Salesforce ist Marktführer für CRM-Software und bildet mit seinem Produkt-Ökosystem das Rückgrat für effizienten Vertrieb, Kundenservice und Marketing. Das Geschäftsmodell ist gezeichnet von hohen Gewinnmargen, starkem Wachstum und einem ansehnlichen Burggraben.
Zusammenfassung
📈 Steigende Profitabilität: innerhalb von nur 2 Jahren konnte man die operative Gewinnmarge von 2% auf satte 17% erhöhen. Besteht hier noch mehr Potenzial?
📊 CRM-Software Wachstumspotenzial: Der Markt für CRM-Software wächst stetig und Salesforce steht an der Spitze dieser Entwicklung.
🤖 Starke KI: Mit „Einstein“ hat Salesforce eine KI geschaffen, welche zum Beispiel auf Basis der eigenen Unternehmensdaten Kundenverhalten erkennen und mithilfe eines Prompts zugeschnittene Emails erstellen kann.
🏰 Tiefer Burggraben: Salesforce wird geschützt von einem umfangreichen Ökosystem, welches Netzwerkeffekte, eine starke Marke sowie einen Lock-In Effekt mit hohen Wechselkosten kombiniert.
🔒 Finanzielle Stabilität: man besitzt viel Cash, verhältnismäßig wenig Schulden und einen hohen wiederkehrenden Cashflow.
💰 Aktie fällt um knapp 20%: Es wird befürchtet, dass Salesforce Produkte in einer Wirtschaft angetrieben von KI nutzlos werden. Außerdem waren die Zahlen in letzter Zeit schlechter als erwartet. Kommt nach dem Hochmut nun der Fall?
Also ist die Salesforce Aktie jetzt kaufenswert? Naja, um dieser Frage auf dem Grund zu gehen, werden wir heute unseren Schwerpunkt auf die folgenden Fragen richten:
- Wie hoch ist das langfristige Wachstumspotenzial von Salesforce?
- Ist Salesforce Burggraben tief genug, um sich gegen einen intensiven Wettbewerb durchzusetzen?
- Sind die aktuellen Probleme entscheidend für Salesforce Zukunft, oder handelt es sich nur um kurzfristige und übertriebene Panik?
- Zu welchem Kurs ist die Salesforce Aktie kaufenswert?
- Ist künstliche Intelligenz Fluch oder Segen für Salesforce?
In dem Sinne wünsche ich Dir viel Spaß bei der Analyse und Carpe Diem!
Überblick
Das Unternehmen Salesforce
Salesforce wurde im Jahr 1999 vom ehemaligen Oracle-Manager Marc Benioff gegründet und gehört zu den Gründervätern des Cloud-Computing.
Nachdem das Produkt-Ökosystem mithilfe neuer innovativer Produkte sowie strategischen Akquisitionen erweitert wurde, ist man nun der Standard für CRM-Software mit einem Marktanteil von satten 21%. Zudem sind über 90% der Fortune 500 Unternehmen Kunden von Salesforce.
Die Erfolgsstory seit Anfang der 2000er spiegelt sich nicht nur im Umsatz, sondern seit kurzem auch im Gewinn wieder.
Potenzial vom CRM-Software Markt
Salesforce rechnet damit, dass der TAM (Total Adressable Market, also das maximal mögliche Umsatzpotenzial in einem Gesamtmarkt) für CRM-Software von 2022 bis 2026 um 13% pro Jahr wachsen wird.
Das mag für einen bereits sehr großen Markt nach viel klingen, veranschaulicht man sich aber das Anwendungspotenzial von CRM-Software, kann man die Prognose durchaus nachvollziehen.
Letztendlich geht es bei CRM wie der Name schon sagt um „Kundenbeziehungsmanagement“. Und wo gibt es Kunden? Richtig, in jedem einzelnen Unternehmen auf dieser Welt. Und wie wichtig ist ein Kunde für ein Unternehmen? Naja, ohne ihn gibt’s kein Geld.
Im Wesentlichen hilft ein CRM-System bei den folgenden Faktoren:
- Steigende Kundenerwartung bedienen: Kunden verlangen eine einheitliche Customer Experience (Kundenerfahrung) über alle Kontaktwege hinweg, egal ob man ein Unternehmen per Telefon, E-Mail, Instagram, TikTok oder vor Ort kontaktiert.
- Digitalisierung & Automatisierung: mithilfe von KI können Servicefälle prägnant zusammengefasst, automatisch Kundeninformationen vor einem Meeting recherchiert oder auch E-Mails generiert werden.
- Kunden stärker binden: Um neue Kunden zu gewinnen muss Geld in Marketing-Kampagnen und teure Vertriebsmitarbeiter gesteckt werden. Demnach ist es profitabler dem Kunden eine bestmögliche Customer Experience zu liefern und maximal Umsatz aus diesem zu schöpfen und die Churn-Rate zu minimieren.
- Cross- und Up-Selling: mithilfe von ausreichend Kundeninfos (Verkaufshistorie, Vorlieben etc.) können ähnliche Produkte besser empfohlen werden.
Erklärung Churn-Rate: Die Churn-Rate, auch Kundenabwanderungsrate genannt, definiert den Anteil der Kunden, welche man über einen bestimmten Zeitpunkt (meistens pro Jahr) verloren hat. Hattest du Ende letzten Jahres 100 Kunden, aber hast dieses Jahr 10 verloren beträgt deine Churn-Rate dieses Jahr 10%.
