einzelne große Player, sondern eher sehr viele kleine lokale Unternehmen. Diese Tendenz besteht insbesondere in Europa.
- Kaffee-Systemgastronomie: Starbucks direkte Konkurrenz sind Kaffee-Ketten Luckin Coffee aus China oder Costa Coffee aus Großbritannien. Dunkin Donuts könnte man bis zu einem gewissen Grad auch dazuzählen.
- Systemgastronomie (Allgemein): Auch Fast-Food Ketten wie McDonalds sind relativ bekannt für ihren Kaffee. McDonalds besitzt sogar das hauseigene und preisgünstige McCafé.
4.2 Wachstum im Vergleich
Ein weiterer Indikator für ein starkes Geschäftsmodell, ist ein überproportional starkes Wachstum im Konkurrenzvergleich. Hierbei schafft Starbucks im 10 Jahres-Schnitt 9% Umsatzwachstum pro Jahr zu erzielen, während es im Branchen-Schnitt gerade mal 5% sind.
Starbucks punktet sowohl in der Unit Growth, als auch bei der Comparable Store Sales Growth.
4.3 Konkurrenz im Überblick
McDonalds / McCafé
McDonalds ist die heute die größte Fast-Food Kette der Welt und auch das in 1993 geschaffene McCafé genießt zunehmende Beliebtheit. Der Fokus liegt hier jedoch bei normalen Kaffee-Spezialitäten wie Espressos oder Latte Macchiatos. Die Preise von McDonalds sind um ein Vielfaches günstiger als bei Starbucks was Vor- und Nachteile mit sich bringt.
Auf der einen Seite visiert McDonalds damit ein anderes Preissegment an, aber auf der anderen Seite bietet man angemessene Qualität zu einem angemessenen Preis an, was auch für einen Konkurrenten in einem anderen Preissegment gefährlich sein kann.
Der fortlaufende Erfolg von Starbucks beweist jedoch das Preis nicht alles ist.
Luckin Coffee
Das ebenfalls börsennotierte und aus China stammende Luckin Coffee ist aktuell wohl der gefährlichste Konkurrent für Starbucks. Zwischenzeitlich war Starbucks auf Basis der Anzahl der Lokale in China mit Abstand die größte Kaffeehauskette – bis jetzt.
Nach CNN hat Luckin Coffee inzwischen 16.218 Lokale, während es 2022 noch 8.200 waren.
Starbucks dagegen liegt gerade mal bei 6.804 Lokalen. Zudem wächst Luckin sehr stark im Punkto Umsatz und Gewinn.
Hier liegt natürlich die Vermutung nahe, dass Luckin als ein auf China spezialisiertes Unternehmen den Absatzmarkt und die dort ansässige Kaffeekultur deutlich besser versteht als Starbucks.
Auf der anderen Seite kann eine derart starke Expansion auch ein Indikator für nicht nachhaltiges Wachstum und zukünftiger Kannibalisierung sein, was Starbucks selbstverständlich in die Karten spielen würde.
Definition Kannibalisierung: Der Begriff Kannibalisierung bezeichnet das Phänomen, dass ein Unternehmen so viele Lokale innerhalb einer Region errichtet, dass diese sich gegenseitig die Kunden und Umsätze stehlen - also kannibalisieren.
Noch ist es aber zu früh, um hier Schlüsse zu ziehen, dafür müssen wir zuerst einige Jahre abwarten.
Dunkin Donuts
Dunkin Donuts gehört zu den größten (Kaffee) System Gastronomien weltweit, wobei der Fokus, wie der Name schon sagt, eher bei Donuts liegt.
Neben Starbucks und Luckin Coffee ist Dunkin Donuts einer der einzigen Unternehmen, welche eine Systemgastronomie geschaffen hat, wo Kaffee als eines der Kernprodukte im Mittelpunkt steht.
Costa Coffee
Costa Coffee ist die besitzt Anfang 2022 insgesamt 3.884 Lokale und ist primär in Großbritannien tätig.
Bis auf die Region China genießt Starbucks in Summe ein im Vergleich zu herkömmlichen Fast-Food-Ketten relativ entspanntes Marktumfeld.
Zahlenanalyse
Werfen wir nun einen detaillierten Blick auf Starbucks Zahlenwerk.
5.1 Wachstum und Profitabilität
Umsatzwachstum
Im Punkto Umsatzwachstum konnte Starbucks in den letzten 9 Jahren starkes Wachstum hinlegen. Das durchschnittliche Umsatzwachstum pro Jahr liegt bei 9,2%.
EBIT-Wachstum
Auch das EBIT-Wachstum war stark mit 8,4% pro Jahr. Allerdings ist die EBIT-Marge seit 2016 rückläufig und von 18,2% auf 2023 15,4% gefallen.
