Prada ist das Sinnbild für schlichte und elegante Luxusmode und konnte nach jahrelanger Abwärtsphase einen eindrucksvollen Turnaround hinlegen.
Zusammenfassung
📊 Turnaround Story: Vom Höchststand 2013 ist die Aktie bis 2019 um knapp 70% gefallen. Seit 2019 konnte man mit der Aktie nun 190% Rendite erzielen.
🧥 Profiteur von Quiet Luxury: Mit einem schlichten und minimalistischen Kleidungsstil profitiert man vom Modetrend „Quiet Luxury“.
📈 Miu Miu als Katalysator: Die Tochtermarke Miu Miu verzeichnet signifikante Wachstumsraten. Im ersten Halbjahr 2024 konnte die Marke ganze 93% Umsatzwachstum erzielen.
🛡️ Markenstärke und Erbe: Prada ist durch eine 100-jährige Geschichte tief in der Welt der Luxusmode verwurzelt. Das macht die mit der Marke verbundene Exklusivität schwer zu replizieren.
Um beurteilen zu können, ob die Prada Aktie kaufenswert ist, müssen wir folgende Fragen beantworten:
- Ist das kürzlich überdurchschnittliche Wachstum ein Indikator für einen langfristigen Trend, oder doch eher nur ein kurzfristiges Phänomen?
- Klar ist, dass Prada einen phänomenalen Turnaround hinlegen konnte. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage – wie viel davon ist bereits im Kurs eingepreist?
- Wie stark ist die Prada Aktie im Vergleich zur Konkurrenz?
- Zu welchem fairen Kurs ist die Aktie kaufenswert?
In dem Sinne wünsche ich dir viel Spaß bei der Analyse und Carpe Diem!
Geschichte
Bevor wir Geschäftsmodell und Potenzial analysieren können, müssen wir in Pradas Historie eintauchen.
1913
Die Gebrüder Prada eröffnen 1913 ihren ersten Laden „Frautelli Prada“ (Gebrüder Prada) für die Herstellung und den Verkauf von exklusiven Lederwaren.
Bereits zu Beginn verstehen die Brüder, dass nicht nur die Qualität, sondern vor allem auch um die wahrgenommene Qualität entscheidend ist. Demnach eröffnet man den Laden an keinem geringeren Ort als der Galleria Vittorio Emanuelle 2, wo bereits viele angesehene Luxusmarken ansässig sind.

1919
Prada wird von Viktor Emanuel III. zum königlichen Hoflieferanten ernannt. Zudem erhält man die Erlaubnis das Wappen der damaligen Königsfamilie House of Savoy Coat of Arms im Prada Logo zu verwenden, was sich bis heute nicht geändert hat.
1958
Gründer Mario Prada stirbt und möchte sein Vermächtnis an seinen Sohn vererben. Dieser möchte allerdings nichts mit dem Familiengeschäft zu tun haben, weshalb Tochter Luisa Prada übernimmt.
1970er
Maria Bianchi tritt im Laufe der 1970er zum ersten Mal ins Familiengeschäft ein und übernimmt es 1978 von ihrer Mutter.
1980er
Die damals noch unter dem Namen Maria Bianchi bekannte Prada-Erbin, lässt sich von ihrer Tante adoptieren, um den Familiennamen Prada anzunehmen. Dies war ein strategischer Schritt, um das Image von Prada als Familienunternehmen zu stärken sowie um Rechte an den Namen Prada zu erhalten. Zudem lernt die heute unter dem Namen Miuccia Prada bekannte ihren heutigen Mann und damaligen CEO von Prada kennen.
1990er
Miuccia fährt mit ihrem Mann Patrizio Bartelli eine aggressive Übernahmestrategie und beteiligt sich an Luxusmarken wie Gucci, Fendi und Helmut Lang. Durch die dadurch resultierte immense Verschuldung, müssen die Anteile aber wieder abgestoßen werden. Im Jahr 1993 wird die Marke Miu Miu (Spitzname Miuccia Prada) als Sub-Marke für eine spielerische und experimentfreudige Vorgehensweise für Damenmode lanciert.
2000er
Prada stellt sich stark im Absatzmarkt Asien auf und schafft es international immer stärker zu expandieren.
2010er
Ab dem Jahr 2015 beginnen Umsatz und Gewinn zu bröckeln. Strategische Fehlentscheidungen und eine insgesamt eher schlechte Lage im Luxussektor sorgen für große Probleme.
Seit 2021