Diese Vorteile sind aber nicht nur Theorie, sondern lassen sich auch quantitativ belegen. So beträgt der ROI pro investierten Dollar in CRM-Software nach Nucleus Research bereits 2014 8,71$ - und das ist bereits 10 Jahre her. Nur drei Jahre zuvor in 2011 kam das Analysehaus noch auf 5,60$. Man kann also nur mutmaßen, wie hoch der ROI heute in einer hochdigitalisierten Welt mit unzähligen neuen Herausforderungen ist.
Erklärung ROI (Return on Investment): Der ROI sagt aus wie viel Gewinn eine Investition im Verhältnis zu den Kosten dieser Investition generiert. Kaufst du eine Maschine für 10.000€ und diese bringt dir im ersten Jahr 2.000€ Gewinn, beträgt dein ROI 20%.
Auch wenn die Ergebnisse hier nicht ganz unabhängig sind, lässt sich durch eine Umfrage von Salesforce durchaus das Ausmaß von Effizienzgewinnen auf unterschiedliche Unternehmensbereiche durch CRM-Software erkennen.
Aktie fällt um 20%
Nun, warum fällt die Aktie bei einer derart rosigen Zukunft aber um knapp 20%?
Naja, ein derart stark wachsender Markt zieht selbstverständlich neue Spieler an, welche einen Teil vom Kuchen wollen. Dabei gibt es Konkurrenten mit einem ähnlich guten Produkt, welche aber nur einen Bruchteil von Salesforce kosten.
Zudem besteht Besorgnis darum, dass Salesforce aufgrund künstlicher Intelligenz bald weniger Lizenzen verkaufen wird. Denn warum mehr CRM-Lizenzen für mehr Personal kaufen, wenn man durch KI doch eh weniger Personal braucht?
Wie Salesforce gegenüber der Konkurrenz aufgestellt ist und wie hoch das Risiko bezüglich KI ist, erfährst du im späteren Verlauf der Analyse.
Geschäftsmodell & Burggraben
Erstmal müssen wir aber Salesforce Geschäftsmodell und Burggraben verstehen.
Lass uns nun Salesforce Ökosystem Stück für Stück aufschlüsseln, indem wir die wesentlichen Produkte analysieren.
Customer 360 – Das Salesforce Ökosystem
Customer 360 ist quasi ein Sammelbegriff für Salesforce gesamtes Produktportfolio und deckt alles von Vertrieb über Service bis hin zur Datenanalyse ab.
Wie bereits zu Beginn erwähnt, gibt es für CRM nahezu überall einen Anwendungsfall. Egal ob Autoindustrie, Healthcare oder Finanzdienstleistungen.
Bei Salesforce selbst habe ich keine Aufschlüsselung der Kunden nach Branche gefunden. Einer Auswertung von SelectHub nach ist CRM-Software insbesondere im Dienstleistungs-Sektor anzutreffen (Services, IT, Finance).
Bevor wir in die Segmente vereinzelnd eintauchen, hier ein kleiner Überblick:
Sales
Der Kern von Salesforce, die Sales-Cloud, ermöglicht es Unternehmen Kundenkontakte zu verwalten, Verkaufschancen zu verfolgen und Vertriebsprozesse schneller und günstiger zu machen.
Vertrieb-Mitarbeiter können auf einer allumfassenden Plattform bspw. Termine vereinbaren und Follow-Up Emails senden.
Der Umsatz konnte sich seit 2016 sehr gut entwickeln. Allerdings hat das Wachstum in Relation zu den anderen Segmenten eher nachgelassen.
Services
Kunden erwarten überall nahtlosen Kontakt. Demnach hilft die Service-Cloud Anfragen mithilfe von Case-Management, Wissensdatenbanken und Self-Service-Portalen effizient zu verwalten und zu bearbeiten.
Kundenanfragen können über verschiedene Kanäle wie E-Mail, Telefon und Chat automatisch an den richtigen Mitarbeiter weitergeleitet werden.
Über die Einstein-KI können vorgefertigte Antworten für den Kunden generiert werden.
Außerdem kann der Service verbessert werden, indem Kunden auf Basis ihrer Anfrage Produktempfehlungen bekommen.
Das macht die Shopping-Erfahrung maximal komfortabel und einfach für Kunden, was am Ende die Conversion-Rate verbessert
Conversion-Rate Erklärung: Die Conversion-Rate misst den Prozentsatz der Besucher einer Website oder Anwendung, die eine gewünschte Aktion ausführen, wie z.B. einen Kauf tätigen.
Die steigende Nachfrage spiegelt sich im konstant hohen Umsatzwachstum wider:
Platform and Other
Zu „Platform“ gehört zum einen der Salesforce App-Marktplatz „AppExchange“.
AppExchange
Salesforce bietet mit AppExchange einen der größten Marktplätze für Unternehmensanwendungen, der es Partnern ermöglicht, eigene Lösungen zu entwickeln und zu vertreiben.
Diese Plattform bietet Salesforce-Kunden den Zugriff auf über 7000 zusätzliche Apps. Dies erweitert das Ökosystem um sogenannte „Netzwerkeffekte“. Das bedeutet, je mehr Apps es auf AppExchange gibt, desto höher ist der Nutzen für den Kunden.
Viele Unternehmen haben sehr spezielle Anforderungen, wodurch man auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Programmen zugreifen muss.
Oftmals lassen sich unterschiedliche Tools, von unterschiedlichen Anbietern nur schwer bis gar nicht zusammen integrieren. Das sorgt nicht nur für Datensilos, sondern macht den Workflow für die Mitarbeiter sehr ineffizient.