Dadurch ist trotz gutem Umsatzwachstum, der operative Gewinn über den letzten Jahren in der Tendenz eher stagniert.
Diese Entwicklung ist der internationalen Expansion geschuldet. Wie zu Beginn erläutert werden zu Beginn einiges an Ineffizienzen auftreten im Vergleich zum etablierten Nordamerika-Geschäft.
So beträgt die operative Gewinnmarge des Nordamerika-Geschäfts 20,7%, während die des internationalen Segments gerade mal 16,4% beträgt.
Free Cashflow Wachstum
Beim Free Cashflow zeigt sich ein ähnliches Bild wie beim EBIT. Auch der Free Cashflow ist seit 2019 eher stagniert.
Auch hier wird der Grund wohl internationale Expansion sein. Starbucks betreibt alle China Lokale selbst. Dementsprechend muss nicht der Franchisenehmer, sondern Starbucks selbst das Geld in die Hand nehmen.
Langfristig sollte sich dies jedoch bezahlt machen, da man das Potenzial hat einen deutlich größeren Teil der Gewinne dort einzustreichen.
EPS-Wachstum
Ebenfalls wichtig bei Starbucks ist das bereinigte EPS (Gewinn pro Aktie) Wachstum.
Normalerweise achte ich eher auf das operative Gewinnwachstum, da dies weniger anfällig für Sondereffekte ist.
Im Fall von Starbucks gab es wie wir gleich noch sehen werden einiges an Aktienrückkäufen in den letzten Jahren. Selbst wenn der Gewinn gleichbleiben würde, geht die Anzahl der ausstehenden zurück wird der gleiche Gewinn auf weniger Aktionäre verteilt.
Dementsprechend gibt das EPS-Wachstum am besten den jährlichen Zugewinn der Starbucks Aktie für uns Investoren wieder.
Werfen wir deshalb einen Blick auf das durchschnittliche EPS-Wachstum der letzten 10 Jahre, kommen wir auf einen Wert von 12,4%.
5.2 Dividende
Das stark anhaltende Wachstum ermöglicht es Jahr für Jahr die Dividende zu erhöhen. Damit ist Starbucks eine attraktive Dividendenwachstums Aktie.
Nach dem Kursfall beträgt die Dividendenrendite vom Kaffee-Gigant aktuell 3,1% und konnte in den letzten 10 Jahren um 17,6% pro Jahr erhöht werden.
5.3 Aktienrückkäufe
Neben einer steigenden Dividende gibt es auch attraktive Aktienrückkäufe.
So wurden in den letzten zwei Jahren folgende Aktienrückkäufe getätigt:
Jahr | Betrag | Anzahl Aktien |
---|---|---|
2022 | 4 Mrd. USD | 36,3 Mio. |
2023 | 1 Mrd. USD | 10 Mio. |
Aktienrückkäufe haben einige Steuervorteile gegenüber Dividenden und sollten für die Maximierung der Rendite bevorzugt werden.
5.4 Finanzielle Stabilität
Negatives Eigenkapital: Niedrige Eigenkapitalquoten könne Indikator für eine zu hohe Verschuldung sein. Im Fall von Starbucks gibt es sogar negatives Eigenkapital – Grund zur Sorge? Nicht wirklich. Das negative Eigenkapital ist lediglich das rechnerische Ergebnis aus den Aktienrückkäufen. Kauft Starbucks Aktien zurück, reduziert sich das Eigenkapital. Es handelt sich also um kein Problem mit den eigenen Vermögenswerten, sondern lediglich um einen buchhalterischen Effekt.
Verschuldung: Der dynamische Verschuldungsgrad sagt uns aus, wie viele Jahre Starbucks theoretisch brauchen würde alle zinstragenden Schulden (Schulden für die Zinsen gezahlt werden muss) zurückzuzahlen, wenn jeder Cent des Free-Cashflows dafür aufgewendet wird. Aktuell würde Starbucks 5,6 Jahre benötigen, um alle zinstragenden Schulden zurückzuzahlen. Dieser Wert kann man bereits als leicht kritisch einstufen, weshalb man hier fortlaufend nachverfolgen sollte.
Zinsdeckungsgrad: Der Zinkostendeckungsgrad sagt uns aus, wie oft die aktuellen operativen Gewinne (theoretisch) reichen würden, um die Zinsen für die aktuelle Verschuldung zu begleichen. Im Geschäftsjahr 2023 kann Starbucks also 10-mal die aktuellen Zinskosten begleichen, was im Konkurrenzvergleich gut und insgesamt betrachtet akzeptabel ist.