Prada bringt einen beträchtlichen Turnaround hervor, indem Umsatz und Gewinn stark über den Marktschnitt steigen. Heute ist Prada wieder einer der angesehensten Luxusmarken der Welt und profitiert von einer steigenden Nachfrage.
Nun, aber kann dies so weiter gehen? Lass es uns zusammen herausfinden!
Geschäftsmodell & Burggraben
Aber erstmal müssen wir verstehen, wie Pradas Geschäftsmodell strukturiert ist und womit exakt Geld verdient wird.
2.1 Marken
Denn die Prada Group besteht aus mehr als nur Prada:

Prada
Die Marke Prada nutzt einen zeitlosen Minimalismus, welcher sich durch subtile und unaufdringliche Designs auszeichnet. Während Marken wie Gucci mit ihrem Doppel-G Logo förmlich nach außen „schreien“, setzt Prada bewusst auf ein Understatement. So zahlst du für ein einfaches Schwarzes T-Shirt mit unauffälligem Prada Logo schnell mal 1.000€.

Miu Miu
Miu Miu ist eine Tochtermarke für Damenbekleidung von Prada, welche 1993 von Miuccia Prada gegründet wurde. Benannt nach ihrem Spitznamen „Miu Miu“, repräsentiert die Marke eine verspieltere, jüngere und rebellischere Seite der Prada-Welt.
Während Prada sich oft durch einen minimalistischen und zurückhaltenden Stil auszeichnet, ist Miu Miu experimenteller, lebhafter und frecher.

Church's
Church’s ist eine britische Luxus-Schuhmarke, die für ihre handgefertigten Lederschuhe bekannt ist. Gegründet 1873 in Northampton, England, steht die Marke für traditionelle Schuhmacherkunst und Handwerksqualität.

Auch wenn viele Faktoren einer erfolgreichen Luxusmarke erfüllt sind, passen traditionelle Anzugsschuhe aktuell weniger gut in unseren heutigen Modestil. Church’s Umsatz ist rückläufig und innerhalb von 10 Jahren um knapp 40% gefallen.
Sonstige Marken
Ein kleiner Teil der Umsätze wird mit unterschiedlichen Marken erwirtschaftet:
- Car Shoe: Car Shoe bietet luxuriöse, handgefertigte Mokassins mit Noppensohle, die Stil und Komfort vereinen sollen.
- Marchesi 1824: Marchesi 1824 ist eine traditionsreiche Mailänder Konditorei, die für ihre exquisiten Pralinen und Backwaren steht
- Luna Rossa: Luna Rossa ist ein italienisches Team im Segelwettbewerb „America’s Cup“.

Umsatzentwicklung nach Marke
Kurzfristig betrachtet, war das Wachstum der zwei Hauptmarken in den letzten 2 Jahren einsame Spitze und der Markt für persönliche Luxusgüter konnte outperformed werden
Schaut man aber auf den langfristigen Schnitt sieht es eher Mau aus. Vor allem müssen wir berücksichtigen, dass der Markt für Luxusgüter innerhalb der letzten 10 Jahre phänomenal gelaufen ist.
CAGR 2013-2023 | Wachstum 2021-2023 | |
---|---|---|
Markt | 5,5% | 28,8% |
Prada | 3,5% | 37,5% |
Miu Miu | 3,6% | 87,1% |
Church's | -5,3% | -4,3% |
Other | 5,7% | 39,9% |
Erklärung CAGR: Die Compound Annual Growth Rate wird verwendet um einen durchschnittlichen Wachstumswert pro Jahr über einen bestimmten Zeitraum zu ermitteln. Das bedeutet, Schwankungen die innerhalb der Periode auftreten werden nicht berücksichtigt und wir bekommen ein repräsentatives Bild über das langfristige Wachstum.
Die grafische Aufbereitung bestätigt nochmal die ernüchternde Fundamentalentwicklung der beiden Hauptmarken.

Mit was für einem Wachstum wir langfristig rechnen können, diskutiere ich in der Zahlenanalyse.
2.2 Produktkategorien
Prada gliedert die Umsätze in sechs unterschiedliche Kategorien auf:

Lederwaren
Innerhalb dieses Segments verkauft Prada Lederwaren für Damen und Herren.. Dazu zählen Handtaschen, Gürtel, Rucksäcke uvm.