Definition Datensilos: Ein Datensilo ist eine isolierte Sammlung von Daten innerhalb eines Programms, die nicht leicht zugänglich oder integrierbar für andere Programme oder Systeme ist, was den Workflow verlangsamt und erschwert.
Mit AppExchange können Unternehmen ihr eigenes Salesforce Ökosystem bauen, um viele Spezialanforderungen zu integrieren. Und sollte das nicht reichen, kann man mit dem Integrations-Tool MuleSoft (mehr dazu später) eine Vielzahl an externen Tools mit Salesforce verbinden.
Slack
Zu der Kategorie „Other“ gehören Programme, welche nicht direkt in die anderen Kategorien reinpassen, darunter die Kommunikations-App Slack.
Slack wurde 2021 für 27,7 Mrd. USD übernommen, was einen Aufschlag von satten 54% zum damaligen Marktwert bedeutet.
In erster Linie ist Slack vor allem ein Messenger ähnlich wie WhatsApp, nur eben für die interne Kommunikation in Unternehmen. Die Kommunikation kann logisch nach Abteilung oder Projekt in unterschiedliche Kanäle aufgeteilt werden.
Was Slack so nützlich macht ist neben dem Messaging insbesondere die Möglichkeit von Automatisierungen und Integrationen.
Über Slack kannst du bspw. Produktivitäts-Apps wie Notion oder Todoist integrieren und eine To-Do Aufgabe direkt über Slack in Todoist hinzufügen. Das spart das ständige Wechseln zwischen unzähligen Apps und macht den Workflow effizienter.
Oder du integrierst Slack mit Microsofts E-Mail Programm Outlook und kannst im Team-Chat Emails direkt an Nachrichten anhängen.
Auch hier profitiert Salesforce wieder von Netzwerkeffekten mit einem ständig wachsenden App Store in Slack namens Slack App Directory.
Marketing und Commerce
Marketing
Mit der Marketing Cloud bietet Salesforce eine Suite an Tools, mit denen Unternehmen ihre Marketingkampagnen erstellen können und über mehrere Kanäle wie E-Mail, Social Media, Mobile Messaging, Werbeanzeigen und Web-Kanälen zu personalisieren und automatisieren.
Commerce
Die Commerce Cloud hilft den Aufbau und Betrieb von Online-Shops zu vereinfachen und die Customer Experience zu verbessern.
So kann man sich die Verkaufshistorie über einen „Engagment Feed“ anschauen, oder die versandten Bestellungen über das „Order Tracking“ überwachen.
Dieses Segment konnte in den letzten 8 Jahren das stärkste Wachstum mit ordentlichen 28,7% Umsatzwachstum (CAGR) pro Jahr verzeichnen.
Integration and Analytics
Integration
Um Apps von Salesforce selbst, aber auch von externen Anbietern miteinander zu verknüpfen gibt es das Integrations- und Automatisierungs-Tool MuleSoft.
Die nachfolgende Grafik von Salesforce erklärt den Nutzen von Mulesoft:
Mithilfe von MuleSoft kann man Integrationen zwischen mehreren Programmen einrichten und darauf basierend Automatisierungen erstellen. So kann man auf die Daten vom Salesforce CRM von mehreren Benutzeroberflächen aus zugreifen, was dazu führt, dass Datensilos eliminiert werden.
Analytics
Mit der Übernahme von Tableau im Jahr 2019 hat man sich eine starke Marktposition im Markt für Business Intelligence (BI) Software gesichert. Solche Tools helfen dabei eine Vielzahl an komplexen Daten einfach und verständlich zu visualisieren.
Besitzt du bspw. einen Online-Shop für Gartenmöbel und verkaufst in unterschiedlichen Ländern in Europa, kannst du dir in Tableau visualisieren lassen, in welchen Ländern welche Möbel am meisten verkauft werden.
Dieses Segment wird erst seit 2022 einzeln ausgewiesen und konnte seitdem signifikantes Wachstum mit ordentlichen 17,1% (CAGR) pro Jahr erwirtschaften.
Umsatzverteilung nach Segment
Um das langfristige Wachstumspotenzial von Salesforce evaluieren zu können, reicht es nicht nur die aktuelle Umsatzverteilung nach Segment anzuschauen, sondern auch den Status Quo von 2016 damit zu vergleichen.
Auch wenn Salesforce im Ursprung nur „Sales“ war, konnte man sich erfolgreich zu einem breit diversifizierten Software-Konzern entwickeln. Das Ökosystem wurde mit neuen Funktionen erfolgreich erweitert und der Kundennutzen wurde erhöht.
Strategische Akquisitionen
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor über die letzten Jahre waren eindeutig Akquisitionen. Tools wie Slack, Tableau oder MuleSoft wurden zwar für einen verhältnismäßig hohen Preis aufgekauft, konnten aber angesichts des starken Umsatzwachstums erfolgreich von Salesforce integriert werden.
Allerdings ist für ein Unternehmen wie Salesforce nicht nur wichtig wie sich der Wert der einzelnen Akquisitionen entwickelt hat, sondern vor allem, inwiefern es den Wert vom gesamten Ökosystem gesteigert hat.
Auch wenn ich einen Übernahme-Preis für zum Teil des 20-fachen des Umsatzes (siehe Slack-Übernahme) weiterhin für teuer halte, rechtfertigt der Wertzuwachs des gesamten Ökosystems zumindest bedingt den Preis.
