Nicht nur die Marke Moncler konnte zu einer der begehrtesten Statusobjekte weltweit aufsteigen, sondern auch die Aktie dahinter wurde zu einem der wertvollsten Luxusgüter-Unternehmen weltweit.
Zusammenfassung
🧥 Daunenjacken als Kernprodukt: Moncler hat Winterbekleidung von den Bergen in die Innenstadt gebracht und rundherum einen Modekult geschaffen. Somit besitzt Moncler zum Teil einen Nischen-Fokus.
📊 Starkes Wachstum: Moncler erzielt seit Dekaden ordentliches Wachstum und konnte über die letzten 10 Jahre den Marktanteil mehr als verdoppeln
💰 (fast) Höchste Gewinnmarge: Moncler besitzt im direkten Konkurrenzvergleich die höchste operative Gewinnmarge (abgesehen von Hermès), was ein Beweis für operative Effizienz und Preissetzungsmacht ist.
👕 Übernahme Stone Island: Nachdem man Ende 2020 das Unternehmen Stone Island für 1,15 Mrd. Euro übernommen hat, ist man nun ein Mini-Konglomerat.
📉 Aktie fällt um 20%: Aktuell schwächelt der Luxus-Sektor und die Wachstumserwartungen haben abgenommen. Dies spiegelt sich auch im Kurs von Moncler wider.
Um herauszufinden, ob die Moncler Aktie zum aktuellen Zeitpunkt kaufenswert ist, werden wir heute folgende Aspekte analysieren:
- Hat Moncler weiterhin langfristiges Wachstumspotenzial, oder hat der Luxus-Boom nach langer Zeit nun sein Ende gefunden?
- Wie stark ist Monclers Marke?
- Wie tief ist Monclers Burggraben?
- Was für Risiken ist Moncler ausgesetzt?
- Zu welchem Kurs ist die Moncler Aktie kaufenswert?
In dem Sinne wünsche ich Dir viel Spaß bei der Analyse und Carpe Diem!
Überblick
Moncler wurde 1952 in einem kleinen Dorf namens „Monestier-de-Clermont“ gegründet
Moncler wurde als Marke für Bergsportartikel im Jahr 1952 von den französischen Unternehmern René Ramillon und Andrè Vincent gegründet. Den Namen Moncler leitet Ramillon von seinem Heimatdorf Monstier-de-Clermont ab.
1950er: Die italienische Bergsportmarke rüstet über die Jahre mehrere Berg-Expeditionen aus. Darunter die Erstbesteigung des K2 (zweitgrößter Berg der Welt mit 8.849 Metern Höhe) und des Makalu (fünftgrößter Berg mit 8.485 Metern Höhe).
1980er: Unter Chantal Thomass steigt Monclers Bekleidung vom Berg runter in die Stadt und findet dort Anklang.
2003: Der italienische Unternehmer Remo Ruffini (aktueller CEO und Großaktionär) kauft Moncler auf und beginnt die Expansion in das globale Luxus-Segment.
2013: Moncler wird an der italienischen Börse gelistet.
2018: Moncler Genius wird ins Leben gerufen. Im Gegensatz zum traditionellen Ansatz jedes Jahr zwei Kollektionen (Frühling-Sommer, Herbst-Winter) zu lancieren, werden nun jeden Monat Kollektionen in Kooperation mit unterschiedlichen Designern veröffentlicht.
2020: Stone Island wird für 1,15 Mrd. EUR von Moncler aufgekauft.
2021: Moncler vollendet die Internationalisierung seines E-Commerce Kanals und lanciert das erste Mal in der Firmengeschichte ein Parfüm.
Bis heute: Moncler steigt zu einer der weltweit begehrtesten Luxusmarken auf und erzielt starkes Wachstum bei einer konstant hohen Gewinnmarge.
1.1 Potenzial vom Luxus Markt
Der Markt für persönliche Luxusgüter soll nach Bain & Company bis 2030 auf bis zu 580 Mrd. Euro anwachsen. Dies entspricht einer voraussichtlichen Wachstumsrate von 5 bis über 7% pro Jahr.