Diese Kategorie ist mit Abstand die profitabelste, wenn es um persönliche Luxusgüter geht. So erzielt LVMH in diesem Segment eine operative Gewinnmarge von etwa 40%. Prada weist den Gewinn nach Kategorie zwar nicht aus, aber die Marge wird hier nach meinen Schätzungen zwischen 30 und 40% liegen.
Ready-to-wear
In diesem Segment verkauft Prada „normale“ Kleidung. Dazu zählen Kleider und Röcke für Damen, aber auch Anzüge und Mäntel für Herren.
Schuhe
Neben den Hauptmarken Prada und Miu Miu, wird hier die Marke Church’s vertrieben.

Unabhängige Kunden und Franchisenehmer
Hierzu zählen Umsätze außerhalb von Pradas Direktvertrieb. Dazu gehört der Verkauf an Großhändler oder die Einnahmen von Franchisenehmern.
Lizenzeinnahmen
Prada lizenziert die eigene Marke an Dritte, um Lizenzeinnahmen zu erwirtschaften. So hat bspw. L’Oreal die Lizenzrechte, um Parfums mit der Marke Prada herstellen und vertreiben zu dürfen. Prada erhält im Austausch Lizenzgebühren.
Sonstiges
Hierzu gehören alle Einnahmen, welche Abseits von den Hauptmarken sind. So besitzt Prada bspw. die Konditorei Marchesi 1824 oder die kleinere Schuhmarke Car Shoe.
2.3 Regionen
Wie bei den meisten anderen Top-Luxusmarken wird ein Großteil der Umsätze im Raum Asien-Pazifik erwirtschaftet. China und ggf. noch Indien werden hier den größten Anteil ausmachen.