Sowohl dynamischer Verschuldungsgrad als auch Zinsdeckungsgrad haben sich zum Zeitpunkt meiner ersten Starbucks-Analyse auf YouTube und meinem persönlichen Ersteinstieg verschlechtert.
Allerdings ist diese Tendenz normal für Systemgastronomien mit einem hohen Anteil an lizenzierten Lokalen. Mit ca. 50% Lizenznehmer-Anteil ist das operative Risiko quasi zur Hälfte reduziert. Befinden wir uns in einer Krise mit steigenden Kosten und sinkenden Einnahmen, muss Starbucks nur für die selbst betriebenen Läden aufkommen, die andere Hälfte übernehmen die Lizenz-Partner.
McDonalds hat sogar einen dynamischen Verschuldungsgrad von ca. 6,7. Allerdings sind hier auch 94,9% aller Lokale franchised.
Unter Berücksichtigung der Gesamtsituation lässt sich Starbucks finanzielle Situation somit als leicht kritisch bis „okay“ einstufen.
Probleme & Risiken
Nun kommen wir auf die eigentlichen Probleme und Risiken der Starbucks Aktie zu sprechen, welche den Aktienkurs in letzter Zeit dezent in den Boden treiben.
6.1 Gewerkschaften und Kostendruck
Bereits seit Dekaden wehrt sich Starbucks gegen den Einfluss von Gewerkschaften. Nach dem Gründer Howard Schultz, würden Gewerkschaften die Flexibilität beeinträchtigen und unnötige Bürokratie schaffen.
In Vergangenheit konnte sich Starbucks sehr gut gegen den Einfluss von Gewerkschaften schützen – zumindest bis September 2021.
In den letzten Jahren gab es vermehrt Streiks und Arbeitsstropps in den USA, welche sich zukünftig weiter fortsetzen können.
Die sogenannte Starbucks Workers United ist eine gewerkschaftliche Organisierung, welche sich über mangelhafte Arbeitsbedingungen beschwert.
Konkret werden Unterbesetzung, unvorhersehbare Schichtplanung, niedrige Löhne und vieles mehr kritisiert.
Forderungen der Gewerkschaft
Die konkreten Forderungen lassen sich der Website von Starbucks Workers United entnehmen.
Die wichtigsten fasse ich für dich in Kürze zusammen:
Höhere Löhne: Gefordert wird ein Mindestlohn von 20 USD, bisher lag dieser bei 15 USD.
Krankenversicherung: Die Krankenversicherung sei teurer geworden und biete in vielen Fällen nur einen minimalen Versicherungsschutz. Demnach soll das Angebot hier verbessert werden.
Arbeitszeiten: Es sollen garantierte und konsistente Arbeitszeiten eingeführt werden.
Auswirkungen auf Starbucks
Nahezu alle Forderungen führen zu genau einem Resultat, welches den Markt unruhig macht – nämlich steigende Kosten.
Allein die Erhöhung des Mindestlohns auf 20 USD, würde die Lohnkosten signifikant anheben. Würde man alle zusätzlichen Kosten zusammenaddieren, würde die Gewinnmarge schnell mal um ein paar Prozent fallen.
Starbucks aktuelle Situation
Wohlgemerkt ohne ein Experte im Thema Arbeitsrecht und Gewerkschaften zu sein, stufe ich den Schweregrad des Problems aber als eher mittel ein.
Bereits ohne Gewerkschaften bietet Starbucks bessere Arbeitsbedingungen als einige Konkurrenten.
Mindestlohn: Starbucks hat bereits 2022 den Mindestlohn in den USA auf 15$ pro Stunde erhöht. Bei McDonalds wird bereits seit unzähligen Jahren dafür gekämpft und es gibt sogar eine eigene Wikipedia-Seite dafür, wo der Fast-Food Riese im Fokus steht.
Krankenversicherung: Starbucks bietet bereits für Teilzeitkräfte mit 20 Stunden durchschnittlich pro Woche Krankenversicherungen an.
Aktienprogramm: Mit dem sogenannten Bean-Stock Programm, haben Mitarbeiter die Möglichkeit kostenlos Starbucks Aktien zu bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass man sich auf eine Warteliste einträgt und mindestens über einen bestimmten Zeitraum bei Starbucks arbeitet.
Sonstige Vergütung: Es gibt zu 100% bezahlte Eltern- und Krankheitszeit.
Zudem sollen die Ausgaben für Mitarbeiter bis 2025 ohnehin schon nahezu verdoppelt werden.
Zwischenfazit
Zumindest von außen betrachtet wirkt Starbucks für mich relativ gut aufgestellt hinsichtlich „fairen“ Arbeitsbedingungen. Zumindest wenn man es mit dem Branchen-Standard vergleicht.
Somit sollte man eine gute Verhandlungsbasis bei aufstrebenden Gewerkschaften haben.