Da Moncler bereits die Jahre zuvor deutlich stärker als der Gesamtmarkt wachsen konnte, könnte man durchaus damit rechnen, dass sich dieser Trend über die nächsten Jahre so weiter fortsetzt.
Inwiefern dieses Szenario wahrscheinlich ist, erfährst du im Laufe der Analyse.
Geschäftsmodell & Burggraben
Lass uns als erstes analysieren wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie tief der Burggraben ist.
2.1 Mechanismen des Geschäftsmodells
Daunenjacken als Kernprodukt
Moncler hat sich als Luxusmarke etabliert, die vor allem für ihre hochwertigen Daunenjacken bekannt ist. Da das italienische Luxus-Label seinen Ursprung im Wintersport besitzt, differenziert sich die Markenidentität signifikant von der Konkurrenz.
Moncler positioniert sich also in einer attraktiven Nische. Während sich Gucci, Louis Vuitton und Prada auf Lederwaren fokussieren, bringt Moncler den Wintersport auf die Straße.
Das Markenkonzept lautet:
„born in the mountains, living in the city“.
Eine Marke, drei Ausprägungen
Das italienische Modelabel gliedert sich in drei zentrale Kollektionen ein:
Collection: Hierbei handelt es sich um die Standardkollektionen für den Alltagsgebrauch.
Genius: Das Genius-Konzept ist Synonym für kreative und ausgefallene Kleidung.
Grenoble: Mit Grenoble wird an der Marken-DNA festgehalten Kleidung für (Winter)Sportler wie High Performance Ski im attraktiven Stil entworfen.
Der CEO Remo Ruffini bringt die drei Ausprägungen der Marke in einem Interview auf den Punkt:
„Genius is the dream, where Collection has the consistency, and Grenoble the DNA.”
Moncler Genius als Innovationszentrum
Da Genius ein zentraler Erfolgsfaktor für Moncler ist, müssen wir diesen Aspekt vertiefen.
Genius wurde im Jahr 2018 ins Leben gerufen mit dem Ziel das altbewährte Konzept, jährlich zwei bis vier Kollektionen zu veröffentlichen, zu revolutionieren.
Dafür soll jeden Monat eine neue Kollektion von den jeweils unterschiedlichsten Designern veröffentlicht werden.
Dieses Konzept ist deshalb so innovativ, weil es sich perfekt an eine schnelllebige Social Media Welt anpasst. Aufmerksamkeitsspannen sinken und zwei Mal im Jahr „Content“ zu liefern, reicht nicht aus. Um im Feed des Konsumenten zu bleiben, muss man sich der Welt schnell anpassen können und den Entwicklungszyklus verkürzen.
"You cannot talk to your customer every six months; you need to talk every day" - Remo Ruffini
Mit diesem Ansatz kann man sich gut von traditionellen Modelabels à la Gucci und Louis Vuitton differenzieren und schneller auf Marktentwicklungen reagieren.
Dieses Konzept bringt allerdings auch einige Herausforderungen mit sich. Jeden Monat eine neue Kollektion zu designen, zu produzieren, in die entsprechenden lokale zu liefern und schließlich dort angemessen aufzustellen erfordert sehr viel Koordination und macht die Lieferkette anfälliger, als wenn man sich 6 Monate Zeit lassen kann.
Kontrollierte Vertriebskanäle
Dem CEO Ruffini ist es wichtig einen möglichst direkten Kontakt zum Kunden zu haben sowie die Kontrolle der Preissteuerung zu besitzen.
Demnach wurde der Anteil des Verkaufs über eigene Läden (Direct to Consumer, DTC) signifikant über die letzten Jahre ausgebaut.
Während Moncler mit 84,1% bereits einen sehr hohen Anteil an eigenen Läden besitzt, ist dieser bei Stone Island mit 42,1% eher schwächer ausgeprägt
Das wird wahrscheinlich auch der Grund sein warum man bei Moncler nie Rabatte sieht, während Stone Island bei Online-Shops wie BSTN aktuell dezente Probleme damit hat:
Händler haben nur geringe Gewinnmargen und müssen sehr effizient mit ihrer Lagerware arbeiten. Man will die Ware nach dem Einkauf also schnellstmöglich loswerden. Stagniert aber wie im Fall von Stone Island (siehe Umsatz) kurzfristig mal die Nachfrage, müssen die Produkte günstiger auf den Markt geworfen werden, um diese loszuwerden.