2.4 Burggraben
Ganz gleich wie bei anderen Luxusaktien wie der Kering Aktie oder Moncler Aktie, liegt der Burggraben in der Marke.
Wie bereits beschrieben, halte ich Prada für eine starke Marke mit einer starken Geschichte und Kultur.
Neue Wettbewerber müssen Unsummen ins Marketing investieren, um eine erfolgreiche Luxusmarke aufzubauen damit sie entsprechend mit Prestige und Status assoziiert wird. Und selbst wenn dies für einen finanzstarken Konkurrent keine Hürde darstellt, kann er trotzdem keine 100 Jahre Markenkultur aus dem Nichts zaubern.
Demnach schätze ich auch den Burggraben als stark ein.
Die Turnaround Story
Aber ist der Turnaround jetzt wirklich von nachhaltiger Natur, oder lediglich ein kurzfristiger Ausreißer?
Um das verstehen zu können, müssen wir verstehen was bei Prada damals schief gelaufen ist - sowie natürlich was getan wurde, um das Unternehmen wieder in Richtung Wachstum zu steuern.
3.1 Prada war vom Teufel besessen?
In Anlehnung zum 2003 erschienenen Roman „Der Teufel trägt Prada“, stellte sich angesichts der schlechten Performance die Frage, ob in Prada der Teufel steckt.
Es gibt eine Hand von Faktoren, welche für die schlechte Performance verantwortlich waren. Einen detaillierteren Einblick in die vergangenen Probleme von Prada gibt ein Artikel aus dem Manager Magazin.
- Fehlinvestitionen: Es wurden zu viele und zu teure Läden eröffnet, während Investitionen in die Modernisierung von bestehenden Läden vernachlässigt wurde. Durch eine schlechte Expansionsstrategie wurden die Boutiquen zu nah an Franchisenehmern platziert, so dass sich die Läden gegenseitig kannibalisierten, sprich Umsätze stehlen.
- Vernachlässigter Online-Handel: Investitionen in den Online-Handel wurden stark vernachlässigt. Während der Anteil der Umsätze, welche mit E-Commerce erzielt wurden im Branchenschnitt bei 7% lag, kam Prada gerade mal auf magere 2%.
- Uneinsichtiges Management: Die Führungsspitze Bertelli und Prada soll nicht auf Verbesserungsvorschläge von außen eingehen und stur ihren eigenen Idealen folgen.
- Schlechte Preiserhöhungen: Trotz einer schwächelnden Marke und einem stagnierenden Gesamtmarkt, wurden Preise um teilweise 50% erhöht.
- Mehr Dividende als Gewinn: Zwischen 2016 und 2019 wurde mehr Dividende ausgezahlt, als Nettogewinn erwirtschaftet wurde. Das Management-Team Miuccia Prada und Patrizio Bertelli sollen sich damit ihren ausschweifenden Lebensstil finanziert haben.
- Stagnation im Luxusmarkt: Zwischen 2015 und 2018 war der Markt für persönliche Luxusgüter am Stagnieren. Diese externe Schwäche hat die internen Unternehmensprobleme nochmals verstärkt.
3.2 Der Turnaround
Warum ist es für uns als Investoren wichtig, die vergangenen Probleme im Detail zu analysieren? Weil wir nur so ermitteln können, was die Erfolgsfaktoren der letzten Jahre waren und ob sich diese weiter so entfalten können.
Zusammenfassend halte ich mehrere Unternehmensinterne, sowohl als auch Unternehmensexterne Faktoren für den bisherigen Turnaround verantwortlich:
- Disziplinierte Expansion: Während damals bis zu 35 neue Läden pro Jahr geplant waren, sind es heute nur noch in etwa 10. Die Ladenanzahl von Miu Miu ist sogar rückläufig (trotzdem steigen die Umsätze). Auch die Preiserhöhungen sind konstanter und im Einklang mit der Nachfrage der Marke.
- Fokus auf E-Commerce: Der E-Commerce Anteil ist mit 7% nach EcommerceDB zwar höher als früher aber im Branchenvergleich noch relativ gering, dafür nun aber ein strategischer Fokus.
- Offenenheit im Management: Seit Anfang 2023 wird Andrea Guerra anstelle von Bertelli zum CEO. Miuccia Prada währenddessen teilt nun ihre Rolle als Creative Director mit dem ehemaligen Christian Dior und Calvin Clein Creative Director Raf Simons. Solche Maßnahmen zeigen Offenheit für Veränderung und Verbesserungsvorschläge.
- Luxus-Boom: Seit 2021 verzeichnet der Luxusmarkt immense Wachstumsraten, was für Rückenwind für Prada sorgt.
- Quiet Luxury: Der „Leise Luxus“ stellt eine Gegenbewegung zum lauten nach „außen schreienden“ Modestil dar. Das beste Beispiel für „Loud Luxury“ sind die mit Markenlogos vollgepackten und bunten Kleidungsstücke vom damaligen Gucci Chef-Designer Alessandro Michele. Als schlichte Luxusmarke profitiert Prada sehr stark von diesem Trend.
Seit Anfang 2023 erlebt der Suchbegriff nach Goolge Trends einen großen Ansturm.

Management & Aktionärskultur
4.1 Management
Miuccia Prada und ihr Mann Patrizio Bertelli spielen bis heute eine zentrale Rolle im Management, weshalb wir diese beiden neben dem aktuellen CEO ebenfalls analysieren werden.
Andrea Guerra
Rolle: Chief Executive Officer (CEO)
Im Unternehmen seit: 2023
Vergütung: 5.643.000€
Hintergrund: Guerra geht nach seinem BWL Studium an der Universität La Sapienza in Rom einen interessanten Berufsweg. So war er von 2004 bis 2014 der CEO des Luxusbrillen-Konzerns Luxottica, zwischen 2016 bis 2020 der Executive Chairman vom weltweit größten Vertreiber von italienischen Konsumgütern Eataly und von 2020 bis 2022 als CEO der Gastgewerbeabteilung von LVMH tätig.

Patrizio Bertelli
Rolle: Aufsichtsratsvorsitzender
Im Unternehmen seit: ca. 1977
Vergütung: 19.300.000€
Hintergrund: Bereits im Alter von 21 Jahren gründet Bertelli während seines Studiums ein Unternehmen für kleine Lederwaren. Ende der 1970er Jahre lernt er Miuccia Prada kennen, woraufhin nicht nur eine gemeinsame Unternehmergeschichte, sondern auch eine Liebesgeschichte entsteht.

Miuccia Prada
Rolle: Co-Kreativdirektor (mit Raf Simons)
Im Unternehmen seit: ca. 1975
Vergütung: 19.300.000€
Hintergrund: Miuccia Prada ist die Enkelin vom Gründer Mario Prada. Sie transformierte das kleine Modehaus zu einem führenden Luxusunternehmen, indem sie mittels avantgardischen und dunklen minimalistischen Kleidungsstücken Aufmerksamkeit erregte.