Dadurch ist ein Übernahmepreis vom 20-fachen des Umsatzes zwar noch lange nicht günstig, aber aus strategischer Perspektive zumindest weitestgehend sinnvoll.
Salesforce Burggraben
Ein tiefer Burggraben schützt ein Unternehmen vor der Konkurrenz.
Aber wie tief ist der Burggraben der Salesforce Aktie und wie setzt sich dieser zusammen?
Ökosystem
Wie aus der Analyse des Geschäftsmodell eindeutig hervorgeht, ist eine Stärke von Salesforce in jedem Fall das breite und integrierbare Produkt-Ökosystem.
Unternehmen müssen nicht unzählige Software-Anbieter vergleichen und nutzen, sondern bekommen insbesondere im Punkto Sales, Service und Marketing alles aus einer Hand.
Das schützt Salesforce vor neuen Konkurrenten mit einem eher limitierten Produktportfolio.
Skaleneffekte
Typisch für SaaS-Unternehmen fallen für Salesforce hohe Fixkosten für die Entwicklung der Software an, dafür entstehen aber geringe Grenzkosten je neu gewonnenen Nutzer. Nachdem der Kunde ein Mal akquiriert wurde, fallen lediglich noch Kosten für Cloud-Rechenleistung und gelegentlichen Support an.
Wie wir später in den Zahlen sehen werden spiegeln sich die Skaleneffekte auch in den operativen Kosten wieder.
Netzwerkeffekte
Die Netzwerkeffekte bei Salesforce halte ich im Vergleich zu anderen Software-Unternehmen für relativ stark.
Zum einen besitzt Salesforce App-Stores wie AppExchange oder Slack App Directory, wo eine Vielzahl an Drittanbieter-Apps existieren, die die Produkte besser anpassbar machen.
Außerdem besteht bereits eine Vielzahl an Schnittstellen, womit sich Salesforce in unzählige Tools integrieren lässt.
Zudem profitiert Salesforce als quasi Industrie-Standard von einer Verwurzelung in unserer Gesellschaft.
Zum einen habe ich bereits von einem Professor von einer Fachhochschule in Köln gehört, dass er Salesforce zu Lehrzwecken verwendet und zum anderen gibt es bereits ganze Stellenausschreibungen auf Jobbörsen wie Stepstone, welche eine Stelle explizit für Salesforce ausschreiben.
Nichtsdestotrotz sind die Netzwerkeffekte im Gegensatz zu anderen Geschäftsmodellen wie bspw. Social Media Plattformen eher moderat.
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In Effekt
Ein Lock-In Effekt entsteht für ein Unternehmen, wenn es (hohe) Kosten dafür tragen müsste um zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Die Angst vor den anfallenden Kosten bindet den Kunden an den Anbieter.
Da Salesforce quasi das Tor zur Kundenwelt ist und riesige Mengen an Kundendaten verwaltet, ist klar, wieso hier ein Lock-In Effekt vorliegt.
Außerdem investieren Kunden erheblich in die Anpassung und Integration der Salesforce-Lösungen in ihre Geschäftsprozesse, was den Wechsel zu einem anderen Anbieter noch weiter erschwert.
Die allgemeine Retention-Rate (Anteil der Kunden, welche nach einem Jahr immer noch Kunde sind) liegt nach CustomerGauge im Software-Bereich bei 86%.
Salesforce Churn-Rate (in der Grafik "Attrition" genannt) liegt 2021 unter dem Branchenschnitt mit ca. 10%, was im Umkehrschluss eine Retention-Rate von 90% ergibt.
Aber es gibt Konkurrenten wie SAP die einen noch stärkeren Lock-In Effekt besitzen und 2021 auf eine Retention-Rate von 92,8% kommen.
Proprietäre Technologie
Salesforce Software lässt sich sehr gut ineinander, aber auch mit externen Tools integrieren. Dies ist für viele Anwender ein K. O. Kriterium.
Weiterhin sticht die Einstein-KI sehr positiv hervor, da hier unzählige Aufgaben effizienter gemacht werden.
Optisch wirkt die Einstein-KI im Konkurrenzvergleich einmalig. Allerdings geht Salesforce auch sehr aggressiv im Marketing mit KI-Anwendungen vor.
Deshalb kann ich mir durchaus vorstellen, dass das ordentliche Marketing-Budget die KI innovativer darstellt als sie eigentlich ist. Einen Beleg dafür habe ich jedoch nicht.
Zusammenfassend halte ich Salesforce zwar weiterhin für technologisch überlegen, aber für deutlich weniger als das Unternehmen sich selbst darstellt.
Starke Marke und Marktpräsenz
Salesforce gilt als Pionier und Marktführer im Bereich CRM und hat eine starke Marke sowie eine weitreichende Kundenbasis aufgebaut. Dadurch gilt Salesforce schnell als erste potenzielle Option und genießt ein hohes Vertrauen.
Strategie & Management
Lass uns nun in Salesforce Strategie eintauchen.
Ziele bis 2026
Salesforce hat in der Investoren Präsentation 2023 das Ziel angekündigt, bis zum Jahr 2026 den Umsatz auf 50 Mrd. zu erhöhen. Dies entspricht einem durchschnittlich annualisierten Jahreswachstum (CAGR, Compound Annual Growth Rate) von 17%.
Das Ziel halte ich zwar für möglich, aber Angesichts aller Risiken, welche über Salesforce schweben, für zu optimistisch.
Mich würde es nicht wundern, falls das Ziel zwischenzeitlich revidiert wird.
Management
Der aktuelle CEO ist nach wie vor der damalige Gründer Marc Benioff.