Rabatte sind der größte Feind von Luxusmarken, da sie dem exklusiven und prestigeträchtige Image schaden können. Rabatte zeigen dem Konsumenten, dass das Produkt nicht gefragt genug bzw. überbewertet ist und deshalb günstiger angeboten werden muss.
Deshalb ist es ein fortlaufender Trend im Markt für Luxusmode, dass die Unternehmen immer mehr auf Direktvertrieb ohne Zwischenhändler setzen. Die Kering Aktie setzt dies ebenfalls sehr erfolgreich um.
2.2 Umsatz nach Marke
Die Italiener haben durch die Akquisition der Marke Stone Island im Jahr 2020 ihre Position im Luxussegment weiter gestärkt und ihr Portfolio diversifiziert.
Stone Island spricht eine jüngere, urbane Kundschaft an was das Markenportfolio gut ergänzt.
Moncler schafft es den über die letzten 10 Jahre eine Wachstumsrate (CAGR) von 17,8% pro Jahr zu erzielen. Abgesehen von der Corona-Pandemie ist der Umsatz jedes Jahr gestiegen, was ein Indikator für eine konstant steigende Nachfrage nach Moncler ist.
Stone Island konnte sich seit der Moncler Übernahme phänomenal entwickeln und innerhalb von nur einem Jahr den Umsatz von 222 auf 401 Mio. USD fast verdoppeln.
Im Jahr 2023 ist der Umsatz von Stone Island jedoch weitestgehend stagniert. Das hat mehrere Gründe:
Gesamtumsatz | DTC-Umsatz | Handelsumsatz | |
---|---|---|---|
2021 | 223,0 | 63,9 | 158,1 |
2022 | 402,2 | 149,2 | 252,0 |
2023 | 412,1 | 172,8 | 238,2 |
Umstellung im Vertrieb: Während Moncler 84% der Umsätze mit selbst betriebenen Läden erzielt, sind es bei Stone Island gerade mal 42%. Wirft man einen Blick auf die Umsätze nach Absatzkanal der letzten 3 Jahre, erkennt man folgendes:
- Wachstum Direct-to-Consumer: Der Direktvertrieb verzeichnet weiterhin starkes Wachstum, ist im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich abgeschwächt.
- Rückgang Wholesale: Nach einem dezenten Umsatzsprung im Vorjahr ist dieser im Jahr 2023 sogar rückläufig – warum? Naja, über all das was man an dem Großhandel verkauft, verliert man eben Kontrolle. Genau daraus ergeben sich dann die bereits aufgeführten Rabatt-Probleme.
Deshalb trennt man sich von einigen Handelspartnern und verstärkt das DTC-Segment. Kurzfristig kann so ein Wandel selbstverständlich für rückläufige Umsätze sorgen.
Da das DTC-Segment jedoch weiterhin gutes Wachstum erzielt, wäre es zu voreilig, um hier von einem strukturellen Nachfrageproblem auszugehen.
2.3 Umsatz nach Region
Die Moncler Group teilt ihre Umsätze in drei Regionen auf: Asien, Europa und Amerika.
Wie auch bei anderen Modelabels gewinnt der Bereich Asien sukzessive an Bedeutung. Stellt man aber die Umsätze nach Region von Moncler und Stone Island jeweils gegenüber lassen sich große Unterschiede erkennen.
Während für Moncler Asien der wichtigste Markt ist, ist Stone Island hier noch kaum vertreten. Das bedeutet, dass der wichtigste Markt für Luxusgüter überhaupt – nämlich Asien – noch kaum adressiert ist. Demnach wird die Moncler Group sicherlich ihre Expertise und Erfahrungen aus dem asiatischen Markt nutzen, um Stone Island dort ebenfalls erfolgreich zu positionieren.
2.4 Burggraben
Wie wir in der Analyse zur Kering Aktie bereits gelernt haben, setzt sich der Burggraben von Luxusmode-Aktien aus primär einem einzigen Bestandteil zusammen – nämlich der Marke.