4.2 Vergütung
Die Vergütung des CEO Guerra beträgt ca. 5,6 Mio. Euro was ungefähr 0,5% des EBITs ausmacht. Dieser Wert ist zwar nicht niedrig, aber durchaus typisch für Luxusgüterunternehmen.
Beziehen wir die Vergütung von Prada und Bertelli aber mit ein, ergibt sich schon ein ganz anderes Bild. Den mit jeweils 19,3 Mio. Euro (!) an Vergütung, würden die drei Personen auf einen EBIT-Anteil von etwa 4,2% kommen.
Die Vergütung im Management lässt sich somit als ziemlich üppig bezeichnen.
4.3 Aktionärsstruktur
Die Aktionärsstruktur ist sehr simpel gestrickt:
Prada Familie: 80% der Anteile liegen in Hand des Prada-Bartelli-Klans.
Free-Float: Die restlichen 20% der Anteile befinden sich frei im Umlauf. Darunter befinden sich im marginalen Umfang Vermögensverwalter, welche aber nicht sonderlich erwähnenswert sind.
Die Gründerfamilie hält nach wie vor einen großen Anteil am Unternehmen. Als Ankeraktionär sichern sie eine langfristige Ausrichtung.
Marktanalyse & Konkurrenz
Werfen wir nun einen Blick auf den Markt für persönliche Luxusgüter.
Persönliche Luxusgüter sind ein Segment aus dem Gesamtmarkt für Luxusgüter. Dabei handelt es sich um Gegenstände die direkt von der Person getragen werden, sprich Kleidung, Parfüm oder Schmuck. Luxussportwagen, Yachten, Weine & Spirituosen oder Luxus-Reisen sind hiervon also ausgeschlossen.
5.1 Marktwachstum
Der Markt wird zwischen 2010 und 2024 voraussichtlich ein durchschnittliches Wachstum pro Jahr (CAGR) von ca. 6% erzielen. Im Vergleich zu anderen Branchen ist dieser Wert durchaus überdurchschnittlich.
Bain erwartet bis 2030 ein Wachstum von etwa 5-7% pro Jahr.

Wie aber bereits in der Moncler Analyse erläutert, gibt es einige Probleme, die (zumindest kurzfristig) für schwächelndes Wachstum sorgen.
5.2 Marktanteile
Der Luxusmarkt ist äußerst fragmentiert, wobei es einige großen Haupt-Player gibt:

Im Vergleich zu den großen Luxus-Konglomeraten wie LVMH, Kering und Richemont ist Prada ein eher kleiner Player.
In den letzten Jahren hat eine schrittweise Konsolidierung stattgefunden, wo insbesondere die größten Unternehmen im Markt immer mehr Marktanteile gewinnen. Dies wird vor allem bei den Top-Playern wie LVMH und Hermès ersichtlich.

Prada besitzt einen kleinen Marktanteil und lässt sich als eine Art Nischen-Player kategorisieren, da man in erster Linie eine Marke für dezente und minimalistische Lederwaren und Bekleidung ist.
Seit dem Turnaround 2021 verzeichnet man wieder wachsende Marktanteile.

5.3 Konkurrenzanalyse
Moncler
Moncler kommt aus der Wintersport-Bekleidung und hat sich auf hochwertige Daunenjacken spezialisiert. Heutzutage ist Moncler jedoch deutlich mehr als nur Wintersport und es gibt alles von Shirts, Sneakern bis hin zu Parfums.
Im Jahr 2020 hat man zusätzlich die Marke Stone Island übernommen.
Moncler ist ähnlich groß wie Prada, konnte aber in den letzten 10 Jahren eine deutlich bessere Performance hinlegen.
LVMH
LVMH (Louis Vuitton Moet Henessy) besitzt mit über 75 angesehenen Luxusmarken einen Marktanteil von 23,8% und ist damit klarer Marktführer.
Allerdings sollte man sich von der bloßen Anzahl der Marken nicht blenden lassen. Denn es lässt sich mutmaßen, dass auf die Marken Louis Vuitton und Dior über 50% der operativen Gewinne (EBIT) fallen.
Dennoch ist das Unternehmen eine valide Alternative, wer auf einen breiter aufgestellten Konzern ist, welcher in einer Großzahl an Luxus-Segmenten aktiv ist.
Kering
Kering besitzt 15 Luxusmarken, wobei der Fokus auf Mode und Lederwaren liegt. Darunter zählen Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga. Zudem besitzt man mit Kering Eyewear eine Luxusbrillen-Sparte und 2023 hat man mit Kering Beauté eine Kosmetik-Sparte gegründet.
Ähnlich wie bei LVMH besteht hier ein großes Ungleichgewicht zwischen den Marken. So macht die Marke Gucci im Jahr 2023 nicht nur 50,5% vom Umsatz, sondern auch ganze 68,8% des EBITs aus.
Zu den wichtigsten Marken des Konzerns gehören:

Zahlenanalyse
6.1 Umsatzwachstum
Das Umsatzwachstum der letzten 10 Jahre ist sehr inkonsistent und damit schwer prognostizierbar.

Kurzfristig ist das Wachstum unbestreitbar gut und die Italiener scheinen wieder auf dem richtigen Pfad zu sein. Werfen wir aber einen Blick in die Investoren-Präsentation aus 2013, erkennt man, dass sich die Geschichte hier wiederholen könnte.

Nach einer Phase von jahrelanger Stagnation konnte man den Umsatz innerhalb von wenigen Jahren verdoppeln. Was danach passierte ist bekannt.
Allerdings ist der Vergleich nur begrenzt repräsentativ, da die Rahmenbedingungen unterschiedlich sind. Heute fährt man eine disziplinierte Expansionsstrategie, fokussiert sich auf E-Commerce und fährt einen offeneren Management-Stil.
Auch wenn der Track-Record sehr instabil ist, wirkt die aktuelle Ausgangssituation äußerst solide, weshalb ich ein langfristiges Wachstum im Marktniveau von 5-6% pro Jahr für durchaus wahrscheinlich halte.
6.2 EBIT-Wachstum
Das EBIT der letzten Jahre konnte ebenso wie der Umsatz stark anwachsen, bleibt aber noch unter dem Niveau von 2013 mit 27,2%.

6.3 Free Cash Flow Wachstum
In der Tendenz ist Pradas Free Cash Flow gut am Steigen. Allerdings hatte man 2023 historisch hohe Investitionskosten in Form von neuen Immobilien in Höhe von 760 Mio. Euro.
Zum Vergleich: in 2022 hat dieser Aufwand nur 242 Mio. Euro betragen.

6.4 Anzahl Läden
Während die Anzahl der Läden bei Prada um ca. 10 Stück pro Jahr zugenommen hat, ist die Anzahl der Läden bei sowohl Miu Miu als auch Church’s rückläufig.

6.5 Dividenden
Die Dividende ist in den letzten 10 Jahren nicht sonderlich stark gestiegen. Die 10 Jahre CAGR (durchschnittliche jährliche Wachstumsrate) beträgt nur 4,52% würden wir den 9-Jahreszeitraum zwischen 2015 und 2024 wählen, wären wir bei schlappen 2,72%.