Aber unabhängig davon, ob Gewerkschaften erfolgreich sein werden oder nicht, resultiert hier ein weiteres nicht zu vernachlässigendes Risiko.
Lehnt sich Starbucks weiterhin gegen Gewerkschaften auf, könnte Starbucks wichtigster Vermögenswert - die Marke Starbucks – an Wert einbüßen.
Es könnte ein Image von Anti-Gewerkschaftspolitik und Arbeiter „Unterdrückung“ entstehen, was zu Boykotten oder Ähnlichem führen kann.
Starbucks kann hier also nur in jedem Fall verlieren – allerdings ist das nach -36% schon längst im Aktienkurs eingepreist.
6.2 Internationale Expansion
Die internationale Expansion wird in den Unternehmenspräsentationen zwar immer sehr schön dargestellt, allerdings ist das Vorhaben leichter gesagt als getan und auch nicht ohne Risiko. Mehr dazu entnimmst du dem vorherigen Abschnitt.
6.3 Schwächelndes Wachstum
Im Q2 2024 gab es rückläufiges Wachstum im zukünftig wichtigsten Markt, nämlich im Bereich International. So ist der Umsatz um satte 5% zurückgegangen, obwohl die Anzahl der Läden um 9% erhöht wurde.
In China ist der Umsatz im Vorjahres-Quartal sogar um 8% gefallen, während die Ladenanzahl um 14% (!) erhöht wurde.
Hier schließt sich sicherlich die Sorge vor dem aufstrebenden Konkurrenten Luckin Coffee an.
Auch wenn dies ein Indikator für eine zukünftige Schwäche sein könnte, halte ich es für irrational auf Basis eines Quartals, Annahmen für die Zukunft eines Unternehmens zu treffen.
Nichtsdestotrotz bricht die Aktie nach den Quartalszahlen um ca. 18% ein.
SWOT
Die SWOT-Analyse steht für Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Indem wir unsere Analyseergebnisse innerhalb der vier Kategorien zusammenfassen, erhalten wir eine gute Übersicht über das Chancen-Risiko-Verhältnis.
Stärken
Starten wir mit den Stärken der Starbucks Aktie. Nun, was grenzt Starbucks von der Konkurrenz ab?
Schwächen
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Werfen wir einen Blick auf die Schwachstellen der Starbucks Aktie.
Chancen
Risiken
Bewertung
Bisher haben wir analysiert, inwiefern das Geschäftsmodell der Starbucks Aktie langfristiges Zukunftspotenzial birgt. Lass und nun herausfinden, ob die Starbucks Aktie zum jetzigen Zeitpunkt auch kaufenswert ist!
Starbucks handelt dem Aktienfinder nach aktuell zu einem bereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnis von ca. 21 und ist damit günstiger bewertet als die Konkurrenz.
Auch in Anbetracht von anderen Bewertungskennzahlen wirkt Starbucks optisch günstig.
Aktie | KGV (ber.) | KUV | KCV |
---|---|---|---|
Starbucks | 21 | 2,4 | 14,4 |
McDonalds | 22,2 | 7,7 | 20,8 |
Yum! Brands | 25,5 | 5,4 | 23 |
Restaurant Brands | 22,3 | 4,4 | 22,4 |
Trotz der aktuellen Probleme halte ich diesen Bewertungsabschlag nicht für gerechtfertigt, da Starbucks die stärkere Marke (bis auf McDonalds) besitzt und ein höheres Wachstumspotenzial mit sich bringt.
Berücksichtigen muss man jedoch, dass das Geschäftsmodell von Starbucks im Vergleich zu McDonalds, Yum Brands und Restaurant Brands International etwas riskanter ist. Während die Konkurrenz mehr auf Franchise-Lokale setzt, schwört Starbucks auf selbst betriebene Geschäfte. Die daraus resultierenden Risiken haben wir bereits im Detail analysiert.
Fazit: Aktie jetzt kaufenswert?
Zusammenfassung
Pro:
Contra:
Fazit: Starbucks Aktie ist kaufenswert
Nun, ist die Starbucks Aktie jetzt kaufenswert? Meiner Einschätzung nach ja.
Zusammenfassend sehe ich hier ein starkes Geschäftsmodell mit einem attraktiven Produkt und noch ausreichend Raum zu wachsen. Nichtsdestotrotz haben wir hier unter einigen Gesichtspunkten ein im Konkurrenzvergleich riskanteres Geschäftsmodell.
Dementsprechend halte ich Starbucks nicht für stark, sondern eher für leicht unterbewertet und halte eine langfristige Renditeerwartung von 10% für sehr realistisch.
Für weiteren Austausch mit mir und der Community, schau gerne auf unseren Discord vorbei!