Denn Markteintrittsbarrieren gibt es nicht wirklich. Um eine erfolgreiche Modemarke aufzubauen, brauchst du heute keine eigene Fabrik mehr, sondern lediglich einen Auftragsfertiger. Mit einem Print-on-Demand Partner brauchst du zum Beispiel lediglich ein Design entwerfen und es deinem Produzenten zusenden. Dieser wird dein Design auf ein T-Shirt drucken und dann direkt an deinen Kunden schicken.
Moncler setzt zwar auf hochwertige Daunen und weitere Materialien, aber als großartiges Alleinstellungsmerkmal empfinde ich dies nicht.
Die Italiener besitzen eine sehr starke Marke. Die steigenden Marktanteile der letzten Jahre sind Beweis dafür, dass die Marke mehr an Beliebtheit gewonnen hat als die Konkurrenz.
Strategie & Management
Nun, aber wie sieht Monclers langfristige Strategie aus, wie ist das Management zu beurteilen und wie ist die Aktionärsstruktur aufgeteilt?
3.1 Konzernstrategie
Die Italiener gliedern ihre Strategie in vier zentrale Säulen auf:
- Ein Anführer im New Luxury Segment werden: Mit Moncler und Stone Island soll ein neues Konzept von Luxus entworfen werden.
- Ein globales Unternehmen errichten, dass das volle Potenzial seiner Marken ausschöpfen kann: Fokus auf internationale Expansion mit Priorisierung vom Direktvertrieb über eigene Läden.
- Distributionskanäle weiterentwickeln, und einen Omnichannel-Ansatz mit digitalem Fokus errichten: Fokus auf direkten Kundenkontakt sowie digitale Integration mit mehreren Kontaktmöglichkeiten.
- Einen nachhaltigen Wachstumsweg folgen und Wert für Stakeholder schaffen: Verantwortliches Wachstum indem Aktionen gegen den Klimawandel mittels einer Kreislaufwirtschaft ausgeübt werden, Diversität gefördert wird und etwas zur lokalen Gemeinschaft zurückgegeben wird.
Zusammenfassend versucht Moncler einen innovativen Ansatz zu fahren, indem sie den Schwerpunkt auf New Luxury, Digitalisierung und einen Omnichannel-Approach setzen.
3.2 Management
Geführt wird Moncler bereits seit über 20 Jahren vom Italiener Remo Ruffini (63). Nachdem Ruffini 4 Jahre als Kreativdirektor bei Moncler arbeitet, kauft er 2003 eine Mehrheitsbeteiligung an der kurz vor der Insolvenz stehenden Modemarke.
Daraufhin folgt ein Turnaround wie aus dem Bilderbuche und Ruffini errichtet aus der Nischen-Winterbekleidungsmarke mit unter 50 Mio. Euro an Umsatz, eine globale Luxusmarke mit knapp 2,6 Mrd. an Umsatz und astronomischen Gewinnmargen.
Erfahrung aus Unternehmerfamilie: Bereits Ruffinis Vater hat ein Bekleidungsunternehmen besessen (auch wenn weniger erfolgreich), wodurch Ruffini bereits in seinen jungen 20ern Einblicke in die Branche bekommt.
Gründungen vor Moncler: Im Jahr 1984 reist Ruffini zurück nach Italien und startet zwei Bekleidungsmarken, New England Company und Ingrose. Beide Unternehmen verkauft er im Jahr 2000 an die Stefanal Group.
Ausbildung: Studium im Bereich Fashion Marketing in der University of Boston.
Ruffini hat Moncler zu dem gemacht, was es heute ist. Demnach sehe ich hier auch für die Zukunft einen langfristig orientierten Quasi-Gründer. Berücksichtigen sollte man aber Ruffinis Alter von 63 Jahren. Wer weiß, ob dieser mit 70 noch Lust hat, das Schiff weiterhin alleine zu lenken.
3.3 Aktionärsstruktur
Herausstechen tut hier insbesondere die Double R S.r.l., denn dies ist die Beteiligungsgesellschaft vom CEO Remo Ruffini.
Beim Rest handelt es sich um große Vermögensverwalter und Private Equity Firmen.