Langfristig halte ich ein Wachstum auf Umsatzniveau in Höhe von 5-6% für wahrscheinlich. Eine steigende Profitabilität sowie Ausschüttungsquote könnten diesen Wert nochmal erhöhen.
6.6 Aktienanzahl
Die Aktienanzahl der letzten 10 Jahre bleibt unverändert. Aktienprogramme für Mitarbeiter scheint es nicht zu geben. Zudem sind keine Rückkäufe geplant.
6.7 Bilanzanalyse
- Net Debt/FCF: Ziehen wir den Free-Cash-Flow des Jahres 2022 heran, kommen wir auf einen Wert von 3,7. Das bedeutet, würde Prada seinen gesamten Free Cash Flow nutzen, wären sie in 3,7 Jahren nettofinanzschuldenfrei.
- Zinskostendeckungsgrad: Der Zinskostendeckungsgrad sagt uns aus, wie oft die aktuellen operativen Gewinne (theoretisch) reichen würden, um die Zinsen für die aktuelle Verschuldung zu begleichen. Im Geschäftsjahr 2023 kann Prada somit 14-mal die aktuellen Zinskosten begleichen, was ausreichend ist.
In Summe lässt sich die finanzielle Stabilität als positiv einstufen.
SWOT
Die SWOT-Analyse steht für Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Lass uns nun unsere Analyseergebnisse innerhalb der vier Kategorien zusammenfassen, und schauen wie Prada hinsichtlich Chancen-Risiko-Verhältnis abschneidet.
Stärken
Starten wir mit den Stärken der Prada Aktie. Nun, was grenzt Prada von der Konkurrenz ab?
Schwächen
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Werfen wir einen Blick auf die Schwachstellen der Prada Aktie.
Chancen
Fassen wir die wichtigsten Wachstumspotenziale der Prada Aktie zusammen:
Risiken
Jedes Unternehmen ist Risiken in Form von einer schwächelnden Wirtschaft, operativen Fehlentscheidungen, politischen Eingriffen und vielem anderen ausgesetzt.
Hier analysieren wir jetzt aber: Wo liegen die operativen Risiken der Prada Aktie, wie hoch ist deren Eintrittswahrscheinlichkeit und wie gravierend ist der Schweregrad?
#1 Der Erfolg der letzten Jahre ist ein kurzfristiger Ausreißer und wird wieder aufhören
Der Erfolg der letzten Jahre könnte maßgeblich von dem Trend hin zu minimalistischer Mode (Quiet Luxury) getrieben sein.
Demnach wäre der zukünftige Erfolg maßgeblich von einem externen Faktor verantwortlich, auf den man wenig Einfluss hat.
Von außen ist es schwer zu beurteilen, wie viel Anteil interne Faktoren (Maßnahmen die Prada selbst ergriffen hat) und wie viel Anteil externe Faktoren (Einflüsse über die Prada keine Kontrolle hat wie Nachfrage und Trends) ausmachen.
Ich halte einige der von Prada ergriffenen Maßnahmen für sehr sinnvoll, dennoch wird der Trend zum Minimalismus ebenfalls stark in die Karten gespielt haben.
Erst in einigen Jahren wird sich dies unter Beweis stellen. Je nachdem wie stark man an Prada glaubt würde ich die Eintrittswahrscheinlichkeit als Niedrig bis Mittel einschätzen.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig-Mittel
Auswirkungsgrad: Hoch
#2 Fälschungen verwässern den Markenkern
Der Markenwert von Prada basiert auf dem damit verbundenen Status und der Einzigartigkeit. Fälschungen können diesen Wert senken. Denn ein Erfolgsfaktor ist die Verknappung, welche zumindest in der menschlichen Wahrnehmung verschlechtert wird, da man an jeder zweiten Ecke in der Großstadt jemanden mit gefälschten Prada Sachen findet.
Zudem werden Fälschungen immer besser, wodurch man kaum noch einen Unterschied zu Original erkennt.
Allerdings ist das nur eine Perspektive. Tatsächlich können Fälschungen sogar einen positiven Effekt haben, da sie die Präsenz der Marke erhöhen.
Unterm Strich ergibt sich meines Erachtens jedoch trotzdem ein negativer Effekt.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Niedrig-Mittel
Auswirkungsgrad: Hoch
#3 Aufkommende Konkurrenz sorgt für Schwierigkeiten
Paradox ist der beste Beweis dafür das Strategiespiele funktionieren. Paradox vergangenes Wachstum und die außerordentlich hohe Profitabilität, könnte zukünftig mehr Konkurrenz heranziehen. Dazu zählen neben aufstrebenden Indie-Entwicklern auch Großkonzerne wie Take-Two Interactive und EA mit prall gefüllten Kriegskassen.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Mittel
Schweregrad: Mittel
#4 Sonstige Risiken
Bewertung & Renditeerwartung
Jetzt haben wir alle relevanten Fakten zum Geschäftsmodell diskutiert und das Zahlenwerk analysiert.
Nun, aber ist die Prada Aktie jetzt kaufenswert? Wenn ja, zu welchem Kurs?
8.1 Multiple Bewertung
Zuerst analysieren wir die Bewertungs-Multiples von Prada und vergleichen diese mit der Konkurrenz.
Seit Mitte 2024 schwächelt die gesamte Luxus-Branche. Demnach ist die Bewertung bei allen relevanten Aktien stark gesunken.