Bevor Benioff Salesforce gründet, absolviert er seinen Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre an der University of Southern California und arbeitet 13 Jahre bei Oracle, wo er sogar der jüngste Vice President in der Firmengeschichte wird.
Bereits im Alter von 14 verkauft er sein erstes Videospiel names „How to Juggle“ für 75$. Ein Jahr später gründet er sein erstes Unternehmen, Liberty Software, welches Videospiele entwickelt.
Nach MarketScreener hält Benioff aktuell 2,3% von Salesforce mit einem Gegenwert von ca. 5,7 Mrd. USD.
Dies lässt sich als äußerst positiv bewerten, da wir von einem CEO als Gründer und Hauptaktionär ein großes Interesse an einem nachhaltigen Unternehmenserfolg erwarten können.
Ein im Gegensatz nicht beteiligter CEO, muss in kürzeren Zyklen denken, damit die Zahlen vom nächsten Jahr oder gar Quartal stimmen. Ansonsten wird er schnell mal in seinem Posten ausgewechselt.
Marktanalyse & Konkurrenz
Um die Stärke von Salesforce Geschäftsmodell besser einordnen zu können, müssen wir uns ein umfangreicheres Bild vom Gesamtmarkt machen.
Die 4 Wachstumspotenziale von CRM-Software
In Kurzfassung sehe ich vier zentrale Wachstumstreiber für CRM-Software und alle angrenzenden Lösungen:
- Digitalisierung und Automatisierung: Das Bewusstsein der Digitalisierung nimmt sukzessive zu. Da CRM-Software quasi das digitale Tor zum Kundenkontakt ist, wird hier die Nachfrage schrittweise zunehmen.
- Wachsende Bedeutung von Datenanalysen: Mithilfe von großen Datenmengen können bessere Entscheidungen getroffen werden. Es kann evaluiert werden, welche Produkte gut beim Kunden ankommen oder wo vermehrt Kritik aufkommt.
- Cloud Computing und Mobilität: Spätestens seit Corona ist das Home-Office fester Bestandteil des Berufslebens. Mitarbeiter müssen von überall und zu jedem Zeitpunkt auf die Kundendaten zugreifen können. Die Cloud ermöglicht genau das.
- Steigende Erwartungen der Konsumenten: Kunden erwarten von jedem Kontaktpunkt einen zuverlässigen Support zu erhalten. Dazu gehören neben dem herkömmlichen Telefon oder der E-Mail heutzutage auch Social Media Plattformen wie Instagram oder Facebook. CRM-Software bietet hier hilfreiche Tools.
Marktwachstum
Je nach Quelle variieren sowohl die erfasste Marktgröße als auch das erwartete Wachstumspotenzial.
Einig sind sich aber alle: der Markt wird noch lange Zeit weiter wachsen.
Historisches Wachstum: Statista berichtet von einer Studie nach Gartner, wonach das CRM-Marktvolumen von 2010 mit 14 Mrd. USD auf satte 69 Mrd. USD in 2020 angewachsen ist. Das würde einer CAGR von 17,3% entsprechen.
Prognostiziertes Wachstum: Gartner rechnet mit 15,3% CAGR von 2023 bis 2027, während Fortune Business Insights mit 12,6% CAGR von 2024 bis 2032 rechnet.
Angesichts der steigenden Relevanz von CRM-Software in einer digitalisierten Welt, halte ich im mittleren Szenario ein Marktwachstum von 9-12% pro Jahr für sehr wahrscheinlich.
Marktanteile
Bis zum Jahr 2022 hat Salesforce fleißig den eigenen Marktanteil im Vergleich zur Konkurrenz ausgewiesen.
Seit dem der Marktanteil 2023 erstmalig auf 21,7% rückläufig ist, wird auf diese grafische Visualisierung verzichtet – was ein Zufall.
Unabhängig von den kürzlichen Entwicklungen halte ich es langfristig für unwahrscheinlich, dass Salesforce den Marktanteil weiter ausbauen wird.
Es gibt viele Use-Cases, welche Salesforce Ökosystem nicht so gut wie die Konkurrenz abdecken kann. Mehr dazu erfährst du nun im Vergleich zur Konkurrenz.
4 Arten von Konkurrenz
Salesforce steht durch das breite Produkt-Ökosystem mit sehr vielen Unternehmen in Konkurrenz.
Nachfolgend fasse ich dir die vier wichtigsten Konkurrenzarten zusammen:
- Etablierte CRM-Anbieter: Neben Salesforce gibt es mit Oracle, Microsoft und SAP weitere Pioniere, dessen CRM-Software seit Dekaden erfolgreich funktioniert.
- All-in-one Software-Anbieter: Software-Anbieter mit einem vollintegrierten ERP-System (Enterprise-Ressource-Planning) bieten Ihrem Kunden den Vorteil nahezu das ganze Unternehmen mit der Software von einem Anbieter verwalten zu können. Wenn bereits ein CRM-System inkludiert ist, warum auf Salesforce zurückgreifen?
- Spezialisierte CRM-Anbieter: Manche Anbieter entwerfen hochspezialisierte Software, um die besonderen Anforderungen einer gewissen Nische abdecken zu können.
Konkurrenzvergleich
Nun, aber was für Konkurrenten gibt es jetzt ganz konkret?
Es gibt zu viele Unternehmen als das es möglich wäre hier alle aufzuzählen. Die nachfolgende Übersicht soll dir nicht nur einen repräsentativen Einblick in Salesforce Konkurrenzsituation geben, sondern auch einen Startpunkt geben damit du weitere Unternehmen aus dieser Branche analysieren kannst.