Marktanalyse & Konkurrenz
Lass uns nun einen Blick auf den Markt für persönliche Luxusgüter werfen.
Persönliche Luxusgüter sind ein Ausschnitt aus dem Gesamtmarkt für Luxusgüter. Hierbei handelt es sich um Gegenstande die direkt von der Person getragen werden, also Kleidung, Parfüm oder Schmuck. Luxussportwagen, Yachten, oder Luxus-Reisen sind hiervon also ausgeschlossen.
4.1 Marktwachstum
Persönliche Luxusgüter werden voraussichtlich zwischen 2010 und 2024 ein starkes durchschnittliches Wachstum pro Jahr (CAGR) von ca. 6% erzielen. Bis 2030 wird ein Wachstum zwischen 5-7% pro Jahr erwartet.
Kürzlich ist das Wachstum jedoch leicht zurückgegangen und beträgt von 2022 auf 2023 voraussichtlich nur etwa 3,7%. Das Jahr 2024 wird wahrscheinlich noch schlechter performen.
Dies liegt in mehreren Faktoren begründet:
- China schwächelt: Die asiatische Supermacht ist der zentrale Treiber des Luxusmarktes und macht einen Großteil der Umsätze von führenden Luxusgüter Aktien aus. Eine Schwäche in diesem Wachstumsmarkt trifft die Branche besonders stark.
- Wirtschaftliche Probleme: Wichtige Volkswirtschaften wie Deutschland oder Japan sind am Stagnieren.
- Rebound-Effekt nach Covid-Aufschwung: Nachdem die Weltwirtschaft durch den Corona-Virus stark geschwächt wurde, ist die Wirtschaft nach Aufhebung der Restriktionen wieder sehr stark aufgeschwungen. In diesem Aufschwung können durchaus einige Aufholeffekte versteckt gewesen sein (Geld was die Jahre zuvor nicht ausgegeben wurde, wurde dann ausgegeben). Durch eine Normalisierung der Aufholeffekte, könnte das Marktvolumen kurzfristig rückläufig sein.
Ich halte die aktuelle Schwäche für einen eher kurzfristigen Effekt. Die Wirtschaft wird sich wieder erholen und der Rebound-Effekt wird in 1-2 Jahren keine Rolle mehr spielen. Deshalb halte ich die Prognose von 5-7% Wachstum pro Jahr für sehr wahrscheinlich.
4.2 Anzahl Millionäre weltweit
Ein weiterer guter Indikator für das Wachstum vom Luxusmarkt ist die Anzahl der Menschen die sich Luxusgüter leisten können – nämlich die Millionäre.
Bei einem Wachstum von 5,22% pro Jahr in den letzten 10 Jahren lässt sich eine starke Korrelation zu dem Wachstum des Marktvolumens feststellen.
4.3 Marktanteile
Der Luxusmarkt ist stark fragmentiert mit einigen großen Schwergewichten:
Insbesondere die großen Luxus-Konglomerate wie LVMH, Kering und Richemont sind hier am dominieren.
Interessant ist, dass hier sukzessive eine Konsolidierung stattfindet. Große Player wie insbesondere LVMH aber auch Kering und Hermès werden immer mächtiger.
Moncler bleibt mit einem eher marginalen Marktanteil ein Nischen-Player, konnte die Markstellung über die letzten 10 Jahre aber signifikant ausbauen.
Durch die fortschreitende Konsolidierung in der Branche besteht also auch eine gewisse Übernahme-Chance.
4.4 Konkurrenz
Lass uns nun die wesentlichen Konkurrenten von Moncler analysieren:
LVMH
Das Luxus-Konglomerat Louis Vuitton Moet Henessy ist klarer Marktführer mit satten 23,8% Marktanteil und über 75 angesehenen Luxusmarken. Dieses Portfolio ist durch eine jahrelang aggressive Übernahme-Strategie zusammengewachsen.
Allerdings sind die Umsätze und Gewinne der vielen Marken sehr ungleich verteilt. So lässt sich mutmaßen, dass auf die Marken Louis Vuitton und Dior über 50% der operativen Gewinne (EBIT) fallen.
Kering
Kering gehört mit über 15 Luxusmarken mit Fokus auf Mode und Lederwaren zu den größten Playern im Luxusmarkt.