Prada ist auf einem ziemlich ähnlichen Niveau wie LVMH und Moncler bewertet. Allerdings haben Aktien wie LVMH und Moncler einen deutlich besseren Track-Record und eine bessere finanzielle Stabilität.
Zudem gibt es noch Ausreißer wie Kering, welche in Relation zu ihrem Chancen-Risiko Verhältnis eine attraktive Bewertung mitbringen.
Im Vergleich zur Konkurrenz halte ich Prada somit für etwas zu teuer.
8.1 Discounted Cashflow Bewertung
Lass uns nun mithilfe der Discounted Cashflow Methode herausfinden, zu welchem Kurs die Prada Aktie kaufenswert ist.
Dafür treffen wir Prognosen für die Zukunft und ermitteln aus den zukünftigen Einnahmen (Cashflows) den heutigen fairen Wert.
Umsatzwachstum
Prada wird weiterhin auf Niveau vom Gesamtmarkt mit etwa 6% pro Jahr wachsen.
In einem optimistischen Szenario kannst du davon ausgehen, dass Prada zukünftig leicht an Marktanteilen gewinnen wird und das Wachstum leicht über dem Marktschnitt liegt.
Im eher pessimistischen Szenario würde ich eine Wachstumsrate irgendwo zwischen dem historischen Wachstum und dem des Marktes wählen. Das würde bei 4-5% liegen.
EBIT-Wachstum
Die Italiener werden zukünftig weiterhin auf Preiserhöhungen setzen und so wie in den Vorjahren ihre Kosten optimieren. Dadurch wird die EBIT-Marge von jetzt etwa 22,5% auf 25% ansteigen.
Investitionen & Abschreibungen
So wie auch in der Vergangenheit werden die Investitionen in Sachanlagen leicht höher als die Abschreibungen sein.
Dies liegt darin begründet, dass Prada immer noch am Expandieren ist und mithilfe von Investitionen seine Präsenz an Boutiquen erweitert.
Ewiges Wachstum
Wie auch bei anderen Luxusgüter-Unternehmen setze ich hier aufgrund der hohen Preissetzungsmacht ein ewiges Wachstum von 3% an.
Wer etwas konservativer vorgehen möchte, kann auch gerne 2 bis 2,5% nehmen.
Auswertung

Bei einer Renditeerwartung von 10% kommen wir auf einen fairen Wert von 5,69€ pro Aktie.

Bei einer Renditeerwartung von 10% kommen wir auf einen fairen Wert von 5,69€ pro Aktie.
Renditeerwartung | Einstandskurs |
---|---|
12% | 4,25€ |
11% | 4,88€ |
10,5% | 5,26€ |
10% | 5,69€ |
9,5% | 6,20€ |
9% | 6,78€ |
8% | 8,31€ |
7,5% | 9,33€ |
7% | 10,61€ |
Fazit: Aktie jetzt kaufenswert?
Zusammenfassung
Pro:
Contra:
Fazit: Prada Aktie ist nicht kaufenswert
Zusammenfassend halte ich Prada für ein Luxus-Unternehmen mit Potenzial. Ich halte den Turnaround für nachhaltig und glaube auch, dass zumindest die Tendenz zu Quiet Luxury in der Modewelt noch lange Zeit erhalten bleiben wird.
Nichtsdestotrotz müssen wir uns auch die Alternativen von Prada im Blick behalten und hier gibt es einfach deutlich attraktivere Optionen.
Außerdem hat Prada einen sehr instabilen Track-Record mit vielen Höhen und Tiefen, was eine Prognose für die Zukunft äußerst schwierig gestaltet.
Somit halte ich Prada sowohl im Mulitple-Vergleich, als auch in der Discounted Cashflow Bewertung für leicht bis moderat überbewertet.
Deshalb möchte ich die Analyse mit zwei Alternativen Investment-Ideen abschließen, wo du dich tiefer reingraben kannst:
Kering Aktie: Kering baut sich gerade zu einem breit gefächerten Luxus-Konglomerat auf und entwickelt neben dem Fokus auf Mode inzwischen auch eine Luxus-Brillen und Parfum Sparte auf. Man besitzt einige sehr starke Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga. Aktuell ist jedoch aktuell am schwächeln sind.
Moncler Aktie: Mit einem Fokus auf Daunenjacken und Winterbekleidung deckt man eine Nische ab. Zudem ist der Track-Record der letzten 10 Jahre sehr ordentlich. Die finanzielle Stabilität ist gut und das alles während die Bewertung auf dem gleichen Niveau wie bei Prada ist. Allerdings besitzt Prada weiterhin die stärkere Markenkultur und einen höheren Markenwert.