Microsoft - Dynamics 365
Innerhalb des Microsoft Dynamics 365 Angebots bietet man umfassende Business-Software an.
Hier ein Ausschnitt des Produktportfolios:
Insbesondere die Tools Dynamics 365 Sales (CRM-Software) sowie Dynamics 365 Customer Service sind direkte Konkurrenzprodukte zu Salesforce.
Unternehmen welche bereits eine Vielzahl von Microsoft Produkten nutzen, könnten dazu tendieren eher das Microsoft CRM als das von Salesforce zu nutzen.
Der steigende Marktanteil der letzten Jahre bestätigt das.
Zoho
Zoho schätze ich als eine der größten Gefahren für Salesforce ein.
Das Software-Unternehmen aus Indien ist vor allem bekannt für seine CRM-Software, bietet mit der Zoho-One Suite aber noch zusätzliche Programme zur Rechnungserstellung oder Lagerverwaltung an.
Auch hier wieder ein Ausschnitt aus dem Produktportfolio:
In erster Linie visiert das Unternehmen aber KMUs (Kleine und Mittelständische Unternehmen) an, ist aber auch für Großunternehmen geeignet.
Ein klarer Kundenvorteil der Zoho-Produkte: der Preis.
Nach Nucleus Research zahlt man für die gleichen Funktionen von Zoho satte 87% mehr bei Salesforce.
SAP
SAP ist der weltweite Marktführer für ERP-Software, welche quasi das zentrale Nervensystem eines Unternehmens ist.
Insbesondere für Kunden, welche keine sehr hohen Anforderungen an ein spezielles CRM-System haben, reicht ein integriertes CRM-System in SAP völlig aus.
Veeva Systems
Veeva Systems ist spezialisiert auf Software für Kunden im Bereich Pharma und Biowissenschaften. Ein wichtiger Bestandteil der Produktpalette ist das CRM-System. Warum sollte ich auf Salesforce zurückgreifen, wenn ich all meine Healthcare-Software von einem Anbieter bekommen kann?
Zahlenanalyse
Lass und nun einen detaillierten Blick auf das Zahlenwerk der Salesforce Aktie werfen.
Wachstum & Profitabilität
Umsatzwachstum
In den letzten 10 Jahren war das Umsatzwachstum äußerst stark. Da die Sättigung im Markt für Sales und Service Software aber in den letzten 15 Jahren stark zugenommen hat, sollte man damit rechnen, dass die Wachstumsraten der nächsten 10 Jahre geringer sein werden.
EBIT Wachstum
Das EBIT selbst war von 2014 bis 2022 fast gar nicht existent. Erst seit 2023 schafft man es die Profitabilität sukzessive zu erhöhen.
Anfang 2023 kündigt Salesforce einen Restrukturierungsplan an, mit dem Ziel die operativen Kosten zu reduzieren und die Profitabilität zu erhöhen.
Dieser Plan besteht aus zwei Maßnahmen:
- Entlassung von Personal: es sollen 10% der damals 80.000 Mitarbeiter entlassen werden.
- Schließung von Büros: in bestimmten Märkten sollen mehrere Büros geschlossen werden.
Die Einsparungen im Punkto Personal- und Mietkosten zeigen offensichtlich Wirkung, denn die operative Marge konnte 2024 schnell mal auf satte 17,2% (!) erhöht werden.
Kurzfristig treten noch einige Restrukturierungskosten auf, aufgrund von Abfindungen für Mitarbeiter, Stilllegung von Büros etc. Im Geschäftsjahr 2024 betragen diese Kosten 988 Mio. USD. Sobald die Restrukturierung abgeschlossen ist, kann man also durchaus mit noch stärkeren Margen rechnen.
Zudem sollte Salesforce die operative Marge langfristig noch etwas mithilfe von Fixkostendegression optimieren können.
Definition Fixkostendegression: beschreibt die Reduzierung der Stückkosten, wenn die Produktionsmenge steigt, da fixe Kosten auf mehr Einheiten verteilt werden. Im Kontext von Salesforce kann man die Menge an abgesetzter Software als „Produktionsmenge“ bezeichnen.
Beim Blick auf die jeweiligen Kosten in Prozent vom Umsatz, erkennt man, dass die administrativen Kosten (General and adminsitrative) sowie die Kosten für Marketing und Sales sukzessive über die letzten Jahre zurückgegangen sind.
Free Cash Flow Wachstum
Der Free-Cash-Flow der letzten Jahre konnte ebenso wie das EBIT stark erhöht werden und ist im Jahr 2024 nach langer Zeit erstmalig positiv
Salesforce Dividende
Seit 2024 schüttet die Salesforce Aktie erstmalig eine Dividende von 1,60$ pro Aktie aus. Die Ausschüttungsquote auf den Free Cash Flow (bereinigt um stock-based compensation) beträgt gerade mal 29,8%.
Da Salesforce mit der neu gewonnenen Profitabilität nun eine wahre Cash-Maschine ist, sollten wir bei fortlaufendem Wachstum ein starkes Dividendenwachstum über die nächsten Jahre erwarten können.
Aktienrückkäufe
Im Februar 2024 wurde ein Paket für 2 Mrd. USD an Aktienrückkäufen genehmigt. Insgesamt besitzt Salesforce damit die Genehmigung satte 30 Mrd. an Aktien rückkaufen zu können.