Hier ist das Ungleichgewicht der Marken noch stärker als bei LVMH ausgeprägt und die Marke Gucci macht nicht nur 50,5% vom Umsatz, sondern auch ganze 68,8% des EBITs aus.
Hier die wichtigsten Marken aus dem Konzern:
Prada
Prada besteht bereits seit über 100 Jahren als schlichte Luxusmarke für Fashion und Lederwaren. Das Unternehmen gerät durch strategische Fehlentscheidungen zwischenzeitlich in Schieflage, konnte über die letzten Jahre jedoch einen ordentlichen Turnaround hinlegen.
Neben der Marke Prada, konnte die nach dem Jugendnamen der Quasi-Gründern Miuccia Prada Miu Miu signifikantes Wachstum erzielen.
Canada Goose
Canada Goose ist ein auf Luxus-Winterjacken spezialisiertes Unternehmen aus Kanada. Ebenso wie bei Moncler liegt hier ein Schwerpunkt auf hochwertige Daunenjacken
Zwischenfazit
Moncler steht zwar in Konkurrenz mit einigen starken Wettbewerbern, konnte sich aber dennoch über die letzten 10 Jahren überproportional stark entwickeln und Marktanteile gewinnen. Ich sehe keine Indikatoren die gegen ein weiteres Aufstreben von Moncler sprechen, weshalb ich die Italiener als stark positioniert einschätze.
Zahlenanalyse
5.1 Umsatzwachstum
Moncler konnte in den letzten 10 Jahren ein kontinuierlich starkes Umsatzwachstum pro Jahr von im Schnitt 17,8% erwirtschaften.
5.2 Anzahl Läden
Ein weiterer Indikator für Wachstum ist, wie stark die Anzahl der DTC-Stores gestiegen ist.
Das starke Wachstum von 11,6% wirkt zwar stark, ist aber nicht wirklich aussagekräftig für die Zukunft. Wie bereits zu Beginn besprochen, befindet sich die Marke Stone Island in einem radikalen Wandel von Großhandel zu DTC, wodurch Handels-Läden geschlossen und direkt betriebene Läden eröffnet werden. Dadurch haben wir ein kurzfristig höheres Wachstum.
Bereinigen wir das Wachstum aber um Stone Island und schauen ausschließlich auf das Laden-Wachstum von Moncler, kommen wir hier im gleichen Zeitraum auf 6,8% pro Jahr. Abhängig davon wie Stone Island sich zukünftig noch entwickeln wird, halte ich ein langfristiges Laden-Wachstum der Moncler Group von 6-8% pro Jahr für realistisch.
Das ist ein ziemlich guter Wert, wenn man auf meine Aktienanalyse zum Konkurrenten Kering zurückblickt, wo die Kernmarke Gucci zwischen 2017 und 2022 in der Laden-Anzahl stagniert ist.
5.3 EBIT-Wachstum
Das EBIT-Wachstum ist ebenso wie der Umsatz sehr konstant. Allerdings ist die EBIT-Marge weitestgehend stagniert. Bei einem derart hohen Niveau ist dies aber kein negatives Signal.
5.4 Free Cash Flow Wachstum
Der Free-Cash-Flow (FCF) konnte ähnlich wie das EBIT ein kontinuierlich starkes Wachstum verzeichnen. Da Moncler keine großen Investitionen tätigen muss, um das Geschäft wachsen zu lassen, besitzt man einen hohen FCF.
Zur Erweiterung wird regelmäßig ein niedriger 3-stelliger Millionenbetrag in Infrastruktur und Logistik investiert.
5.5 Dividenden
Die Italiener konnten die Dividende seit erster Ausschüttung in 2024 eklatant erhöhen. Von 2014 bis 2022 beträgt die Ausschüttungsquote ca. 20-30%, seit 2023 werden in etwa die Hälfte aller Gewinne an uns Aktionäre ausgeschüttet.
Langfristig sollten hier die Dividenden ungefähr in Höhe des Umsatzwachstums steigen.
5.6 Anzahl Aktien
Über die letzten 10 Jahre gibt es keine nennenswerten Aktienrückkäufe. Im Gegenteil sogar, denn die Stone Island Übernahme Ende 2020 wurde zum Teil durch Aktien finanziert, weshalb die ausstehende Anzahl an Aktien sogar gestiegen ist.
Für die Zukunft sind keine Aktienrückkäufe geplant.
5.7 Bilanzanalyse
Net Debt/EBITDA: Dieser Wert beträgt 0,79 im Jahr 2023. Das bedeutet, dass Moncler in unter einem Jahr die gesamten Nettoschulden mithilfe des EBITDAs zurückzahlen könnte. Dieser Wert ist sehr gut.
Nettofinanzschuldenfrei: Zieht man die liquiden Mittel von der zinstragenden Finanzverschuldung ab, ist man so gut wie Nettofinanzschuldenfrei.
Zinskostendeckungsgrad (Zinskosten/EBIT): Moncler könnte die jährlich anfallenden Zinskosten satte 27,64-Mal begleichen was mehr als ausreichend ist.
Abgesehen davon, dass Moncler in einer zyklischen Branche tätig ist, besitzt man also eine sehr gute finanzielle Stabilität.
SWOT
Die SWOT-Analyse steht für Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Lass uns nun unsere Analyseergebnisse innerhalb dieser vier Kategorien zusammenfassen, und schauen, wie die Moncler Aktie hinsichtlich Chancen-Risiko-Verhältnis abschneidet.
Stärken
Starten wir mit den Stärken der Moncler Aktie. Nun, was grenzt Moncler von der Konkurrenz ab?
Schwächen
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Werfen wir einen Blick auf die Schwachstellen der Moncler Aktie.
Chancen
Die hohe Popularität macht Moncler-Produkte anfällig für Fälschungen, was die Begehrtheit reduzieren könnte.
Risiken
Jedes Unternehmen ist Risiken in Form von einer schwächelnden Wirtschaft, operativen Fehlentscheidungen, politischen Eingriffen und vielem anderen ausgesetzt.
Hier analysieren wir jetzt aber: Wo liegen die operativen Risiken der Moncler Aktie, wie hoch ist deren Eintrittswahrscheinlichkeit und wie gravierend ist der Schweregrad?
#1 Risiko: Fälschungen verwässern den Markenwert
Luxusgüter leben von Status und Einzigartigkeit. Sieht man in der Kölner Innenstadt aber jeden zweiten Jugendlichen mit Bauchtasche und einer „echten“ Moncler Daunenjacke, kann das Gefühl von Einzigartigkeit abnehmen. Außerdem könnten sich potenzielle Kunden eher für eine Fälschung, anstatt für ein Original entscheiden. Optisch nimmt man den Unterschied immer weniger wahr.
Allerdings ist das nur eine Seite der Medaille. Tatsächlich können Fälschungen sogar einen positiven Effekt haben, da sie die Präsenz der Marke erhöhen.
Den Nettoeffekt halte ich dennoch für negativ.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig-Mittel
Schweregrad: Hoch
#2 Risiko: Die Marke gerät in Kontroverse oder verliert an Bedeutung
Monclers Marktstellung wird insbesondere von der starken Marke gehütet. Durch diese Abhängigkeit resultiert jedoch zwangsläufig ein zusätzliches Risiko, denn was ist wenn die Marke mal in die Kontroverse gerät, oder einfach nicht mehr den Zeitgeist trifft?
Selbst wenn dieses Szenario relativ unwahrscheinlich ist, ist es nicht unmöglich.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig
Schweregrad: Hoch
#3 Risiko: Klimawandel macht Jacken überflüssig
Das die durchschnittliche Temperatur in den nächsten Dekaden steigen wird ist inzwischen klar. Nun, wie kann ein auf Winterbekleidung fokussiertes Unternehmen Winterjacken in einer immer wärmeren Welt verkaufen?
Zwei Sachen sollten wir berücksichtigen:
- Kälte wird bleiben: Gehen wir davon aus, dass die durchschnittliche Temperatur um 2° bis 2050 ansteigen wird, werden wir auch weiterhin kalte Winter mit Notwendigkeit von dicken Jacken haben.