Finanzielle Stabilität
Verschuldung: Salesforce besitzt mehr liquide Mittel als zinstragende Schulden und ist somit Nettofinanzschuldenfrei.
Zinsdeckungsgrad: Der Zinkostendeckungsgrad sagt uns aus, wie oft die aktuellen operativen Gewinne (theoretisch) reichen würden, um die Zinsen für die aktuelle Finanzverschuldung zu begleichen. Im Geschäftsjahr 2024 kann Salesforce also knapp 21-mal die aktuellen Zinskosten begleichen, was man als sehr sicher betrachten kann.
Goodwill: Goodwill entsteht bei Übernahmen und repräsentiert einen immateriellen Wert, der Kundenbeziehungen, Wachstumspotenzial oder Netzwerkeffekte umfasst.
Mit knapp 49 Mrd. USD ist der Anteil von Goodwill sehr hoch bei Salesforce. Dies liegt an der Vielzahl von Übernahmen der letzten Jahre. Insbesondere für Slack wurde ein deutlich höherer Preis als den Marktwert bezahlt. Die Übernahmen haben sich bislang alle sehr positiv entwickelt und das Produkt-Ökosystem sinnvoll erweitert, wodurch der fiktive Goodwill weitestgehend durch realen Wert gedeckelt sein sollte.
Berücksichtigt man noch die wiederkehrenden Abo-Umsätze mit einem starken Lock-In Effekt, schätze ich die finanzielle Stabilität von Salesforce als sehr sicher ein.
SWOT
Die SWOT-Analyse steht für Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Lass uns nun unsere Analyseergebnisse innerhalb der vier Kategorien zusammenfassen, und schauen wie Salesforce hinsichtlich Chancen-Risiko-Verhältnis abschneidet.
Stärken
Starten wir mit den Stärken der Salesforce Aktie. Nun, was grenzt Salesforce von der Konkurrenz ab?
Schwächen
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Werfen wir einen Blick auf die Schwachstellen der Salesforce Aktie.
Chancen
Fassen wir nun die wichtigsten Wachstumspotenziale der Salesforce Aktie zusammen:
Risiken
Jedes Unternehmen ist Risiken in Form von einer schwächelnden Wirtschaft, operativen Fehlentscheidungen, politischen Eingriffen und vielem anderen ausgesetzt.
Hier analysieren wir jetzt aber: Wo liegen die operativen Risiken der Salesforce Aktie, wie hoch ist deren Eintrittswahrscheinlichkeit und wie gravierend ist der Schweregrad?
#1 Salesforce verkauft weniger Lizenzen durch KI
Grundsätzlich lassen sich SaaS-Unternehmen in zwei Kategorien aufteilen:
- Consumption-based (Verbrauch-basiert): Kunden zahlen bei bspw. AWS für die von ihnen verwendete Rechenleistung innerhalb eines Zeitraumes.
- Subscription-based (Abo-basiert): Kunden zahlen eine fixe wiederkehrende Gebühr für die Nutzungslizenz von Software.
Salesforce fällt offensichtlich in die zweite Kategorie. Der CRM-Gigant ist also abhängig davon, dass die Unternehmenskunden mehr Personal einstellen, um einen höheren Bedarf an Lizenzen zu haben.
Da künstliche Intelligenz (darunter auch Salesforce eigene Einstein KI) nun einen einzelnen Arbeitsplatz im Optimalfall so effizient macht, dass eine Person die Arbeit von zwei Mitarbeitern erledigen kann, würde das im Umkehrschluss für Salesforce bedeuten, dass man eine Lizenz weniger verkauft.
Ich halte diese Hypothese zwar für berechtigt, aber auch für unvollständig.
Diese Annahme setzt voraus, dass es nur eine maximale Menge x an Arbeit zu erledigen gibt. Das entspricht aber selten der Realität.
Ist mein Service-Team nun so effizient, dass alle Anfragen auf meiner Website innerhalb kurzer Zeit beantwortet werden, höre ich nicht auf mit der Optimierung. Als Unternehmer suche ich weitere Maßnahmen, welche meine Effizienz erhöhen.
So könnte ich durch den Effizienzgewinn aus meinem 10-köpfigen Service-Team nun 2 Mitarbeiter abziehen und ein umfangreiches Social-Media Kundenservice Angebot aufstellen, um langfristig stärker wachsen zu können.
Dieses Argument lässt übrigens sich auch auf Subscription-based SaaS-Modelle wie bei Adobe und Autodesk übertragen. Außerdem halte ich Salesforce in der Lage dazu, im Notfall einen Teil des Geschäftsmodells auf ein Consumption-based Modell umzustellen.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig
Auswirkungsgrad: Mittel
#2 Salesforce wird Marktanteile gegen die Konkurrenz verlieren
Diese These halte ich für wahrscheinlich. Bei solchen Risiken kommt es immer auf den Auswirkungsgrad an.
Spezialisierte Nischen-Anbieter als auch Anbieter mit vollintegrierten Lösungen werden sicherlich Marktanteile gewinnen. Dennoch glaube ich, dass Salesforce die Marktführerschaft auf absehbarer Zeit halten kann.
Aber selbst, wenn dieses Risiko eintritt, bedeutet das nicht, dass die Salesforce Aktie nicht mehr wachsen kann
Wenn ein Markt ausreichend Wachstum mitbringt, müssen schrumpfende Marktanteile kein Ausschlusskriterium sein. Die Cloud-Sparte von Amazon namens AWS ist der beste Beweis dafür.