- Moncler ist mehr als Winterbekleidung: Das italienische Modelabel konnte die Marke in den letzten 20 Jahren erfolgreich von Wintersport auf High-Fashion umstellen. Warum sollte Moncler keinen zweiten Wandel hinbekommen? Dennoch bleibt die Daunenjacke Kern der Marke und macht sicherlich einen guten Teil der Umsätze aus, weshalb das Risiko durchaus real ist.
Allerdings muss man auch in Zeithorizont im Blick behalten. Denn für Moncler relevante Auswirkungen werden sich wahrscheinlich erst in 50 bis 100 Jahren zeigen.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Hoch
Schweregrad: Niedrig
#4 Sonstige Risiken
Bewertung & Renditeerwartung
Lass uns nun auf die aktuelle Bewertung schauen und herausfinden, ob die Moncler Aktie zum jetzigen Zeitpunkt kaufenswert ist.
7.1 Multiple Bewertung
Im historischen Schnitt haben die Italiener eine sehr stark schwankende Bewertung. Im zyklischen hoch notiert die Aktie zu einem KGV in Richtung 30 oder höher, während sie innerhalb eines zyklischen Tiefs auch gerne mal unter 20 fällt.
Ziehen wir das bereinigte KGV heran und vergleichen hier den Wert seit 2022 mit der Konkurrenz, ergibt sich folgendes Bild:
Moncler ist im historischen Schnitt zwar relativ günstig, aber immer noch teurer als manche Konkurrenten bewertet. Insbesondere Kering sticht hier mit einem besonders niedrigen KGV hervor.
7.2 Discounted Cash Flow Bewertung
Aber zu welchem ganz konkreten Kurs ist die Moncler Aktie jetzt kaufenswert?
Um dies herausfinden zu können, nutzen wir das Discounted Cash Flow Modell, indem wir Annahmen für die Zukunft treffen.
Umsatzwachstum
Moncler wird weiterhin Marktanteile gewinnen und die Marke wird beliebter. Demnach rechnen wir damit, dass das Umsatzwachstum mit 10% pro Jahr startet und sich sukzessive auf 8% reduziert.
Da sich Moncler noch in einer relativ jungen Phase des Unternehmenslebenszyklus befindet und eine starke Preissetzungsmacht besitzt, gehen wir nach den 10 Jahren von einem ewigen Wachstum von 3% pro Jahr aus.
EBIT-Wachstum
Moncler konnte die letzten 10 Jahre die EBIT-Marge relativ konstant auf um die 29% halten. Wir gehen davon aus, dass sich dieses Niveau weiter so fortsetzen wird und die EBIT-Marge leicht auf 28% reduziert.
Investitionen und Abschreibungen
Für Investitionen und Abschreibungen ziehen wir die Durchschnittswerte der Vorjahre heran und gehen davon aus, dass sich beide Werte sukzessive auf 6,52% annähern.
Auswertung
Je nach Renditeerwartung ergeben sich folgende faire Werte:
Demnach kommen wir bei einer Renditeerwartung von 10% auf einen fairen Wert pro Aktie von 53,65€. Demnach ist die Aktie aktuell leicht unterbewertet.
Renditeerwartung | Einstandskurs |
---|---|
12% | 40,78€ |
11% | 46,40€ |
10,5% | 49,78€ |
10% | 53,65€ |
9,5% | 58,14€ |
9% | 63,38€ |
8% | 77,06€ |
7,5% | 86,20€ |
7% | 97,66€ |
Fazit: Aktie jetzt kaufenswert?
Zusammenfassung
Pro:
Contra:
Fazit: Moncler ist kaufenswert
Moncler besitzt ein zeitloses Geschäftsmodell mit langfristigem Wachstumspotenzial und ist dort sehr gut positioniert. Man besitzt eine der höchsten operativen Gewinnmargen im Konkurrenzvergleich und schafft es Jahr für Jahr die Preise anzuheben.
Bei der aktuellen Bewertung halte ich die Aktie für leicht unterbewertet und werde selbst nochmal nachkaufen. Meine erste Tranche habe ich zu einem Kurs von ca. 55€ erworben.
Moncler ermöglicht es meinen Luxus-Anteil im Portfolio neben Aktien wie Kering weiter zu diversifizieren.