Obwohl AWS konstant Marktanteile in den letzten Jahren verliert, schafft man weiterhin phänomenales Wachstum zu erwirtschaften:
Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
Auswirkungsgrad: Mittel
#3 Salesforce wird langsam „to big to grow”
Bei einem Umsatzvolumen von inzwischen knapp 35 Mrd. USD kann durchaus mal die Frage aufkommen: „Wird Salesforce langsam nicht „to big to grow“?
Ich halte diese These für zu undifferenziert.
Salesforce ist heutzutage mehr als „Sales“ und konnte erfolgreich in neue Segmente wie „Marketing and Commerce“ oder „Integration and Analytics“ expandieren.
Selbst wenn das Wachstum im Bereich Sales oder Service langsam zurückgeht, sorgen die restlichen wachstumsstarken Segmente dafür, dass Salesforce auch in naher Zukunft noch viel Spielraum zum Wachsen hat.
Tipp: Bewerte das Unternehmen also bestmöglich auf Segment-Ebene und evaluiere für dich selbst wie viel Wachstumspotenzial die einzelnen Bereiche haben, um das Risiko einschätzen zu können.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig-Mittel
Auswirkungsgrad: Hoch
Bewertung & Renditeerwartung
Lass uns nun auf die aktuelle Bewertung schauen und herausfinden, ob die Salesforce Aktie zum jetzigen Zeitpunkt kaufenswert ist.
Multiple Bewertung
Im grafischen Bewertungsvergleich im Aktienfinder, sehen wir, dass sowohl Salesforce als auch die Konkurrenz sehr hoch bewertet ist.
Von der direkten Konkurrenz ist lediglich Microsoft „günstiger“, während viele kleine Anbieter (mit aber auch mehr Wachstumspotenzial) wie Veeva Systems teurer bewertet sind.
Salesforce | Adobe | Microsoft | Veeva Systems | |
---|---|---|---|---|
KGV (bilanziert) | 45,9 | 48,5 | 35,3 | 55,5 |
KUV | 7 | 11,9 | 12,7 | 12,4 |
KCV | 21 | 37 | 26,3 | 26,5 |
Aktuell empfinde ich das Bewertungsniveau als viel zu hoch. Selbst nach der kürzlichen Korrektur ist weiterhin sehr viel Hype sowohl bei Salesforce als auch bei den anderen Unternehmen aus dem Vergleich eingepreist.
In anderen Bereichen der Wirtschaft lässt sich aktuell zu einem deutlich günstigeren Niveau einkaufen.
Discounted Cash Flow Bewertung
Damit wir aber für die nächste Kursschwäche vorbereitet sind, wollen wir wissen zu welchem Kurs die Aktie kaufenswert ist. Dafür nutzen wir das Discounted Cash Flow Modell, indem wir Annahmen für die Zukunft treffen.
Umsatzwachstum
Über die nächsten 10 Jahre erwarte ich ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 9% pro Jahr. Diese Prognose basiert auf der Annahme, dass Salesforce Marktanteile weitestgehend stabil bleiben bzw. leicht rückläufig sind und der Gesamtmarkt mit einer Wachstumsrate von 9-12% pro Jahr weiterhin wächst.
Das ewige Wachstum setze ich hier auf 3% pro Jahr an, da der Markt auch in 10 Jahren noch nicht gesättigt sein wird.
EBIT-Marge
Durch zunehmende Skaleneffekte wird die Marge langfristig bis auf 25% ansteigen und auf dem Niveau stagnieren.
Investitionen und Abschreibungen
Der Anteil von Abschreibungen auf Sachanlagen am Umsatz beträgt in den letzten 3 Jahren 2,73%, während der Anteil von Investitionsausgaben 2,37% beträgt.
Langfristig prognostiziere ich, dass sich beide Werte auf 2,5% annähern.
Auswertung
Somit komme ich bei einer Renditeerwartung von 10% pro Jahr auf einen fairen Wert pro Aktie von 148,94$ (132,56€). Demnach ist die Aktie auch nach DCF-Bewertung dezent überbewertet.
Je nach Renditeerwartung ergeben sich folgende faire Werte:
Renditeerwartung | Einstandskurs |
---|---|
12% | 100,41€ |
11% | 114,41€ |
10,5% | 122,86€ |
10% | 132,56€ |
9,5% | 143,79€ |
9% | 156,94€ |
8% | 191,32€ |
7,5% | 214,35€ |
7% | 243,21€ |
Fazit: Aktie jetzt kaufenswert?
Zusammenfassung
Pro:
Contra:
Fazit: Salesforce Aktie ist aktuell nicht kaufenswert
In Summe ist Salesforce eine starke Aktie mit einem soliden Geschäftsmodell und viel Wachstumspotenzial. Allerdings stehen dem auch einige Risiken entgegen. Insbesondere Konkurrenzprodukte können langfristig noch zum Problem werden.
Auf der anderen Seite besitzt Salesforce einen tiefen Burggraben, welcher nur schwierig zu überwinden ist für die Konkurrenz. Demnach halte ich hier Chancen und Risiken bei einer Renditeerwartung von 10% aufwärts für gerechtfertigt.
Bei einem aktuellen Kurs von 233€ halte ich die Aktie jedoch für überbewertet, insbesondere wenn man sich andere sehr günstige Aktien mit Potenzial aus anderen Bereichen wie Porsche oder Paradox Interactive anschaut.
Für mich landet die Aktie auf der Watchlist, allerdings bezweifle ich, dass man die Aktie auf absehbarer Zeit nochmal zu einem derartig günstigen Niveau wie ich es verlange bekommen wird.